Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
Mann, ein Meuchelmörder, war dort auf der Suche nach Regis. Ich habe ihn verfolgt, weil ich versuchen wollte, euch vor ihm zu warnen, aber er hat mich erwischt und weggeschleppt.«
Bruenor warf dem Halbling einen finsteren Blick zu, doch der war inzwischen noch weiter zurückgewichen und ließ den Kopf hängen.
»Ich habe doch schon gewußt, daß du in Schwierigkeiten steckst, als du uns hinter den Städten auf der Straße nachgerannt bist!«
»Sein Name ist Entreri«, gab Regis zu. »Artemis Entreri. Er kommt aus Calimhafen von Pascha Pook.« Er zog den Rubinanhänger hervor. »Deswegen.«
»Aber er ist nicht allein«, fügte Catti-brie hinzu. »Einige Zauberer aus Luskan suchen Drizzt.«
»Aus welchem Grund?« fragte der Dunkelelf aus dem Schatten.
Catti-brie zuckte die Achseln. »Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, mir den Grund zu verraten, aber ich vermute, daß es etwas mit Akar Kessell zu tun hat.«
Drizzt verstand das alles sofort. Sie suchten den Gesprungenen Kristall, das mächtige Relikt, das unter einer Lawine auf Kelvins Steinhügel vergraben worden war.
»Wie viele?« fragte Wulfgar. »Und wie weit sind sie hinter uns?«
»Es waren drei«, antwortete Catti-brie. »Der Meuchelmörder, eine Magierin und ein Soldat aus Luskan. Sie hatten ein Monster bei sich. Sie nannten es Golem. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.«
»Golem«, wiederholte Drizzt leise. Er hatte in der Unterwelt viele dieser Kreaturen in der Stadt der Dunkelelfen gesehen, gewaltige Monster mit unsterblicher Treue zu ihren Schöpfern. Es mußte sich wahrhaftig um mächtige Feinde handeln, wenn sie so ein Monster mit sich führten.
»Aber er ist vernichtet«, erzählte Catti-brie weiter. »Er hat mich auf meiner Flucht verfolgt und hätte mich bestimmt erwischt. Aber ich habe ihn an der Nase herumgeführt und einen ganzen Berg Steine auf seinen Kopf fallen lassen!«
Bruenor drückte sie noch einmal ganz fest an sich. »Gut gemacht, mein Mädchen«, flüsterte er.
»Und außerdem habe ich den Soldaten und den Meuchelmörder in einem schrecklichen Kampf zurückgelassen«, fuhr Catti-brie fort. »Einer ist vermutlich tot, wahrscheinlich der Soldat. Eine Schande ist das, denn er war eigentlich einer von der anständigen Sorte.«
»Trotzdem hätte er meine Klinge gespürt, weil er diese Schufte unterstützt hat«, knurrte Bruenor. »Aber genug von dieser Geschichte. Wir werden später Zeit zum Erzählen haben. Du stehst vor der Halle, Mädchen, weißt du das? Du wirst bald mit deinen eigenen Augen die Pracht sehen, von der ich dir die ganzen Jahre über erzählt habe! Ruh dich jetzt aus!« Er drehte sich um und wollte gerade Wulfgar bitten, sich um sie zu kümmern, als sein Blick auf Regis fiel. Den Halbling quälten düstere Gedanken. Er stand mit hängendem Kopf da und fragte sich, ob er seinen Freunden diesmal nicht zu sehr zugesetzt hatte.
»Fürchte dich nicht, mein Freund«, tröstete Wulfgar ihn, als er Regis' Kummer sah. »Du hast das getan, um zu überleben. Darin liegt keine Schande. Aber trotzdem hättest du uns von der Gefahr erzählen sollen!«
»Ach, Kopf hoch, Knurrbauch!« keifte Bruenor ihn an. »Wir haben doch nie etwas anderes von dir erwartet, du nichtsnutziger Gauner! Glaub ja nicht, daß wir überrascht sind!« Bruenors Wut, die manchmal ein Eigenleben zu führen schien, mischte sich plötzlich ein, als er so dastand und den Halbling ausschimpfte.
»Wie kannst du es wagen, uns so etwas anzutun?« brüllte er auf einmal Regis an, schob Catti-brie zur Seite und machte einen Schritt nach vorne. »Und das direkt hier in meiner Heimat!«
Wulfgar stellte sich schnell zwischen Bruenor und Regis, obwohl ihn die jähe Veränderung an dem Zwerg wirklich verblüffte. Noch nie hatte er erlebt, daß Bruenor sich von seinen Gefühlen derart mitreißen ließ. Auch Catti-brie sah ihn wie gelähmt an.
»Es war nicht die Schuld des Halblings«, sagte sie. »Die Zauberer wären sowieso gekommen!«
Drizzt kehrte zu ihnen zurück. »Bis jetzt hat noch niemand die Stufen erreicht«, berichtete er, aber als er die kleine Gruppe überblickte, wurde ihm klar, daß ihm niemand zuhörte.
Ein langes, ungemütliches Schweigen legte sich über sie, bis es schließlich von Wulfgar gebrochen wurde. »Wir sind auf dieser Reise zu weit gekommen, als daß wir uns jetzt streiten und gegenseitig bekämpfen sollten!« schimpfte er Bruenor aus.
Bruenor sah ihn sprachlos an. Er wußte nicht, wie er auf diesen ungewöhnlichen
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