Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
wir sind stolz, die beiden hier bei uns zu haben!«
Ein anderer Matrose, derjenige, der Drizzt nur wenige Minuten zuvor angegriffen hatte, steckte seinen Kopf zur Kajütentür herein. »Ich hatte Angst, das ist alles«, entschuldigte er sich bei Drizzt.
Überwältigt wie er war, bekam Drizzt immer noch keine Luft. Er nickte zum Zeichen, daß er die Entschuldigung angenommen hatte.
»Wir sehen euch dann auf Deck«, sagte der zweite Matrose und verschwand aus der Tür.
»Wir dachten nur, daß du das wissen solltest«, erklärte der erste Matrose Deudermont, und dann war auch er verschwunden.
»Sie sind eine feine Mannschaft«, sagte Deudermont zu Drizzt und Wulfgar, nachdem die Tür geschlossen war.
»Und wie denkst du darüber?« wollte Wulfgar nun doch noch wissen.
»Ich beurteile einen Menschen — und einen Elfen — nach seinem Charakter und nicht nach seinem Aussehen«, gab Deudermont zur Antwort. »Und was dieses Thema anbelangt: Du solltest die Maske nicht mehr tragen, Drizzt Do'Urden. Ohne sie siehst du viel besser aus!«
»Leider sind nur wenige dieser Meinung«, erwiderte Drizzt.
»Aber alle auf der Seekobold !« rief der Kapitän. »Nun, die Schlacht ist gewonnen, aber es ist viel zu tun. Ich kann mir vorstellen, daß deine Kraft am Bug sehr geschätzt wird, mächtiger Barbar. Wir müssen die Schiffe auseinanderbringen und wieder Fahrt gewinnen, bevor das dritte Piratenschiff mit neuen Freunden zurückkehrt! Und du«, sagte er zu Drizzt mit einem hintergründigen Lächeln. »Ich glaube, daß keiner eine Schiffsladung Piraten besser bei der Stange halten kann als du.«
Drizzt zog sich die Maske vom Gesicht und verstaute sie endgültig. »Die Farbe meiner Haut bringt schon gewisse Vorteile mit sich«, stimmte er zu, während er seine weißen Locken schüttelte. Er wollte gerade mit Wulfgar die Kajüte verlassen, als die Tür aufgerissen wurde.
»Hübsche Klinge, Elf!« lobte Bruenor Heldenhammer, der in einer Wasserpfütze in der Türöffnung stand. Er warf Drizzt den magischen Krummsäbel zu. »Finde einen Namen für sie, ja? Eine Klinge wie diese braucht einen Namen. Gut für einen Koch, der ein Schwein brät!«
»Oder für einen Zwerg auf Drachenjagd«, meinte Drizzt. Er hielt ehrfürchtig den Krummsäbel hoch, und ihm fiel wieder ein, wie er ihn das erste Mal im Hort des toten Drachen gesehen hatte. Dann steckte er die Waffe in die Scheide, wo er bisher seine normale Klinge aufbewahrt hatte, denn er fand, daß sie ein geeigneter Gefährte für Blaues Licht war.
Bruenor trat zu seinem Elfenfreund und drückte ihm fest die Hand. »Als ich deine Augen sah, die von der Felswand in der Schlucht auf mich herabschauten«, begann der Zwerg leise und unterdrückte ein Würgen, das seine Stimme zu ersticken drohte, »da wußte ich ganz genau, daß alle meine Freunde in Sicherheit sein würden.«
»Aber das sind sie nicht«, widersprach Drizzt. »Regis ist in großer Gefahr.«
Bruenor blinzelte ein wenig. »Wir kriegen ihn schon zurück, Elf! Kein stinkender Meuchelmörder kann Knurrbauch ein Ende bereiten!« Er drückte den Arm des Dunkelelfen ein letztes Mal und drehte sich dann Wulfgar zu, dem Burschen, der unter seiner Obhut herangewachsen war.
Wulfgar wollte sprechen, aber er fand für seine Worte keinen Weg neben dem Kloß in seinem Hals. Im Gegensatz zu Drizzt hatte der Barbar bisher nicht die geringste Ahnung gehabt, daß Bruenor am Leben sein könnte, und der Anblick seines teuren Mentors, der aus dem Grab gestiegen war und jetzt vor ihm stand, war mehr, als er verkraften konnte. Der Zwerg war für ihn wie ein Vater gewesen. Er nahm Bruenor an den Schultern, gerade als der Zwerg das Wort ergreifen wollte, hob ihn hoch und umarmte ihn fest und innig.
Bruenor mußte einige Sekunden lang strampeln, um sich so weit zu befreien, daß er wieder Luft bekam. »Wenn du den Drachen auch so gedrückt hättest«, keuchte der Zwerg, »hätte ich mit ihm nicht in die Schlucht stürzen müssen!«
Catti-brie trat durch die Tür. Sie war völlig durchnäßt, und das kastanienbraune Haar klebte ihr am Hals und an den Schultern. Ihr folgte ein triefender und tief gebeugter Pinochet.
Ihre Augen fanden zuerst Drizzts Blick und hefteten sich auf ihn in einem schweigsamen Augenblick tiefen Einverständnisses, das tiefer ging als einfache Freundschaft. »Schön, dich wiederzusehen«, flüsterte sie. »Es tut gut, Drizzt Do'Urden wieder anzusehen. Mein Herz war die ganze Zeit bei dir.«
Drizzt warf ihr ein
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