Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
die Zeit für einen Putsch gegen Baenre reif war. Uthegentals Worte hätten als beleidigend aufgefaßt werden können, doch nicht für Barrison del'Armgo, denn der Waffenmeister des Hauses riß seinen Mund ständig weit auf, und niemals, um jemanden außer sich selbst zu loben.
    »Es war Oberin Baenre, die den Abtrünnigen Do'Urden entkommen ließ«, bellte Uthegental. »Sie war es, die den Vorsitz bei dem fehlgeschlagenen Hohen Ritual innehatte. Fehlgeschlagen, so wie die Magie jetzt fehlschlägt.«
    Sag es doch noch einmal, dachte Jarlaxle, behielt die spöttische Bemerkung aber klugerweise für sich. Er war frustriert, aber nicht nur von der offensichtlichen Dummheit seines Gegenübers, sondern von der Tatsache, daß Uthegentals Argumentation in der ganzen Stadt verbreitet war. Jarlaxles Meinung nach engten sich die Dunkelelfen Menzoberranzans ständig dadurch selbst ein, daß sie blind darauf beharrten, alles, was geschah, müsse eine tiefere Bedeutung haben und jede ihrer Handlungen diene einem großen Plan der Spinnenkönigin. Wenn Drizzt Do'Urden sich von Lloth lossagte und davonlief, so wies dies in den Augen der Priesterinnen eindeutig auf Lloths Wunsch hin, das Haus Do'Urden solle fallen und Drizzts Gefangennahme den anderen ambitionierten Häusern als Prüfung dienen.
    Es war eine einengende Philosophie, eine, die jeden freien Willen leugnete. Gewiß, Lloth mochte bei der Jagd auf Drizzt die Hand im Spiel haben. Gewiß, sie mochte über die Störung des Hohen Rituals verärgert sein, wenn sie sich überhaupt dazu herabgelassen hatte, das Ereignis wahrzunehmen! Aber zu behaupten, daß alles, was derzeit geschah, vollständig auf jenes Ereignis zurückzuführen war – also im Grunde auf eine Kleinigkeit in der fünftausendjährigen Geschichte von Menzoberranzan –, sprach nur von törichtem Stolz und der irrigen Vorstellung der Bewohner von Menzoberranzan, das ganze Multiversum drehe sich nur um sie.
    »Warum versagt dann die Magie in jedem Haus?« fragte Jarlaxle Uthegental. »Warum nicht nur im Haus Baenre?«
    Uthegental schüttelte heftig den Kopf und war nicht bereit, diesen Gedanken auch nur in Erwägung zu ziehen. »Wir haben vor Lloth versagt und werden bestraft«, erklärte er. »Wenn doch nur ich auf den Abtrünnigen gestoßen wäre und nicht der erbärmliche Dantrag Baenre!«
    Nun, das hätte Jarlaxle allerdings gern gesehen! Drizzt Do'Urden im Kampf gegen Uthegental. Der bloße Gedanke daran ließ ein Prickeln über das Rückgrat des Söldners laufen.
    »Ihr könnt nicht abstreiten, daß Dantrag Lloths Gunst besaß«, wandte Jarlaxle ein, »während Drizzt Do'Urden dies mit Sicherheit nicht tat. Wie konnte Drizzt dann aber gewinnen?«
    Uthegentals Stirn furchte sich so tief, daß seine rotleuchtenden Augen fast völlig verschwanden, und Jarlaxle kam schnell zu der Überzeugung, daß es keine gute Idee gewesen war, den Grobian auf diese Denkschiene zu lenken. Es war eine Sache, Oberin Baenre zu unterstützen; es war jedoch etwas ganz anderes, das Fundament der ganzen Welt dieses religiös verblendeten Sklaven zu erschüttern.
    »Es wird schon alles ins reine kommen«, versicherte Jarlaxle seinem Gegenüber. »In ganz Arach-Tinilith, in der ganzen Akademie und in jeder Kapelle jedes Hauses werden Gebete an Lloth gerichtet.«
    »Ihre Gebete werden nicht erhört«, erinnerte ihn Uthegental sofort. »Lloth ist zornig auf uns und wird nicht mit uns sprechen, bevor wir nicht jene bestraft haben, die vor ihr versagt haben.«
    Ihre Gebete wurden nicht erhört, weil sie vielleicht nicht einmal gehört wurden, dachte Jarlaxle. Anders als der Großteil der typischerweise fremdenfeindlichen Drow in Menzoberranzan stand der Söldner in Verbindung mit der Außenwelt. Durch seine Kontakte wußte er, daß die Svirfneblin-Priester in Blingdenstone ähnliche Schwierigkeiten in ihren Gottesdiensten hatten und daß auch die Magie der Tiefengnomen fehlschlug. Jarlaxle glaubte, daß etwas mit dem Pantheon selbst und dem gesamten Gefüge der Magie geschehen war.
    »Es ist nicht Lloth«, erklärte er kühn, woraufhin Uthegentals Augen sich weiteten. Jarlaxle verstand genau, was auf dem Spiel stand, nämlich die gesamte Hierarchie der Stadt und möglicherweise das Leben der Hälfte aller Drow in Menzoberranzan, und er fuhr mit Nachdruck fort. »Besser gesagt, es ist nicht nur Lloth. Betrachtet Narbondel, wenn Ihr zurück in die Stadt geht«, sagte er und bezog sich damit auf die große Steinsäulenuhr von Menzoberranzan.

Weitere Kostenlose Bücher