Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
ausfechten, ohne darüber nachzudenken, wie er davonlaufen konnte.
In der nächsten halben Stunde verlor Regis immer wieder das Bewußtsein, und Drizzt trug ihn dann, ohne sich zu beklagen, und nur ab und zu den Arm wechselnd, um die Last zu verteilen. Das Orientierungsvermögen des Drowwaldläufers in diesen Tunneln war beträchtlich, und er war zuversichtlich, daß er auf seinem Weg durch das Labyrinth gute Fortschritte machte.
Sie kamen in einen langen, geraden Gang, der etwas höher und breiter war als die meisten, die sie passiert hatten. Drizzt setzte Regis ab, lehnte ihn an eine Wand und musterte die Struktur des Felsens. Er bemerkte einen kaum wahrnehmbaren Anstieg des Bodens in südlicher Richtung, während sie sich nach Norden ein wenig nach unten bewegen würden, aber das verwirrte den Dunkelelfen überhaupt nicht.
»Dies ist der Haupttunnel des Gebietes«, entschied er schließlich. Regis blickte ihn verwirrt an.
»Hier floß einst Wasser«, erklärte Drizzt, »wahrscheinlich bahnte es sich seinen Weg durch den Berg, um irgendwo im Norden in einem Wasserfall auszutreten.«
»Wir gehen nach unten?« fragte Regis.
Drizzt nickte. »Aber wenn es einen Gang zu den unteren Ebenen von Mithril-Halle hinauf gibt, wird er wahrscheinlich an diesem Tunnel liegen.«
»Gut gemacht«, kam ein Kommentar irgendwo aus der Ferne. Eine schlanke Gestalt trat nur ein paar Dutzend Fuß von Drizzt und Regis entfernt aus einem Nebengang.
Drizzts Hand fuhr instinktiv in seinen Umhang, aber da er mehr Vertrauen in seine Krummsäbel setzte, zog er sie sofort wieder heraus, als der Meuchelmörder sich näherte.
»Habe ich dir die Hoffnung gegeben, nach der du dich gesehnt hast?« stichelte Entreri. Er murmelte etwas vor sich hin - wahrscheinlich eine Anweisung an seine Waffe, denn sein schlankes Schwert begann wild in bläulich-grünen Farben aufzuleuchten und enthüllte die geschmeidige Gestalt des Meuchelmörders in düsteren Umrissen, als er auf seinen wartenden Gegner zuschlenderte.
»Eine Hoffnung, die du bedauern wirst«, erwiderte Drizzt ruhig.
Entreris weiße Zähne glänzten in dem wasserfarbenen Licht, als er mit einem breiten Lächeln antwortete: »Laß es uns herausfinden.«
Gemeinsame Gefahr
»Sein Lärm wird das ganze Unterreich auf uns aufmerksam machen«, flüsterte Catti-brie Bruenor zu und bezog sich damit auf die ständig quietschende Rüstung des Schlachtenwüters. Pwent, dem das ebenfalls klar war, hatte sich weit vor die anderen gesetzt und vergrößerte durch sein Tempo nach und nach den Abstand, denn Catti-brie und Wulfgar waren als Menschen nicht mit Augen gesegnet, die im infraroten Spektrum sehen konnten, und mußten sich fast im Schneckentempo vorantasten, wobei sie sich mit einer Hand jeweils an Bruenor festhielten. Nur Guenhwyvar, der manchmal voranlief, sich aber häufiger als stiller Botschafter zwischen Bruenor und dem Schlachtenwüter bewegte, hielt den Anschein einer Verbindung zwischen den beiden Teilen der kleinen Gruppe aufrecht.
Ein neues schabendes Quietschen vor ihnen brachte eine Grimasse auf Bruenors Gesicht. Er hörte Catti-bries resigniertes Seufzen und stimmte ihm zu. Der erfahrene Bruenor verstand noch weitaus besser als seine Tochter, wie vergeblich ihr Bemühen war. Er überlegte, ob er Pwent dazu bewegen sollte, die Rüstung auszuziehen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, denn selbst wenn sie alle vier nackt weitermarschierten, würden ihre Fußtritte für die empfindlichen Ohren der feindlichen Dunkelelfen so deutlich widerhallen wie Trommelschläge.
»Zünde die Fackel an«, wies er Wulfgar an.
»Aber das kannst du nicht tun«, wandte Catti-brie ein.
»Sie sind überall um uns herum«, erwiderte Bruenor. »Ich kann die Hunde spüren, und sie sehen uns ohne Licht genauso gut wie mit. Wir haben keine Chance, ohne einen weiteren Kampf mit ihnen durchzukommen - das weiß ich jetzt -, und da sollten wir lieber unter Bedingungen mit ihnen kämpfen, die für unsere Seite besser sind.«
Catti-brie wandte ihren Kopf hin und her, obwohl sie in der pechschwarzen Dunkelheit überhaupt nichts erkennen konnte. Sie fühlte jedoch, daß Bruenors Beobachtungen der Wahrheit entsprachen, fühlte, daß sich dunkle Gestalten lautlos um sie her bewegten und eine Schlinge um die dem Verderben geweihte Gruppe zuzogen. Einen Augenblick später mußte sie blinzeln und die Augen zukneifen, als Wulfgars Fackel in einer blendenden Flamme aufleuchtete.
Flackernde Schatten vertrieben die
Weitere Kostenlose Bücher