Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
flüchtiges Lächeln zu und wandte seine blauvioletten Augen wieder ab. »Irgendwie habe ich gewußt, daß du dich unserer Suche anschließen würdest, bevor sie zu Ende geht«, sagte er. »In diesem Sinne sei herzlich willkommen.«
Catti-bries Blick wanderte von dem Dunkelelfen zu Wulfgar. Zweimal war sie von diesem Mann getrennt worden, und jedesmal, wenn sie sich wieder begegneten, wurde ihr stärker bewußt, wie sehr sie ihn liebte.
Auch Wulfgar sah sie an. Wassertropfen funkelten auf ihrem Gesicht, aber die verblaßten neben dem Glanz ihres Lächelns. Der Barbar setzte Bruenor wieder auf dem Boden ab, ohne den Blick von Catti-brie abzuwenden.
Nur die Schüchternheit ihrer jungen Liebe und die Anwesenheit von Drizzt und Bruenor hielten sie in diesem Augenblick davor zurück, sich in die Arme zu fallen.
»Kapitän Deudermont«, sagte Drizzt, »darf ich dir Bruenor Heldenhammer und Catti-brie vorstellen, zwei teure Freunde und hervorragende Verbündete.«
»Und wir haben sogar ein Geschenk mitgebracht«, kicherte Bruenor. »Wir haben nämlich kein Geld für die Überfahrt. « Bruenor ging hinüber, packte Pinochet am Ärmel und zog ihn nach vorne. »Ich schätze, er ist der Kapitän von dem Schiff, das ich verbrannt habe.«
»Ich grüße euch beide«, erwiderte Deudermont. »Und ich versichere dir, daß ihr euch die Überfahrt doppelt und dreifach verdient habt.« Der Kapitän vermutete, daß der Mann eine wichtige Persönlichkeit war, und baute sich vor Pinochet auf.
»Weißt du, wer ich bin?« fragte der Pirat verstimmt. Er hoffte, daß er es endlich mit einer vernünftigeren Person als diesem mürrischen Zwerg zu tun hatte.
»Du bist ein Pirat«, antwortete Deudermont gelassen.
Pinochet beugte sich vor, um den Kapitän zu mustern. Ein verschlagenes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Hast du vielleicht schon mal von Pinochet gehört?«
Deudermont hatte gedacht und befürchtet, daß es sich um diesen Mann handeln könnte, als Pinochet die Kabine betreten hatte. Der Kapitän der Seekobold hatte tatsächlich schon von Pinochet gehört — jeder Händler an der Schwertküste hatte von Pinochet gehört.
»Ich verlange, daß du mich und meine Männer sofort freiläßt!« herrschte der Pirat ihn an.
»Zu gegebener Zeit«, erwiderte Deudermont. Drizzt, Brue nor, Wulfgar und Catti-brie, die die Rolle der Piraten nicht kannten, sahen Deudermont ungläubig an.
»Ich warne dich. Die Folgen deiner Entscheidung werden schwerwiegend sein!« fuhr Pinochet fort, der auf einmal die Oberhand in der Auseinandersetzung bekam. »Ich bin kein versöhnlicher Mann, und meine Verbündeten sind es auch nicht.«
Drizzt, bei dessen Volk es üblich war, daß man die Grundsätze der Gerechtigkeit beugen konnte, wenn man eine hohe Stellung in der Gesellschaft innehatte, verstand die Notlage des Kapitäns sofort. »Laß ihn laufen«, sagte er. Die zwei magischen Krummsäbel lagen in seinen Händen, und Blaues Licht leuchtete gefährlich auf. »Laß ihn laufen, und gib ihm eine Klinge. Ich bin auch nicht versöhnlich.«
Angesichts des verängstigten Blicks, den der Pirat dem Dunkelelfen zuwarf, war Bruenor schnell bei der Sache. »Ich habe seinen Kopf nur auf den Schultern gelassen, weil ich dir ein lebendes Geschenk machen wollte. Aber wenn du ihn nicht möchtest...« Bruenor zog seine Axt aus dem Gürtel und schwenkte sie lässig hin und her.
Wulfgar schmiß seine Rolle ebenfalls nicht. »Mit bloßen Händen an den Mast!« brüllte der Barbar und spannte seine Muskeln an, bis sie zu platzen drohten. »Der Pirat und ich! Laßt den Sieger seinen Ruhm genießen! Und laßt den Verlierer in den Tod stürzen!«
Pinochet sah die drei verrückten Krieger an. Dann wandte er sich mit einem fast hilfesuchenden Blick an Deudermont.
»Ach, euch entgeht doch der ganze Spaß!« fiel Catti-brie grinsend ein, da sie nicht ausgelassen werden wollte. »Wo bleibt das Vergnügen, wenn ihr den Piraten gleich auseinanderreißt? Gebt ihm das kleine Boot und laßt ihn fahren.« Ihr fröhliches Gesicht wurde plötzlich grimmig. »Gebt ihm ein Boot«, wiederholte sie, »und laßt ihn meinen silbernen Pfeilen ausweichen!«
»Na schön, Kapitän Pinochet«, begann Deudermont, der kaum ein Kichern unterdrücken konnte. »Ich will ja nicht den Zorn der Piraten hervorrufen. Du bist ein freier Mann und kannst gehen, wohin du willst.«
Pinochet wirbelte herum und stellte sich vor Deudermont.
»Allerdings«, fuhr der Kapitän der Seekobold fort,
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