Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
Mann stellte ihr die Frage noch einmal, diesmal etwas nachdrücklicher, und dann blickte er über die Schulter zu dem Moosbett und dem See.
Catti-brie vermutete, daß die beiden zu einer Patrouille gehörten und wissen wollten, was sie auf dieser Seite der Stadt zu suchen habe. Ihr fiel auf, wie höflich sie von ihnen behandelt wurde, und sie entsann sich der Dinge, die Drizzt ihr über die Kultur der Drow erzählt hatte.
Sie war eine Frau; die beiden nur Männer.
Die unverständliche Frage erklang erneut, und Catti-brie antwortete mit einem deutlichen Fauchen. Einer der Männer ließ die Hände auf die Griffe seiner beiden Schwerter fallen, aber Catti-brie deutete auf diese und fauchte erneut bösartig.
Die beiden Männer blickten sich in offensichtlicher Verwirrung an. Ihrer Meinung nach war diese Frau blind oder verwendete zumindest keine Infravision, und die Lichter der Stadt waren nicht besonders hell. Sie hätte die Bewegung daher nicht derart deutlich wahrnehmen dürfen, und doch hatte sie dies, wie ihr ausgestreckter Finger bewies.
Catti-brie knurrte sie an und winkte sie zur Seite, und zu ihrer Überraschung (und großen Erleichterung) wichen die Männer zurück und musterten sie mißtrauisch, unternahmen sonst aber nichts.
Sie wollte sich gerade wieder unter ihrer Kapuze verbergen, als sie es sich anders überlegte. Dies war Menzoberranzan, das voller ungestümer Dunkelelfen war, voller Intrigen, ein Ort, an dem es den Unterschied zwischen Leben oder Tod bedeuten konnte, daß man etwas wußte - oder vorgab, etwas zu wissen -, was ein Rivale nicht wußte.
Catti-brie warf die Kapuze zurück, schüttelte den Kopf, um ihre Haare aus den Falten zu befreien und richtete sich gerade auf. Sie blickte die beiden Männer bösartig an und begann zu lachen.
Und die beiden rannten davon.
Die junge Frau brach vor Erleichterung fast zusammen. Sie atmete noch einmal tief durch, umklammerte das Amulett fest und ging auf den See zu.
Feinde überall
Wißt Ihr, wer er ist? fragten die Finger des Drowsoldaten eindringlich in der komplizierten Zeichensprache.
Khareesa, die nicht so genau verstand, was das alles sollte, wiegte sich auf ihren Fußballen. Eine Abteilung gutbewaffneter Drow war auf der Insel der Rothe erschienen und hatte Antworten verlangt und sowohl die Goblin- und Orksklaven, als auch die wenigen Sklaventreiber auf der Insel verhört. Sie trugen keine Hausabzeichen und waren, soweit Khareesa dies sehen konnte, ausschließlich Männer.
Das hinderte jene jedoch nicht daran, sie grob zu behandeln. Ohne die angemessene Unterwürfigkeit, die sie Khareesas Geschlecht entgegenzubringen hatten.
»Wißt Ihr es?« fragte der Drow laut. Das unerwartete Geräusch rief sofort zwei Kameraden des Mannes herbei.
»Er ist weg«, erklärte er, um seine Begleiter zu beruhigen, »in die Stadt gegangen.«
Aber er ist bereits auf dem Rückweg, erwiderte ein vierter Drow in der Zeichensprache, als er herbeieilte. Wir haben gerade die Lichtsignale vom Ufer erhalten.
Die immer stärker werdende Spannung war mehr, als die neugierige Khareesa ertragen konnte. »Ich bin Khareesa H'kar«, verkündete sie und gab damit zu erkennen, daß sie eine Adlige eines der geringeren Häuser der Stadt war, aber auf jeden Fall eine Adlige. »Wer ist dieser Mann, von dem Ihr sprecht? Und warum ist er so wichtig?«
Die vier Männer blickten sich verschlagen an, und der Neuankömmling warf Khareesa einen bösen Blick zu.
»Ihr habt von Daermon N'a'shezbaernon gehört?« fragte er sanft.
Khareesa nickte. Natürlich hatte sie von dem mächtigen Haus gehört, dessen gebräuchlicherer Name Do'Urden gewesen war. Es war einst das Achte Haus der Stadt gewesen, war dann aber untergegangen.
»Und von dem zweiten Sohn?« fuhr der Mann fort.
Khareesa kräuselte unsicher die Lippen. Sie versuchte sich an die tragische Geschichte des Hauses Do'Urden zu erinnern, die sie irgendwie mit einem Abtrünnigen in Verbindung brachte, als ein anderer Mann ihrem Gedächtnis auf die Sprünge half.
»Drizzt Do'Urden«, sagte er.
Khareesa begann zu nicken - sie hatte den Namen schon einmal gehört -, und dann weiteten sich ihre Augen, als ihr die Bedeutung des hübschen, purpuräugigen Drows bewußt wurde, der die Insel der Rothe verlassen hatte.
Sie ist eine Zeugin, meinte einer der Männer.
Das war sie nicht, argumentierte ein anderer, bis wir ihr den Namen des Abtrünnigen genannt haben.
»Aber jetzt ist sie es«, sagte der erste, und sie blickten alle
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