Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
fiel! Wie oft dachte er, ein Schwert- oder Krummsäbelhieb hätte getroffen! Aber irgendwie kämpften sie weiter, jeder Angriff schlug knapp fehl, und jede Parade war im letzten Moment zur Stelle.
Blaues Licht traf das Schwert; Drizzts folgender Hieb von der anderen Seite wurde nicht pariert, aber war zu kurz, als Entreri seinen Fuß verschob und einen Schritt zurückfiel.
Der Dolcharm des Meuchelmörders schoß vor. Entreri ließ einen urtümlichen Siegesschrei erschallen, als er dachte, Drizzt hätte einen Fehler gemacht.
Blaues Licht zuckte von seiner hohen Position schneller heran, als Entreri erwartet hatte, schneller, als er es für möglich gehalten hatte. Die Klinge schlitzte ihm, einen Moment bevor der Dolch Drizzts entblößten Bauch erreicht hatte, den Unterarm auf. Der Krummsäbel flog in einem Rückhandschlag zurück und trieb das Schwert zur Seite. Entreri spürte seine Verwundbarkeit und sprang nach vorne, um dicht an Drizzt heranzukommen.
Sein plötzlicher Angriff rettete ihm das Leben, aber wenn der Dunkelelf die Spitze seines freien Krummsäbels auch nicht in die richtige Position für einen Todesstoß bekommen konnte, so konnte er doch mit dem Griff zuschlagen, der heftig in Entreris Gesicht prallte und den Mann zurücktaumeln ließ.
Der Dunkelelf setzte nach, die Klingen blitzten unbarmherzig und trieben Entreri bis auf einen Zoll an die Felskante heran. Der Meuchelmörder versuchte, nach rechts zu gelangen, aber ein Krummsäbel schmetterte eines seiner Schwerter während dieser Parade zur Seite, während die Manöver des anderen dafür sorgten, daß Drizzt direkt vor ihm blieb. Der Meuchelmörder wich nach links aus, aber wußte, daß er nicht rechtzeitig aus der Reichweite des Dunkelelfen gelangen konnte, da er mit seinem verwundeten Dolcharm nicht schnell genug reagieren konnte. Entreri hielt seine Position, parierte wild und versuchte, einen Gegenangriff zu finden, der seinen besessenen Feind zurücktreiben würde.
Drizzts Atem kam in kurzen Stößen, als er einen Rhythmus für sein rasendes Tempo gefunden hatte. Seine Augen flackerten unerbittlich, während er sich wieder und wieder daran erinnerte, daß seine Freunde starben - und daß er sie nicht verteidigen konnte!
Er ließ sich zu tief in seine Raserei fallen und bemerkte kaum die Bewegung, als der Dolch auf ihn zuflog. Im allerletzten Moment duckte er sich zur Seite, aber die Haut über seinem Wangenknochen wurde in einem drei Zoll langen Schnitt aufgerissen. Wichtiger war jedoch, daß Drizzts vorwärtstreibender Rhythmus unterbrochen war. Seine Arme schmerzten vor Anstrengung, und sein Schwung hatte sich totgelaufen.
Jetzt drang der knurrende Meuchelmörder vor, stieß mit dem Schwert zu und landete sogar einen leichten Treffer, als er Drizzt zurück- und herumtrieb. Als der Waldläufer sein Gleichgewicht endlich wiedergefunden hatte, waren es seine Zehen und nicht die Entreris, die der Wand genau gegenüberstanden, während seine Fersen die wehende Leere der Bergwinde spürten.
»Ich bin der Bessere!« verkündete Entreri, und seine anschließende Attacke bestätigte diese Behauptung beinahe. Sein Schwert hackte und stieß zu und sandte Drizzts Ferse über die Kante.
Drizzt ließ sich auf ein Knie fallen, um sein Gewicht nach vorne zu verlagern. Er fühlte, wie der Wind an ihm zerrte, und hörte, wie Regis seinen Namen schrie.
Entreri hätte zurückspringen und seinen Dolch wieder aufnehmen können, aber er spürte die Möglichkeit zum Todesstoß und wußte, daß er niemals eine bessere Gelegenheit erhalten würde, das Spiel zu beenden. Sein Schwert sauste wild herab; Drizzt schien sich unter seiner Wucht zu biegen, schien noch weiter über die Felskante zu rutschen.
Drizzt langte in sein inneres Selbst, zu der angeborenen Magie seiner Abstammung... und erzeugte Dunkelheit.
Dann hechtete er zur Seite und rollte sich ab. Er kam mehrere Fuß entfernt wieder hoch und hatte die Kugel der Dunkelheit, die er in der Nähe von Regis erzeugt hatte, hinter sich gelassen.
So unglaublich es schien, Entreri war noch immer vor ihm und bedrängte ihn aufs härteste.
»Ich kenne deine Tricks, Drow«, verkündete der geschmeidige Meuchelmörder.
In diesem Augenblick wollte Drizzt aufgeben, wollte sich einfach zurückfallen und von den Bergen verschlucken lassen, aber es war nur ein flüchtiger Moment der Schwäche, vor dem Drizzt zurückschauderte und der seinen unbezähmbaren Geist neu entfachte und seinen müden Armen neue Kraft
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