Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
schnell auf den Weg zu machen, und Catti-brie stimmte mit ihm darin völlig überein, obgleich sie liebend gern noch einige Zeit in Blingdenstone geblieben wäre, um mehr über die faszinierenden Svirfnebli zu erfahren. Drizzt war ihr schon jetzt zu weit voraus. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und wollte losgehen, wurde aber von Belwars Pickhacke am Arm gefaßt und zum Höhlenvater herumgedreht.
Er zog die magische Maske aus seinem Gürtel und hielt sie ihr hin. »Drizzt«, sagte er und deutete mit seinem Hammer auf ihr Gesicht. »Drizzt.«
Catti-brie nickte. Sie verstand, daß der Höhlenvater es für klug hielt, wenn sie die Drowmaske wieder trug. Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber aus einem Impuls heraus um und gab Belwar einen schnellen Kuß auf die Wange. Dankbar lächelnd trat die junge Frau dann aus dem Haus und verließ unter Firbles Führung die Stadt.
»Wie habt Ihr Firble dazu gebracht, sie in die Stadt der Drow zu bringen?« fragte der andere Berater den Höhlenvater, als sie allein waren.
»Bivrip!« bellte Belwar. Er schlug seine Mithrilhände gegeneinander, und sofort zuckten Funken und Energielinien über seine Kunstglieder. Er warf dem Berater einen verschmitzten Blick zu, der auf die quiekende Art der Svirfnebli fröhlich lachte. Armer Firble.
* * *
Drizzt war froh darüber, daß er eine Gruppe von Orks von der Insel zum Festland begleiten mußte, und wenn es nur war, um der lüsternen Khareesa zu entgehen. Sie blickte ihm vom Ufer aus nach, und ihre Miene spiegelte Schmollen und Vorfreude wider, als wolle sie sagen, daß Drizzt ihr vielleicht entkommen
war, aber nur für dieses Mal.
Sobald die Insel hinter ihm lag, verschwendete er keinen weiteren Gedanken an Khareesa. Vor ihm lag die eigentliche Stadt und damit seine Aufgabe und viele Gefahren, und er wußte wahrhaftig nicht, wo er beginnen sollte, nach Antworten zu suchen. Er fürchtete, daß alles darauf hinauslaufen würde, daß er sich stellte und seinen Feinden auslieferte, um seine Freunde zu schützen, die er zurückgelassen hatte.
Er dachte an Zaknafein, seinen Vater und Freund, der an seiner Statt der bösartigen Spinnenkönigin geopfert worden war. Er dachte an Wulfgar, seinen verlorenen Freund, und die Erinnerung an den jungen Barbaren stärkte Drizzts Entschlossenheit.
Er gab den überraschten Sklaventreibern, die am Strand das Fahrzeug erwarteten, keine Erklärung. Sein Gesichtsausdruck allein sagte ihnen, daß sie ihm besser keine Fragen stellen sollten, als er an ihrem Lager vorbeiging und Donigarten hinter sich ließ.
Schon bald lief er leichtfüßig und wachsam durch die gewundenen Straßen von Menzoberranzan. Er schritt dicht an mehreren Dunkelelfen vorbei und passierte die mehr als neugierigen Augen Dutzender von Hauswachen, die ihn von ihren Beobachtungsposten hinter den Brustwehren ausgehöhlter Stalaktiten musterten. Drizzt hatte immer wieder das Gefühl, daß ihn eigentlich jemand erkennen müßte, und mußte sich daher immer wieder sagen, daß er dreißig Jahre lang nicht in Menzoberranzan gewesen war und daß Drizzt Do'Urden und sogar das ganze Haus Do'Urden mittlerweile an der Geschichte der Stadt nicht mehr teilhatten.
Aber wenn das stimmte, warum war er dann hier, an diesem Ort, an dem er nicht sein wollte?
Drizzt hätte sehr gern einen Piwafwi gehabt, einen der typischen schwarzen Umhänge der Drow. Sein dicker, warmer waldgrüner Umhang war besser für die Welt der Oberfläche geeignet und würde ihn in den Augen von Beobachtern vielleicht sogar mit jenem selten besuchten Ort in Verbindung bringen. Er behielt die Kapuze auf und zog sie tief ins Gesicht, als er weiterging. Dies würde nur einer von vielen Erkundungsgängen in die eigentliche Stadt sein, nahm Drizzt sich vor, auf denen er sich wieder mit den gewundenen Straßen und den düsteren Gassen vertraut machen wollte.
Flackerndes Licht hinter einer Biegung überraschte ihn und stach in seine wärmesehenden Augen. Er drückte sich dicht an einen Stalagmiten, und eine Hand fuhr unter seinen Umhang und zu Blaues Licht.
Eine Gruppe von vier Drowmännern kam um die Ecke. Aber sie unterhielten sich angeregt und schenkten Drizzt keine Beachtung. Sie trugen das Symbol des Hauses Baenre, bemerkte Drizzt, als seine Augen sich auf das normale Licht eingestellt hatten, und einer von ihnen trug eine Fackel!
Wenig von dem, was Drizzt in seinem ganzen Leben gesehen hatte, hatte jemals so falsch gewirkt. Warum? fragte er sich immer wieder, und er
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