Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
nickend ehrliche Anerkennung. Nur noch mit dem Schwert bewaffnet, näherte der Meuchelmörder sich jetzt bedachtsamer und machte einen vorsichtigen Hieb.
Seine Überraschung war vollständig, als Drizzt nicht parierte, als er nicht nur eine, sondern zwei Möglichkeiten, die Waffe abzulenken, verpaßte und das zustoßende Schwert die Verteidigung der Krummsäbel durchbrach. Das Schwert zuckte schnell zurück, ohne sein verwundbares Ziel berührt zu haben. Entreri griff erneut an, täuschte einen weiteren direkten Ausfall an, riß aber statt dessen die Waffe zurück und außen herum.
Er hatte Drizzt mit dieser simplen Finte geschlagen, hätte seine Schulter oder seinen Hals damit aufschlitzen können! Doch Drizzts wissendes Lächeln stoppte ihn. Er drehte sein Schwert auf die flache Seite und ließ es gegen die Schulter des Elfen prallen, ohne wirklichen Schaden anzurichten.
Drizzt hatte ihn beide Male passieren lassen und verhöhnte den Meuchelmörder in dem für ihn so wichtigen Kampf durch seine vorgetäuschte Unfähigkeit!
Entreri wollte seinen Protest herausschreien, wollte allen Dunkelelfen von Drizzts privatem Spielchen berichten. Doch dann sagte er sich, daß dieser Kampf eine zu persönliche Angelegenheit war, etwas, das zwischen ihm und Drizzt geregelt werden mußte, ohne daß Vierna oder Jarlaxle Anlaß zum Eingreifen bekommen sollten.
»Ich hatte dich«, stichelte er und benutzte die rauhe Zwergensprache, von der er hoffte, daß die Dunkelelfen, außer Drizzt natürlich, sie nicht verstehen würden.
»Dann hättest du es beenden sollen«, erwiderte Drizzt gelassen in der Umgangssprache der Oberfläche, obwohl er die Zwergensprache perfekt beherrschte. Er wollte dem Meuchelmörder nicht die Befriedigung geben, den Kampf auf einer persönlichen Ebene auszufechten, sondern wollte ihn öffentlich halten und Entreri durch seine Handlungen öffentlich lächerlich machen.
»Du hättest besser kämpfen sollen«, erwiderte Entreri und verwendete jetzt ebenfalls die Umgangssprache. »Um deines Halblingfreundes willen, wenn schon nicht deinetwegen. Wenn du mich tötest, ist Regis frei, aber wenn ich hier lebend weggehe...«Er ließ die Warnung in der Luft hängen, aber sie wurde weniger bedrohlich, als Drizzt offen darüber lachte.
»Regis ist tot«, meinte der Drowwaldläufer. »Oder er wird es sein, wie auch immer unser Kampf ausgeht.«
»Nein...« begann Entreri.
»Doch«, unterbrach Drizzt ihn. »Ich kenne dich zu gut, um auf deine endlosen Lügen hereinzufallen. Du warst zu verblendet durch deinen Zorn. Du hast nicht jede Möglichkeit vorhergesehen.«
Entreri griff wieder mit leichten Schlägen an, ohne nachdrückliche Hiebe auszuteilen, durch die nur den versammelten Dunkelelfen deutlich geworden wäre, daß sie einer Farce von einem Kampf beiwohnten.
»Er ist tot«, sagte Drizzt, und es klang sowohl nach einer Frage als auch nach einer Behauptung.
»Was glaubst du?« fuhr Entreri ihn an, und das Knurren in seiner Stimme schien eine deutliche Antwort zu sein. Drizzt bemerkte die Änderung in der Taktik. Er erkannte, daß Entreri jetzt versuchte, ihn wütend zu machen, damit er aus Zorn kämpfte.
Daher blieb er teilnahmslos, machte ein paar gelangweilte Angriffsparaden, die Entreri ohne Mühe abwehren konnte - und auf die der Meuchelmörder mit verheerenden Auswirkungen gekontert haben würde, wenn er das gewollt hätte.
Vierna und Jarlaxle begannen miteinander zu flüstern, und Drizzt, der dachte, daß sie diese Farce allmählich leid sein würden, verstärkte seine Angriffe etwas, jedoch noch immer mit zurückhaltenden und unwirksamen Schlägen. Entreri nickte leicht, aber deutlich, um zu zeigen, daß er zu verstehen begann. Das Spiel, die Unterströmungen und Gespräche wurden persönlich, und Drizzt wollte ebensowenig wie Entreri, daß Vierna eingriff.
»Du wirst deinen Sieg genießen«, versprach Entreri, was für ihn ganz ungewohnt war.
»Er wird nutzlos sein«, erwiderte Drizzt mit einer Antwort, die der Meuchelmörder mittlerweile offensichtlich zu erwarten schien. Entreri wollte diesen Kampf gewinnen, wollte ihn um so mehr gewinnen, als es Drizzt überhaupt nicht zu kümmern schien. Drizzt wußte jedoch, daß Entreri nicht dumm war, und während er und Drizzt über gleiche Geschicklichkeit im Kampf verfügten, unterschieden sie sich ganz deutlich in ihrer Motivation für den Kampf. Entreri würde mit ganzem Herzen gegen Drizzt kämpfen, nur um etwas zu beweisen, aber Drizzt spürte, daß
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