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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Mädchen sahen, das auf sie zukam. Ihr Arm lag in einer blutigen Schlinge, und ihr Gesicht war staubbedeckt. Wulfgar sah sie auch, und der Anblick ihrer Verletzungen schmerzte ihn mehr, als es bei einer eigenen jemals möglich sein konnte.
    »Catti-brie!« rief er und eilte auf sie zu. Sie beruhigte ihn mit einer ausgestreckten Hand.
    »Es ist nichts Ernsthaftes«, versicherte sie Wulfgar gleich mütig, obwohl er durchschaute, daß das nicht stimmte. »Aber ich wage mir nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn Bruenor nicht gekommen wäre.«
    »Du hast Bruenor gesehen?«
    »In den Tunneln«, erklärte Catti-Brie. »Einige Orks fanden den Weg hinein – vielleicht hätte ich die Tunnel einstürzen lassen sollen. Doch es waren nicht so viele, und ich konnte hören, daß mit den Zwergen oben auf dem Schlachtfeld alles in Ordnung war. Dann kam Bruenor, aber hinter ihm waren sehr viele Orks her. Ein Stützbalken stürzte ein. Ich glaube, Bruenor hatte ihn vorbereitet und angeschnitten, und dann war alles so staubig, und es gab ein wildes Durcheinander.«
    »Und Bruenor?« fragte Wulfgar gespannt.
    Catti-brie sah über das Schlachtfeld. »Dort drüben. Er hat nach dir gefragt.«
    Als Drizzt die Trümmer von Cryshal-Tirith erreicht hatte, war die Schlacht zu Ende. Der Anblick und die Geräusche des greulichen Nachspiels drangen von allen Seiten auf ihn ein, aber er ging zielstrebig weiter auf die Ruinen zu.
    Im Grunde kam sich der Dunkelelf wie ein Narr vor, daß er einer derart hoffnungslosen Sache nachging. Selbst wenn Regis und Guenhwyvar nicht aus dem Turm gekommen waren, wie konnte er überhaupt hoffen, sie zu finden?
    Dickköpfig drängte er weiter und weigerte sich, auf die logischen Argumente seiner inneren Stimme zu hören. An diesem Punkt unterschied er sich von seinem Volk, und das war auch der Grund, der ihn zu guter Letzt aus der ungebrochenen Dunkelheit der riesigen Städte vertrieben hatte. Drizzt Do'Urden erlaubte es sich, Mitgefühl zu empfinden.
    Er erreichte die Trümmer und begann mit bloßen Händen im Schutt zu graben. Größere Steinblöcke behinderten ihn, sehr tief hineinzufassen, aber er gab nicht auf und zwängte seine Hände in gefährlich enge und lockere Spalten. Die verbrannte linke Hand konnte er kaum benutzen, und die rechte blutete bald vom Scharren. Aber er gab nicht auf, ging um den Schutthügel herum und stieg schließlich hinauf.
    Für seine Beharrlichkeit, für seine Gefühle wurde er belohnt. Kaum hatte er die Spitze des Trümmerhaufens erreicht, nahm er die vertraute Aura der magischen Kraft wahr. Sie führte ihn zu einem kleinen Spalt zwischen zwei Steinen. Er griff zaghaft hinein. Immer noch trieb ihn die Hoffnung, den Gegenstand unversehrt vorzufinden. Langsam zog er die Statuette heraus. Seine Finger zitterten, als er sie nach Schäden untersuchte. Aber er fand nichts – die dem Gegenstand innewohnende Magie hatte dem Gewicht der Steine widerstanden.
    Dennoch überkamen den Dunkelelfen gemischte Gefühle. Auch wenn er erleichtert war, daß Guenhwyvar offensichtlich überlebt hatte, teilte ihm das Vorhandensein der Statuette mit, daß Regis wohl nicht entkommen war. Ihn verließ der Mut. Und er verließ ihn noch mehr, als etwas Funkelndes in demselben Spalt seine Aufmerksamkeit erregte. Er griff hinein und holte die goldene Kette mit dem Rubinanhänger hervor. Seine Befürchtungen waren bestätigt.
    »Ein passendes Grab für dich, mutiger kleiner Freund«, sagte er düster, und in diesem Augenblick beschloß er, die Ruinen Regis' Steinhügel zu nennen. Trotzdem war es ihm unverständlich, wie der Halbling von seiner Kette getrennt worden war, denn an ihr war kein Blut oder ein anderer Hinweis zu sehen, der darauf hindeutete, daß Regis sie beim Sterben getragen hatte.
    »Guenhwyvar«, rief er. »Komm zu mir, mein Schatten.« Er spürte die vertrauten Schwingungen in der Statuette, als er sie auf den Boden vor sich hinstellte. Dann erschien der schwarze Nebel und verwandelte sich in die große Katze. Sie war wieder unversehrt und hatte sich in den wenigen Stunden auf ihrer Ebene etwas erholt.
    Drizzt ging schnell auf seinen Gefährten zu, aber dann hielt er abrupt inne, als in kurzer Entfernung ein zweiter Nebel auftauchte und Gestalt anzunehmen begann.
    Regis!
    Der Halbling saß mit geschlossenen Augen und offenem Mund da, als wollte er gerade in eine äußerst appetitliche unsichtbare Delikatesse beißen. Eine Hand hielt er ungeduldig an der Wange, und die andere schwebte

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