Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
würde, gäbe es diese Anziehung zwischen uns.
Doch nun weiß ich, daß Liebe der hervorstechendste Teil meiner Existenz geworden ist und daß das Band der Freundschaft mit Bruenor, Wulfgar und Regis wichtigster Bestandteil jedes Glücks geworden ist, das dieser Dunkelelf jemals kennen wird.
Mein Band zu Catti-brie ist noch inniger.
Ehrliche Liebe ist eine selbstlose Idee, habe ich immer gesagt, und in diesem Frühling ist meine eigene Selbstlosigkeit auf eine harte Probe gestellt worden.
Ich fürchte nun um die Zukunft, um Catti-brie und Wulfgar, denn da sind Hindernisse für ihre Liebe, die sie gemeinsam überwinden müssen. Wulfgar liebt Catti-brie, das steht außer Zweifel, aber er belastet seine Liebe mit einer Besitzgier, die an Nichtachtung grenzt.
Er sollte den Geist von Catti-brie verstehen, sollte mit klarem Blick den Brennstoff sehen, der das Feuer in ihren wunderbaren blauen Augen nährt. Es ist dieser Geist, den Wulfgar liebt, und doch wird er ihn zweifellos mit seiner Ansicht ersticken, daß eine Frau ein Teil des Besitzes ihres Mannes sei.
Seit den Tagen seiner Jugend, als er die Tundra durchstreifte, ist mein barbarischer Freund weit gekommen. Um das Herz von Bruenors feuriger Tochter zu behalten, um Catti-bries Liebe zu erhalten, muß er jedoch noch viel weiter kommen.
Gibt es irgendwo auf der Welt eine Idee, die flüchtiger, weniger faßbar ist?
Drizzt Do'Urden
Ein gerader, glatter Pfad
»Ich werde die Gruppe aus Nesme nicht akzeptieren!« knurrte Bruenor den barbarischen Gesandten aus Siedelstein an.
»Aber Zwergenkönig...« stammelte der große, rothaarige Mann hilflos.
»Nein!« Bruenors scharfer Tonfall brachte ihn zum Schweigen.
»Die Bogenschützen aus Nesme haben eine wichtige Rolle bei der Einnahme von Mithril-Halle gespielt«, erinnerte Drizzt, der in der Audienzhalle an Bruenors Seite stand, den Zwergenkönig sofort.
Sein Freund ruckte abrupt auf seinem Steinsitz herum. »Hast du vergessen, wie dich die Hunde aus Nesme behandelt haben, als wir das erste Mal durch ihr Gebiet kamen?« fragte er den Drow.
Drizzt schüttelte den Kopf, aber die Vorstellung brachte ihn zum Lächeln. »Niemals«, erwiderte er, aber sein ruhiger Ton und der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigten an, daß er, auch wenn er es nicht vergessen, so doch anscheinend vergeben hatte.
Als er seinen ebenholzfarbenen Freund betrachtete, der so friedlich und zufrieden wirkte, verflog der Zorn des nachtragenden Zwerges schnell. »Du meinst also, ich soll sie an der Hochzeit teilnehmen lassen?«
»Du bist nun ein König«, antwortete Drizzt und streckte die Hände aus, als würde diese einfache Aussage alles erklären. Bruenors Gesichtsausdruck zeigte jedoch deutlich, daß sie das nicht tat, und so fuhr der genauso hartnäckige Dunkelelf prompt fort. »Deine Verantwortung für dein Volk liegt in der Diplomatie«, erklärte Drizzt. »Nesme wird ein wertvoller Handelspartner und ein lohnender Verbündeter werden. Außerdem können wir den Soldaten einer so häufig gefährdeten Stadt die Reaktion auf den Anblick eines Dunkelelfen vergeben.«
»Pah, du bist zu weichherzig, Elf«, grummelte Bruenor, »und du steckst mich damit an!« Er blickte den riesigen Barbaren, der offenkundig zu Wulfgars Sippe gehörte, an und nickte. »Also sendet meinen Willkommensgruß nach Nesme, aber ich muß wissen, wie viele von ihnen kommen werden!«
Der Barbar warf Drizzt einen dankbaren Blick zu, dann verbeugte er sich und ging, obwohl sein Verschwinden wenig dazu beitrug, Bruenors Grummeln zu beenden.
»Hundert Sachen müssen erledigt werden, Elf«, beschwerte sich der Zwerg.
»Du versuchst ja auch, die Hochzeit deiner Tochter zu der großartigsten zu machen, die das Land jemals erlebt hat«, warf Drizzt ein.
»Das versuche ich«, gab Bruenor zu. »Denn das verdient meine Catti-brie. Ich habe in all diesen Jahren versucht, ihr alles zu geben, was ich konnte, aber...« Bruenor streckte die Hände aus, eine Aufforderung, seinen kräftigen Körper zu mustern, der eine deutliche Erinnerung daran vermittelte, daß er und Catti-brie nicht einmal derselben Rasse angehörten.
Drizzt legte seinem Freund eine Hand auf die starke Schulter. »Kein Mensch hätte ihr mehr geben können«, versicherte er Bruenor.
Der Zwerg schnüffelte; Drizzt gelang es, ein Kichern zu verbergen.
»Aber es sind hundert verdammte Sachen!« polterte Bruenor, dessen Anfall von Sentimentalität nur kurz gewährt hatte. »Eine Königstochter muß eine angemessene
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