Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
unter Kontrolle zu halten. Catti-brie legte ihre Hand auf die seine, und als er in ihre toleranten Augen sah, verebbte der Sturm schnell.
»Wo wir davon sprechen«, fuhr Pwent fort, »da macht ein häßliches Gerücht die Runde, daß du einen Dunkelelfen an deiner Seite hast. Ist da etwas dran?«
Bruenors erste Reaktion war Zorn - der Zwerg hatte sich immer schützend vor seinen so häufig verteufelten Drowfreund gestellt.
Doch Catti-brie sprach zuerst, und ihre Worte richteten sich mehr an ihren Vater als an Pwent, und sie waren eine Erinnerung daran, daß Drizzt inzwischen ein dickes Fell bekommen hatte und sich um sich selbst kümmern konnte. »Du wirst den Dunkelelfen schon bald treffen«, sagte sie dem Schlachtenwüter. »Sei gewiß, daß er ein Krieger ist, auf den deine Beschreibung vollständig zutrifft.«
Pwent brüllte vor spöttischem Gelächter, aber es versiegte, als Catti-brie fortfuhr.
»Wenn du mit ihm einen Kampf anfangen, aber dabei deinen spitzen Helm verlieren würdest, würde er ihn für dich aufheben und ihn wieder auf deinen Kopf setzen«, erklärte sie. »Natürlich würde er ihn dir anschließend wieder herunterreißen, dir hinten in die Hose schieben und mit ein paar Stiefeltritten dafür sorgen, daß du ihn nicht wieder verlierst.«
Die Lippen des Schlachtenwüters schienen sich zu festen Schnüren zusammenzupressen. Das erste Mal seit vielen Tagen schien Wulfgar vollständig mit Catti-brie übereinzustimmen, und das Nicken seines Kopfes und das von Bruenor und Cobble war eindeutig anerkennend, als Pwent keine Anstalten zu einer Erwiderung machte.
»Wie lange wird Drizzt fortbleiben?« fragte der Barbar, um das Thema zu wechseln, bevor Pwent seine unflätige Stimme wiederfand.
»Die Tunnel sind lang«, erwiderte Bruenor.
»Wird er bis zur Zeremonie zurück sein?« fragte Wulfgar, und für Catti-brie schienen widersprüchliche Gefühle in seiner Stimme mitzuschwingen, als wüßte er nicht so recht, welche Antwort ihm lieber wäre.
»Du kannst sicher sein, daß er da sein wird«, warf die junge Frau gleichmütig ein. »Denn du kannst sicher sein, daß es keine Hochzeit geben wird, bevor Drizzt nicht aus den Tunneln zurück ist.« Sie blickte Bruenor an und unterband seine Proteste, bevor er sie nur äußern konnte. »Und es kümmert mich nicht, ob alle Könige und Königinnen des Nordens deshalb einen ganzen Monat warten müssen!«
Wulfgar schien kurz davor zu sein, erneut zu explodieren, aber er war klug genug, seinen Zorn von der unberechenbaren Catti-brie wegzulenken. »Ich hätte mit ihm gehen sollen!« knurrte er Bruenor an. »Warum hast du Regis mitgeschickt? Was kann der Halbling nützen, wenn sie auf Feinde stoßen?«
Die Feindseligkeit in der Stimme des Mannes traf Bruenor unvorbereitet.
»Er hat recht«, schnappte auch Catti-brie nach ihrem Vater, die zwar in keinem Punkt mit Wulfgar einer Meinung sein wollte, aber die Gelegenheit ergriff, auch ihrem Ärger Luft zu machen.
Bruenor sank in seinem Sitz zusammen, und seine Blicke flogen von dem einen zur anderen. »Es werden Zwerge vermißt, das ist alles«, sagte er.
»Selbst wenn das stimmt, was kann Regis tun, außer den Drow zu behindern?« hielt Catti-brie ihm vor.
»Er sagte, er würde einen Weg finden, Drizzt zu helfen!« protestierte Bruenor.
»Wer sagte das?« verlangte Catti-brie zu wissen.
»Knurrbauch!« rief ihr Vater erregt.
»Er wollte nicht einmal mitgehen!« schoß Wulfgar zurück.
»Wollte er doch!« brüllte Bruenor, sprang von seinem Sitz hoch und stieß den vorgebeugten Wulfgar mit einem heftigen Hieb gegen die Brust zwei Schritte zurück. »Es war Knurrbauch, der wollte, daß ich ihn mit dem Dunkelelfen mitschicke, sage ich dir!«
»Regis war mit dir hier, als du die Nachricht über die vermißten Zwerge erhalten hast«, argumentierte Catti-brie. »Du hast kein Wort darüber verloren, daß Regis wollte, daß du ihn mitschickst.«
»Er hat es mir vorher gesagt«, antwortete Bruenor. »Er sagte...« Der Zwerg hielt plötzlich inne, als ihm die Unlogik seiner Erklärung bewußt wurde. Irgendwie, irgendwo hinten in seinem Verstand erinnerte er sich, daß Regis ihm erklärt hatte, daß er und Drizzt nach den vermißten Zwergen suchen sollten, aber wie konnte das sein, da Bruenor die Entscheidung getroffen hatte, sobald er von dem Verschwinden der Zwerge erfahren hatte?
»Hast du wieder vom Heiligen Wasser gekostet, mein König?« fragte Cobble, zwar respektvoll, aber mit fester Stimme.
Bruenor
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