Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
teilgenommen hatte, kam als erster darauf zu sprechen.
»Was ist mit Methil?« fragte er. »Und den hundert Illithiden, die er repräsentiert? Wenn sie uns zur Seite stehen, ist die Bedrohung durch das Haus Oblodra belanglos.«
Die anderen ruckten zustimmend, aber Oberin Baenre wußte, daß man sich auf die Gedankenschinder nicht verlassen durfte. »Methil bleibt an unserer Seite, weil er und seine Leute wissen, daß wir der Schlüssel zur Sicherheit seines Volkes sind. Die Illithiden zählen nicht den hundertsten Teil der Drow von Menzoberranzan. Aber weiter geht ihre Loyalität nicht. Falls Methil zu der Überzeugung gelangt, daß das Haus Oblodra das stärkere ist, wird er nicht länger bei uns bleiben.« Baenre gab ein leises, ironisches Lachen von sich, das ein wenig hilflos klang.
»Vielleicht verbünden sich die anderen Illithiden sogar mit K'yorl«, meinte sie. »Die Schlampe ähnelt ihnen mit ihren Geisteskräften. Vielleicht verstehen sie einander.«
»Sollten wir wirklich so offen darüber sprechen?« fragte Sos'Umptu. Sie schaute sich besorgt auf der Empore um, und die anderen erkannten, daß sie fürchtete, Methil könnte sich sogar unsichtbar mitten unter ihnen befinden und jedes Wort hören und jeden ihrer Gedanken lesen.
»Das macht keinen Unterschied«, winkte Oberin Baenre ab. »Methil kennt meine Befürchtungen bereits.
Man kann vor einem Illithiden nichts geheimhalten.«
»Was sollen wir also tun?« fragte Triel.
»Wir müssen unsere Stärke konzentrieren«, erwiderte Baenre entschlossen. »Wir dürfen keine Furcht und keine Schwäche zeigen. Und wir dürfen nichts tun, das Lloth noch weiter von uns entfernt.« Sie richtete diese letzte Bemerkung an die beiden Rivalinnen Quenthel und Triel, insbesondere an Triel, die nur allzu bereit schien, die llothlose Zeit dazu zu nutzen, sich von der lästigen Schwester zu befreien.
»Wir müssen den Illithiden zeigen, daß wir weiterhin die wichtigste Macht in Menzoberranzan sind«, fuhr Baenre fort. »Wenn sie das wissen, werden sie auf unserer Seite sein und nicht wollen, daß das Haus Baenre durch K'yorls Vorstöße geschwächt wird.«
»Ich kümmere mich um Sorcere«, sagte Gromph, der Erzmagier.
»Und ich mich um Arach-Tinilith«, fügte eine entschlossene Triel hinzu.
»Ich mache mir keine Illusionen über Freundschaft mit meinen Rivalen«, ergänzte Gromph. »Aber ein paar Versprechungen für den Tag, an dem sich die Dinge geklärt haben, werden für Verbündete sorgen.«
»Den Studenten sind keine Kontakte außerhalb der Schule erlaubt«, warf Triel ein. »Sie wissen natürlich von den Problemen im allgemeinen, aber sie haben keine Ahnung von der Bedrohung des Hauses Baenre. In ihrer Unwissenheit bleiben sie loyal.«
Oberin Baenre nickte beiden zu. »Und Ihr werdet Euch mit den geringeren Häusern treffen, die wir errichtet haben«, sagte sie zu Quenthel und übertrug ihr damit eine äußerst wichtige Aufgabe. Ein großer Teil der Macht von Baenre lag in dem Dutzend geringerer Häuser, die frühere Adlige von Baenre führten. Quenthel war als allseits bekannter Günstling Lloths die perfekte Wahl für diese Mission.
Ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie sich fügte – zweifellos mehr aufgrund der Drohungen Triels und Gromphs als wegen des Brockens, den man ihr gerade hingeworfen hatte.
Baenre wußte, daß es zur Unterdrückung der Rivalität zwischen Triel und Quenthel wichtig war, daß beide das Gesicht wahren und sich wichtig fühlen konnten. Somit war dieses Treffen ein Erfolg gewesen, und alle Kräfte des Hauses Baenre würden sich zu einer einzigen Verteidigungsmacht zusammenfügen.
Baenres Lächeln blieb jedoch dennoch halbherzig. Sie wußte, was Methil zu tun vermochte, und vermutete, daß K'yorl nicht viel schwächer war. Alle aus dem Haus Baenre würden bereit sein, aber würde dies ohne Lloths göttliche Magie und Gromphs zauberische Macht ausreichen?
* * *
Direkt im Anschluß an Bruenors Audienzsaal in der obersten Ebene von Mithril-Halle befand sich eine kleine Kammer, die der Zwergenkönig den Kunsthandwerkern zugewiesen hatte, die versuchten, die Pantherstatuette zu reparieren. Darin befanden sich eine kleine Esse und feine Werkzeuge sowie Dutzende von Bechergläsern und Flakons, die verschiedene Chemikalien und Pasten enthielten.
Als er zu diesem Raum gerufen wurde, eilte Drizzt erwartungsvoll hinein. Er war natürlich dutzendemal jeden Tag dorthin gegangen, aber ohne eingeladen worden zu sein. Und jedesmal hatte
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