Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
Höhle!«
Wulfgar umklammerte die Eisenstangen des Gitters und prüfte sie, aber wie er vermutet hatte, gaben sie nicht nach. »Wir können diese Stangen sowieso nicht überwinden«, warf er ein. »Falls du nicht weißt, wo wir eine Kurbel zum Öffnen finden.«
»Einen halben Tagesmarsch von hier«, erwiderte Bruenor, als läge dies Argument, das für das Denken eines Zwerges, der seine Schätze beschützt, völlig logisch war, auf der Hand. »In der anderen Richtung.«
»Reizendes Volk«, sagte Regis leise.
Bruenor, der die Bemerkung verstanden hatte, zog ein finsteres Gesicht, packte Regis am Kragen und hob ihn vom Boden hoch, bis ihre Gesichter fast zusammenstießen. »Meine Rasse ist ein vorsichtiges Volk«, knurrte er. Seine Enttäuschung und Verwirrung steigerten sich wieder zu einem seiner unbezähmbaren Wutanfälle. »Wir behalten gerne das, was unser ist, insbesondere wenn kleine Diebe mit langen Fingern und großem Maul im Spiel sind.«
»Aber es gibt doch bestimmt noch einen anderen Weg«, fragte Cattibrie, die von der Auseinandersetzung ablenken wollte.
Bruenor ließ den Halbling auf den Boden fallen. »Wir können in diesen Raum dort gelangen«, erwiderte er und meinte den beleuchteten Bereich am Fuß der Stufen.
»Dann laßt uns schnell verschwinden«, verlangte Catti-brie. »Falls der Lärm von dem Einsturz Alarm ausgelöst hat, ist die Nachricht vielleicht noch nicht bis hierher durchgedrungen.«
Bruenor führte sie schnell durch den schmalen Tunnel in den Korridor hinter der Geheimtür zurück.
Auch hinter der nächsten Abzweigung im Hauptkorridor waren die Wände mit Runen und Reliefarbeiten von Zwergenkünstlern verziert, und Bruenor war erneut von den Wunderwerken seiner Sippe überwältigt und vergaß bald seine Wut auf Regis. Wieder hörte er die Hämmer erschallen und den Gesang bei den öffentlichen Versammlungen zu Garumns Zeiten. Wenn durch das Abscheuliche, das sie hier vorgefunden hatten, und den Verlust von Drizzt sein leidenschaftlicher Wunsch, Mithril-Halle für sich zu beanspruchen, auch gemäßigt worden war, so entfachten die lebhaften Erinnerungen, von denen er in diesem Korridor ergriffen wurde, aufs neue dieses Feuer.
Vielleicht sollte er doch mit seiner Armee zurückkehren. Vielleicht würde wieder das Mithril in den Schmieden der Sippe Heldenhammer erklingen.
Bei diesem Gedanken, den Ruhm seines Volkes wiederzugewinnen, sah Bruenor auf seine Freunde, die erschöpft waren und hungrig und um den Dunkelelfen trauerten, und er erinnerte sich daran, daß seine vorrangige Aufgabe darin bestand, aus dieser Anlage zu entkommen und sie wieder in Sicherheit zu bringen.
Ein helleres Licht weiter vorne zeigte das Ende des Tunnels an. Bruenor verlangsamte das Tempo und schlich sich vorsichtig zum Ausgang. Wieder standen die Gefährten auf einem Steinbalkon, von dem aus sie einen weiteren großen Korridor, eigentlich einen Raum mit hoher Decke und verzierten Wänden, überblicken konnten. Auf beiden Seiten brannten in gleichem Abstand alle paar Meter Fackeln.
Ein Kloß stieg in Bruenors Hals auf, als er auf die geschnitzten Bildwerke schaute, die die gegenüberliegende Wand säumten, riesige gemeißelte Flachreliefs von Garumn, Bangor und allen Oberhäuptern der Sippe Heldenhammer. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob sein Bild jemals seinen Platz neben dem seiner Vorfahren finden würde.
»Ein halbes Dutzend bis zehn sind es«, flüsterte Catti-brie, die aufmerksam dem Lärm lauschte, der von unten durch eine halb geöffnete Tür zu ihrer Linken zu hören war, aus dem Raum, den sie von der Kammer der Schlucht aus gesehen hatten. Die Gefährten waren jetzt etwa sechs Meter über dem Boden des größeren Korridors. Zu ihrer Rechten führte eine Treppe nach unten, und hinter ihr schlängelte sich der Tunnel zu den großen Hallen zurück.
»Nebenräume, wo sich andere versteckt halten können?« fragte Wulfgar Bruenor.
Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Es gibt einen Vorraum und nur diesen einen«, antwortete er. »Aber weitere Räume befinden sich in der Höhle von Garumns Schlucht. Ob sich dort Dunkelzwerge aufhalten oder nicht, können wir nicht wissen. Aber mach dir um sie keine Gedanken. Wir müssen diesen Raum durchqueren und zu der Tür auf der anderen Seite gelangen, um zu der Schlucht zu kommen.«
Wulfgar hielt seinen Hammer kampfbereit in der Hand. »Dann laßt uns gehen«, knurrte er und machte sich auf den Weg zur Treppe.
»Was ist mit den beiden in der Höhle?«
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