Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
lauerte ein Abgrund von mehreren hundert Fuß Tiefe auf sie!
Der Meuchelmörder verstärkte seine Angriffe erneut, und Drizzt ließ seine Krummsäbel wieder in perfekt ausgewogenen Verteidigungskombinationen fliegen, so daß Entreri mit seinen Hieben nichts erreichte.
Dann wirbelte Entreri im Kreis und imitierte damit Drizzts Manöver aus ihren beiden vorangegangenen Kämpfen, indem er seine beiden Klingen wie die Flügel einer Schraube kreisen ließ, um Drizzt auf einen schmaleren Platz auf dem Sims zu treiben.
Drizzt war überrascht, daß der Meuchelmörder dieses gewagte und schwierige Manöver so perfekt erlernt hatte, nachdem er es nur zweimal gesehen hatte, aber es war eine Technik, die Drizzt selbst entwickelt hatte, und daher wußte er auch, wie man sie konterte.
Er versetzte sich ebenfalls in eine Drehung, und die Krummsäbel flogen hinauf und hinab. Die Klingen schlugen bei jeder Drehung gegeneinander, manchmal sprangen Funken in die dunkle Nacht, Metall kreischte, und Grün und Blau verschwammen zu einer ununterscheidbaren Mischung. Drizzt bewegte sich zu Entreris rechter Seite - der Meuchelmörder kehrte seine Drehung plötzlich um, aber Drizzt bemerkte die Gewichtsverlagerung und stoppte, so daß beide Klingen den umgekehrten Hieb von Schwert und Dolch abwehrten.
Drizzt begann sich erneut zu bewegen, entgegen der Drehung Entreris, und als der Meuchelmörder diesmal seine Rotation erneut umkehrte, sah der Drow es so genau voraus, daß er sogar als erster die Richtung änderte.
Für Regis, der hilflos zuschauen mußte und nicht wagen konnte, in den Kampf einzugreifen, und für alle Nachtgeschöpfe, die möglicherweise Zeugen des Kampfes waren, gab es keine Worte, mit denen der schreckliche Tanz beschrieben werden konnte, das Verschwimmen der Farben, wenn Blaues Licht und die leuchtende Klinge des Meuchelmörders aufeinandertrafen, das violette Funkeln von Drizzts Augen und die rote Hitze, die von Entreris Blicken ausgingen. Das Klirren der Klingen wurde zu einer Symphonie, einer Myriade von Noten, die zu dem Tanz erklangen und ein seltsames Gefühl von Harmonie zwischen diesen beiden so erbitterten Feinden erweckten.
Sie hielten gleichzeitig inne und befanden sich nur wenige Fuß voneinander entfernt. Ihnen war klar, daß der wirbelnde Tanz kein Ende haben und keiner von ihnen einen Vorteil herausarbeiten würde. Sie standen sich wie zwei Buchstützen gegenüber, die zusammengehören.
Als ihm ihre Situation klar wurde, lachte Entreri laut auf, lachte, um diesen Moment zu genießen, dieses vielaktige Drama, das vielleicht bis zur Dämmerung andauern würde, das vielleicht niemals enden würde.
Drizzt verspürte keine Belustigung; seine innere Begierde vom Beginn des Kampfes war verflogen und hatte ihn mit der Last seiner Verantwortung zurückgelassen - für Regis und für seine Freunde in den Tunneln.
Der Meuchelmörder griff ihn auf einmal tief und heftig an. Sein Schwert zuckte vor und kletterte mit jedem Schlag höher, während Entreri sich allmählich aufrichtete und Drizzts Verteidigung von allen Richtungen und Winkeln bis ins letzte prüfte.
Entreri trieb Drizzt mit seinen Paraden in einen gleichmäßigen Rhythmus und unterbrach die Melodie dann durch einen bösartigen Dolchstoß. Der Meuchelmörder heulte vor Entzücken auf und dachte einen Moment lang, daß seine Klinge durchgestoßen sei.
Der Griff von Blaues Licht hatte sie abgefangen und hielt sie einen knappen Zoll vor Drizzts Seite fest. Der Meuchelmörder zog eine Grimasse und versuchte hartnäckig, sie weiterzustoßen, bis ihm die Wahrheit bewußt wurde.
Drizzts Ausdruck war noch kälter; der Dolch bewegte sich nicht.
Eine Drehung des Handgelenks des Dunkelelfen, und beide Waffen wurden zur Seite geschleudert. Entreri war klug genug, zurückzuspringen und seinen Gegner zu umkreisen, während er auf eine neue Gelegenheit wartete.
»Ich habe dich beinahe gehabt«, reizte er seinen Gegner. Er verbarg sein Stirnrunzeln gut, als Drizzt nicht reagierte, weder mit Worten noch mit Körperbewegungen und auch nicht mit dem Ausdruck der Unnachgiebigkeit auf seinen ebenholzfarbenen Zügen.
Ein Krummsäbel peitschte heran und klirrte laut in der nächtlichen Brise, als Entreri sein Schwert in einer Parade dazwischenschlug.
Das plötzliche Geräusch erschreckte Drizzt und erinnerte ihn daran, daß Vierna möglicherweise nicht fern war. Er sagte sich, daß seine Freunde sich möglicherweise in höchster Not befanden, gefangen oder gar tot
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