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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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linken Stiefel hin.
    »Wir müssen weiter«, drängte Wilson. Er steckte das Messer in die Scheide und schnallte seinen Ranzen enger, damit er nicht hin- und herschlenkerte. »Ziehen Sie den Stiefel wieder an!«
    »Aber die Sohle ist noch glatt!«, wandte Bingham ein und stieß eine Rauchwolke in den Regen.
    Wilson kehrte der Steilwand den Rücken zu. »Schauen Sie nicht dort hoch. Ich sagte, nicht dort hochschauen. Ich habe da jemanden gesehen, zweifellos Eingeborene. Sie laufen den Kamm entlang.«
    Bingham riss die Augen auf. »Sie haben Indianer gesehen?« Er griff nach seinem Gewehr.
    »Ziehen Sie den Stiefel an ... sofort«, zischte Wilson.
    Bingham ging auf ein Knie und band sich die Schnürsenkel zu.
    Wilson hatte keine Ahnung, wen er da oben entdeckt hatte, jedenfalls bewegten sie sich auf diesem schwierigen Terrain sehr schnell und athletisch. Es war anzunehmen, dass es sich um diejenigen handelte, die die Esel getötet hatten. Und höchstwahrscheinlich waren es Indianer, wie sich aus den Barfußspuren vor der Hütte schließen ließ. Nach den paar flüchtigen Blicken war es unmöglich zu sagen, ob es Campas waren, doch ihre Haut hatte einen satten, schimmernden Goldton gehabt.
    »Es ist wichtig, dass wir den Fluss vor ihnen erreichen«, sagte Wilson, dem aufging, dass der Weg dorthin ihre beste Chance auf Flucht war. »Wir müssen schnell sein. Schaffen Sie das?«
    Bingham blieb geduckt, als rechnete er jeden Augenblick damit, dass Giftpfeile durch die Bäume sausten. »Sind Sie sicher, dass wir uns nicht hier verteidigen sollten?« Angespannt hielt er sein Gewehr umklammert.
    »Wenn zehn Krieger aus dem Wald stürmen, wird ein einzelnes Springfield-Gewehr sie nicht aufhalten.« Wilson rannte los und zwischen den verstreuten Felsbrocken hindurch, die sich auf dem Talboden angesammelt hatten. Bingham folgte ihm auf seinen dünnen Beinen, kam aber nicht annähernd so gut voran wie Wilson.
    »Hoffentlich wissen Sie, was Sie tun!«, rief er ihm hinterher.
    Wilson sprang zwischen zwei Felsen und über einen zugewachsenen Graben. Dabei achtete er ständig darauf, einen Weg zu wählen, den Bingham gut bewältigen konnte. Er rannte auf einen Bach zu, wo das Gefälle flacher war und keine Büsche standen. Ohne zurückzublicken sagte er: »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, sparen Sie sich den Atem, und konzentrieren Sie sich aufs Vorankommen.«
    »Ich war noch nie ein ausdauernder Läufer.« Bingham schnaufte. »Ich bin mehr der Sprinter.«
    Wilson behielt ein gleichmäßiges Tempo bei und war trotz der gelegentlichen Bemerkungen und des Stöhnens in seinem Rücken erleichtert, dass Bingham Schritt hielt. Der Weg war hin und wieder schwierig, und Wilson musste aufpassen, dass er nicht in eine Sackgasse geriet. Von Zeit zu Zeit spähte er die Hänge hinauf, weil er spürte, dass ihn von dort jemand beobachtete. Doch er entdeckte niemanden in dem dichten Grün, sah nur saftstrotzende Blätter in allen Größen und Farben und lange Ranken, die von den überhängenden Felsen herabhingen, sowie immer mehr Bambusstauden, je weiter sie sich dem Fluss näherten.
    Der Regen wurde stetig stärker, und das Tosen des Urubamba, der nicht mehr weit entfernt sein konnte, klang unheilvoll.
    Die Indianer strebten sicherlich derselben Hängebrücke zu wie sie, schloss Wilson. Doch warum nahmen sie den mühsameren Weg am Steilhang entlang? Es wäre doch einfacher für sie gewesen, Bingham und ihn am Talboden zu verfolgen und einzuholen. Er fand das unverständlich. Wie fast alles, was er seit seiner Ankunft in Cusco erlebt hatte. Zuerst hatten die Indianer die Esel getötet, wahrscheinlich, um sie von ihrer Wanderung ins Heilige Tal abzuhalten; und jetzt liefen sie ihnen voraus zur Kondorbrücke, wo sie sie an der Überquerung des Flusses hindern wollten. Zu dieser Jahreszeit war die Brücke der einzige Weg über das reißende Gewässer. Und nach dem Tosen zu urteilen, würde es keiner überleben, der in die Fluten stürzte.
    Bingham blieb leicht zurück, und Wilson trieb ihn an. »Es ist nicht mehr weit, Hiram! Wir kommen gut voran!« Er hoffte, den Fluss jeden Augenblick durchs Grün schimmern zu sehen. Wenn sie es über die Brücke geschafft hatten, die den Großen Redner überspannte, würden sie den Hang am Nordufer hinaufklettern müssen. Die Hängebrücke gab es seit Jahrhunderten, und sie wurde von den Indianern instand gehalten, damit sie den Fluss auch während der Regenzeit überqueren konnten. Obwohl sie als technische

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