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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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der Bahnstrecke gefolgt und dann hinunter in das dicht bewaldete Seitental der Urubamba-Schlucht gewandert. Der dunstige Regen hatte nicht nachgelassen und war Wilson an Hals und Handgelenken in die Kleidung gesickert. Es war seine Entscheidung gewesen, an den Eisenbahnschwellen entlangzulaufen, weil man dort sicher auftreten konnte und kaum Fußspuren hinterließ. Es dauerte eine ganze Stunde, bis sie unter die Wolkendecke gelangten, wo bessere Sichtverhältnisse herrschten. Aber es war immer noch unmöglich, die eisbedeckten Berge zu sehen, die ringsum aufragten.
    Als sie tiefer hinabkamen, wurde das Atmen leichter, und Wilson fühlte sich entschieden besser. Knapp zwei Kilometer zuvor hatte die Eisenbahnstrecke an einem Steilstück aufgehört. Die Bauarbeiter waren offenbar angewiesen worden, in der Regenzeit nach Hause zu gehen – wahrscheinlich nach Cusco –, weil es unmöglich war, bei diesem Wetter in abschüssigem Gebiet zu arbeiten. Vor April, wenn der Regen nachließ und die Flusspegel sanken, würden die Männer nicht zurückkommen.
    »Ziehen Sie den Stiefel aus«, sagte Wilson.
    »Das werde ich nicht tun!«
    Wilson zog sein Jagdmesser und zeigte mit der Klingenspitze auf Binghams rechten Fuß. »Die sind nicht geeignet, um über nasse Felsen und Morast zu laufen. Geben Sie sie mir.«
    »Wir sollten nach Cusco zurück«, wiederholte Bingham. »Ich kenne eine hübsche kleine Bar, wo wir einheimisches Bier bekommen – oder was die hier dafür halten. Und es gibt da eine herzhafte Gemüsesuppe, mit der wir uns den Bauch vollschlagen können.«
    Man hörte das Tosen des Urubamba bis in das Seitental, und es verlor nichts von seiner Bedrohlichkeit, obwohl der Fluss noch anderthalb Kilometer weit weg war. »Hören Sie das?«, fragte Wilson und legte die Hand ans Ohr.
    »Das ist ein Fluss«, antwortete Bingham. »Ein großer, wie es scheint.«
    »Wenn wir erst mal am Urubamba sind, wird der Weg einfacher. Geben Sie mir Ihre Stiefel. Ich werde ein paar Kerben in die Sohlen schneiden, damit Sie sicherer auftreten.«
    »Wie viel leichter wird die Strecke werden?«, fragte Bingham.
    »Sehr viel leichter.« Es begann, stärker zu regnen, und Wilson fragte sich, wie er Bingham je durch den dichten Urwald und über die steilen Hänge hinauf nach Vilcabamba bringen sollte. Der Weg würde mitnichten leichter werden, sondern schwieriger, viel schwieriger.
    Bingham saß am Rand eines eckigen Granitblocks, der offenbar von dem Steilfelsen über ihnen herabgestürzt und durch den Wald gekollert war. Während er die Schnürsenkel öffnete, murmelte er: »Das ist die übelste Tour, die ich je mitgemacht habe, wissen Sie das?«
    Kurz spielte Wilson mit dem Gedanken, abzuhauen und den Yale-Gelehrten sich selbst zu überlassen, doch das kam nicht infrage, so gern er es getan hätte. Wilson dachte an die grausam aufgeschnittenen Beine der Esel. »Der Legende nach ist dieses Tal das gefährlichste von ganz Peru. In der Karte, die Sie bei sich hatten, war es nicht einmal verzeichnet.«
    Bingham roch an seinem Stiefel, dann hielt er ihn widerstrebend Wilson hin. »Riecht gar nicht so schlimm ... ich bin überrascht.« Er zog seinen Tabaksbeutel unter der Jacke hervor. Während er zu beiden Seiten über die Steilhänge schaute, drehte er sich im Schutz der breiten Hutkrempe und trotz nasser Finger geschickt eine Zigarette. »Das Tal scheint mir nichts Besonderes zu sein.«
    Wilson schnitt derweil Kerben in die Stiefelsohlen und achtete darauf, nicht durch das Leder zu stechen. »Soweit ich weiß, gehören die hiesigen Indianer zum Stamm der Campa. Es heißt, sie seien unzivilisiert und extrem grausam. Es wäre klug, sich hier nicht unnötig lange aufzuhalten.«
    »Das hätte ich gern erfahren, bevor meine Esel getötet wurden!« Unwillig schaute Bingham über die Schulter den schwer gangbaren Pfad hinauf, der irgendwo in den Wolken verschwand. »Sie meinen also, die Campas haben meine Esel getötet?«
    Wilson hatte bereits drei Kerben in die vordere Sohle geschnitten und machte sich nun an den Absatz. »Könnte sein, aber sicher ist das nicht. Angeblich benutzen sie Giftpfeile, und unsere Täter hatten es offensichtlich mit Messern auf Ihre Esel abgesehen.«
    Bingham leckte über das Papierchen und klebte es zu. »Giftpfeile! Das ist ja entsetzlich. Haben Sie noch mehr Überraschungen auf Lager?«
    »Unsere Chancen sind am besten, wenn wir weitergehen und nicht zurücklaufen.«
    »Sie verpassen ein Essen in einem feinen Cuscoer

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