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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wie ihre Mutter – sehr berechnend. Wenn sie dachte, daß es nötig wäre, ihre Mutter vom Thron des Hauses Baenre zu entfernen, um Namen und Ruf von Baenre wiederherzustellen, dann würde sie das gnadenlos tun.
    Was der Grund war, aus dem Oberin Baenre sie aus der Akademie zu einem Treffen herbeigerufen hatte und dieses Treffen in der Kapelle abhielt. Dies war Sos'Umptus Platz, Lloths Platz, und Triel würde nicht wagen, hier gegen ihre Mutter loszuschlagen.
    »Ich habe vor, eine Verlautbarung der Akademie zu erlassen, die besagt, daß kein Haus diese Zeit der Schwierigkeiten dafür nutzen soll, gegen ein anderes in den Krieg zu ziehen«, verkündete Triel und brach damit die verhältnismäßige Stille – denn keine der BaenreFrauen nahm Notiz von dem Hämmern und Stöhnen der Sklaven, die nur knapp hundert Fuß entfernt an dem Kuppeldach arbeiteten. Keine von ihnen nahm auch nur wahr, wenn ein Minotaurus beiläufig einen Goblin in den Tod stieß, um sich zu amüsieren.
    Oberin Baenre holte tief Luft und dachte über diese Worte und die dahinterliegende Bedeutung nach. Natürlich würde Triel eine solche Empfehlung aussprechen. Die Akademie war vielleicht die stabilisierendste Kraft in Menzoberranzan. Aber warum hatte Triel diesen Moment ausgewählt, um ihrer Mutter davon zu berichten? Warum hatte sie nicht einfach gewartet, bis die Verlautbarung öffentlich und für alle verkündet wurde?
    Versuchte Triel, sie zu beruhigen? Oder versuchte sie nur, sie in Sicherheit zu wiegen?
    Die Gedanken kreisten in Oberin Baenres Geist, schossen hin und her, prallten gegeneinander und bewirkten nur noch mehr Unruhe und Angst. Verstandesmäßig begriff Baenre, daß es selbstzerstörerisch war, überall Feinde und verborgene Bedeutungen zu vermuten. Aber sie wurde immer verzweifelter. Noch vor ein paar Wochen hatte sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht befunden. Sie hatte die Stadt unter ihrer Führung zu dem Zweck vereint, einen massiven Schlag gegen den Zwergenkomplex von Mithril-Halle zu führen.
    Wie schnell ihr das alles genommen worden war, so schnell, wie ein Stalaktit von der Decke der Höhle über ihrer geheiligten Kapelle fiel.
    Aber sie war noch nicht am Ende. Oberin Baenre hatte nicht mehr als zweitausend Jahre überlebt, um jetzt aufzugeben. Triel sollte verdammt sein, falls sie wirklich plante, den Thron zu übernehmen. Sie sollten alle verdammt sein!
    Die Oberin-Mutter klatschte scharf in die Hände, und beide Töchter zuckten überrascht zusammen, als eine zweibeinige, menschengroße Monstrosität in ihr Blickfeld trat, die in wallende, blutrote Roben gewandet war. Der purpurne Kopf der Kreatur ähnelte dem eines Oktopus, doch wanden sich nur vier magere Tentakel vom Rand ihres runden, vielzahnigen Maules, und ihre Augen waren ohne Pupillen und von einem milchigen Weiß.
    Der Illithide oder Gedankenschinder war den Töchtern von Baenre nicht unbekannt. Ganz im Gegenteil, denn El-Viddenvelp oder Methil, wie er gewöhnlich genannt wurde, war Oberin Baenres Berater und befand sich seit vielen Jahren an ihrer Seite. Nachdem sie die erste Überraschung überwunden hatten, blickten sowohl Sos'Umptu als auch Triel ihre Mutter neugierig an.
    Ich grüße Euch, Triel, teilte der Illithide telepathisch mit. Und Euch natürlich ebenfalls, Sos'Umptu, hier an diesem Eurem Orte.
    Beide Töchter nickten und erwiderten die Grüße auf geistigem Weg, da sie wußten, daß Methil ihre Gedanken ebenso leicht wahrnehmen würde, als hätten sie sie laut ausgesprochen.
    »Närrinnen!« schrie Oberin Baenre beide an. Sie sprang von ihrem Sessel auf und wirbelte herum. Ihr verwittertes Gesicht war wütend verzogen. »Wie sollen wir diese Zeiten überleben, wenn zwei meiner wichtigsten Kommandantinnen und vertrautesten Beraterinnen solche Närrinnen sind?«
    Sos'Umptu war vollkommen verwirrt und reagierte verlegen. Sie ging sogar so weit, ihr Gesicht mit dem weiten Ärmel ihrer dicken, purpurn-schwarzen Robe zu bedecken.
    Triel, die weltgewandter war als ihre jüngere Schwester, empfand zunächst den gleichen Schock, erkannte aber dann schnell, worauf ihre Mutter hinauswollte. »Der Illithide hat seine Kräfte nicht verloren«, stellte sie fest, und Sos'Umptu lugte neugierig über ihren Arm vor.
    »Nicht im mindesten«, stimmte Oberin Baenre zu, und sie klang alles andere als glücklich.
    »Aber dann haben wir einen Vorteil«, wagte Sos'Umptu einzuwerfen. »Denn Methil ist loyal genug.« Es war sinnlos, ihre wahren Gefühle hinter

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