Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
Hochzeit bekommen, sage ich, aber ich kriege nicht viel Hilfe dabei, die verdammte Sache richtig hinzukriegen!«
Drizzt kannte die Ursache für Bruenors überschäumenden Mißmut. Der Zwerg hatte erwartet, daß ihm Regis, der ein ehemaliger Gildenmeister und daher gut geschult in Fragen der Etikette war, helfen würde, die riesige Feier zu planen. Kurz nachdem Regis in den Hallen angekommen war, hatte Bruenor Drizzt versichert, daß seine Probleme gelöst seien, da »Knurrbauch schon darauf achten wird, worauf man achten muß«.
Tatsächlich hatte Regis viele Aufgaben übernommen, sie aber nicht so gut ausgeführt, wie Bruenor es erwartet oder verlangt hatte. Drizzt war sich nicht sicher, ob dies an Regis' überraschender Unfähigkeit lag oder an Bruenors kindischen Erwartungen.
Ein Zwerg eilte herein und reichte Bruenor zwanzig verschiedene Schriftrollen mit möglichen Plänen für die große Speisehalle. Ein weiterer Zwerg folgte dem ersten auf den Fersen und trug einen Arm voll Vorschläge für die Festessen.
Bruenor seufzte nur und blickte Drizzt hilflos an.
»Du wirst das schon hinkriegen«, versicherte ihm der Dunkelelf. »Und Catti-brie wird es für die großartigste Feier halten, die jemals gegeben wurde.« Drizzt wollte noch etwas hinzusetzen, aber sein letzter Satz ließ ihn innehalten, und ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht, den Bruenor nicht übersah.
»Du machst dir Sorgen um das Mädchen«, bemerkte der Zwerg, der ihn aufmerksam beobachtet hatte.
»Mehr um Wulfgar«, gab Drizzt zu.
Bruenor kicherte. »Ich mußte drei Maurer dazu abstellen, die Wände des Jungen zu reparieren«, sagte er. »Jemand muß ihn ziemlich wütend gemacht haben.«
Drizzt nickte nur. Er hatte niemandem mitgeteilt, daß er bei dieser Gelegenheit Wulfgars Ziel gewesen war und daß Wulfgar ihn wahrscheinlich blindlings getötet hätte, wenn der Barbar gewonnen hätte.
»Der Junge ist nur nervös«, sagte Bruenor.
Erneut nickte Drizzt, obwohl er nicht sicher war, daß er sich selbst überzeugen konnte, dem zuzustimmen. Wulfgar war wirklich nervös, aber sein Benehmen ging weit über diese Entschuldigung hinaus. Aber Drizzt hatte keine bessere Erklärung, und seit dem Zwischenfall in seinem Zimmer war Wulfgar wieder freundlich zu ihm gewesen und hatte mehr wie sein altes Selbst gewirkt.
»Wenn der Tag erst vorüber ist, wird er sich wieder beruhigen«, fuhr Bruenor fort, und es schien Drizzt, daß der Zwerg hauptsächlich versuchte, sich selbst zu überzeugen. Auch dies verstand Drizzt, denn Bruenor liebte Catti-brie, das verwaiste Menschenmädchen, aus ganzem Herzen wie eine Tochter. Sie war die weiche Stelle in Bruenors felsenhartem Herzen, der verletzliche Heck in der Panzerung des Königs.
Wulfgars unberechenbares, herrschsüchtiges Benehmen schien dem weisen Zwerg nicht entgangen zu sein. Aber wenn Wulfgars Art Bruenor offenkundig auch Sorgen bereitete, so glaubte Drizzt nicht, daß der Zwerg etwas dagegen tun würde - nicht, solange Catti-brie nicht um Hilfe bat.
Und Drizzt wußte, daß Catti-brie, die ebenso stolz und dickköpfig war wie ihr Vater, nicht darum bitten würde - weder Bruenor noch Drizzt.
»Wo bist du gewesen, du kleiner Gauner?« hörte Drizzt Bruenor brüllen, und allein die Lautstärke des Zwerges riß ihn aus seinen Grübeleien. Er blickte auf und sah Regis in die Halle treten. Der Halbling sah sehr erregt aus.
»Ich habe die erste Mahlzeit dieses Tages zu mir genommen«, schrie Regis zurück, und ein Ausdruck der Verärgerung trat auf sein pausbäckiges Gesicht, als er eine Hand auf seinen grollenden Bauch legte.
»Es ist keine Zeit zum Essen!« schnauzte Bruenor zurück. »Wir müssen...«
»Hundert Sachen erledigen«, beendet Regis den Satz, indem er den rauhen Akzent des Zwerges imitierte und seine dralle Hand mit einer bittenden Geste vor sich ausstreckte, damit Bruenor sich ein wenig beruhigte.
Bruenor stampfte mit seinem schweren Stiefel auf und stürmte zu dem Stapel möglicher Menüs hinüber. »Da du so gern ans Essen denkst...« begann Bruenor, als er die Pergamente zusammenkramte. Dann warf er sie Regis zu und ließ sie auf ihn hinabregnen. »Bei dem Fest werden viele Menschen und Elfen anwesend sein«, erklärte er, während Regis herumkroch und die Blätter auflas. »Gib ihnen etwas, das ihre empfindlichen Innereien verdauen können!«
Regis warf Drizzt einen hilfesuchenden Blick zu, aber als der Drow als Antwort nur mit den Schultern zuckte, las er die Pergamente
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