Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
geblieben waren, fielen bei diesem Anblick ihres Herrschers aus Respekt und aus Angst auf die Knie.
Der Drache war verschwunden. Er schwebte durch einen geheimen Tunnel am hinteren Ende des Saales dorthin, wo er einst Ruhm erfahren hatte, an jenen Ort, den die Minenarbeiter zum Lob ihres Herrn Trübschimmers Paß nannten.
Er war wie ein Schleier undurchdringlicher Dunkelheit und bewegte sich so lautlos wie die schwarze Wolke, die ihm folgte.
Wulfgar machte sich gerade Gedanken, wie tief er sich wohl noch bücken müßte, bis sie endlich Garumns Schlucht erreicht hätten, denn die Tunnel verkleinerten sich auf Zwergengröße, als sie sich dem östlichen Ende der oberen Ebene näherten. Bruenor nahm es als ein gutes Zeichen hin; die einzigen Tunnel in der ganzen Anlage, die niedriger als ein Meter achtzig waren, waren jene in den tiefsten Minen und jene, die für die Verteidigung der Schlucht gebaut worden waren.
Schneller, als Bruenor erwartet hatte, erreichten sie die Geheimtür zu einem kleineren Tunnel, der nach links abzweigte. Diese Stelle war dem Zwerg selbst nach zweihundertjähriger Abwesenheit vertraut. Er fuhr mit der Hand über die unauffällige Wand unter der Fackel und ihrer verräterischen roten Halterung auf der Suche nach dem Muster, das seine Finger zu der richtigen Stelle führen würde. Er fand ein Dreieck, dann ein zweites, und folgte ihren Linien zu dem Mittelpunkt, der den untersten Punkt in dem Tal zwischen den Gipfeln der Zwillingsberge darstellte, das Symbol von Dumathoin, dem Bewahrer der Geheimnisse unter dem Berg. Bruenor drückte mit einem Finger dagegen, und die ganze Wand gab nach und öffnete den Weg zu einem niedrigen Tunnel. Aus diesem kam kein Licht, sondern es begrüßte sie nur ein hohles Geräusch, wie wenn der Wind um eine Felswand fegt.
Bruenor winkte den Gefährten zu und ging unverzüglich hinein. Er wurde aber langsamer, als er die Runen und Reliefs erblickte, die in die Wände gehauen waren. Überall im Durchgang hatten zwergische Künstler ihre Spuren hinterlassen. Bruenor war trotz seiner Niedergeschlagenheit voller Stolz, als er die bewundernden Blicke seiner Freunde sah.
Einige Biegungen weiter stießen sie auf ein verrostetes Gitter, und dahinter erstreckte sich eine große Höhle.
»Garumns Schlucht«, verkündete Bruenor und trat an die Eisenstangen. »Ich habe euch ja gesagt, man kann eine Fackel vom Rand werfen, und sie wird lange erloschen sein, bevor sie unten aufschlägt.«
Vier Paar Augen sahen voller Staunen durch das Gitter. Wenn die Reise durch Mithril-Halle für sie eine Enttäuschung gewesen war, denn sie hatten ja noch nichts von der prächtigen Ausstattung gesehen, von der Bruenor ihnen schon so viel erzählt hatte, machte der Anblick vor ihnen einiges wett. Sie hatten Garumns Schlucht erreicht, obwohl es eher ein großes Tal als eine Schlucht zu sein schien, das Hunderte von Metern breit war und sich über ihr Blickfeld hinaus ausdehnte. Sie befanden sich oberhalb des Bodens der Höhle, und rechts auf der anderen Seite des Gitters führte eine Treppe nach unten. Sie versuchten, ihre Köpfe so weit wie möglich durch die Stangen zu schieben, und konnten Licht aus einem anderen Raum am Fuß der Stufen sehen und den Streit zwischen mehreren Duergarn hören.
Zu ihrer Linken senkte sich die Wand bis zum Rand, obwohl sich die Kluft hinter der angrenzenden Wand der Höhle weiter fortsetzte. Eine Brücke überspannte den Zwischenraum, eine uralte Steinarbeit, die so hervorragend gebaut war, daß ihr schlanker Bogen immer noch eine Armee von Bergriesen tragen konnte.
Als Bruenor die Brücke sorgfältig betrachtete, fiel ihm auf, daß mit dem Unterbau etwas nicht ganz in Ordnung zu sein schien. Sein Blick folgte dem Verlauf eines Seils über die Schlucht; er stellte sich vor, wie es sich unter dem Steinboden fortsetzte und schließlich zu einem großen Hebel führte, der auf der anderen Seite an einer Plattform, die offenbar erst vor kurzem gebaut worden war, befestigt war. Zwei DuergarWachen standen bei dem Hebel, aber ihre nachlässige Haltung zeugte von zahllosen Tagen der Langeweile.
»Sie haben die Brücke manipuliert, damit sie einstürzt!« knurrte Brue Bruenor.
Die anderen verstanden sofort, wovon er sprach. »Gibt es denn noch eine andere Möglichkeit, um an die andere Seite zu gelangen?« fragte Catti-brie.
»Ja«, erwiderte der Zwerg. »Einen Vorsprung am südlichen Ende der Schlucht. Aber der Weg dauert Stunden und führt durch diese
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