Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
er den Pantherkopf hoch. Er starrte in die steinernen Augen, die denen von Guenhwyvar so sehr glichen. Mit der Sorgfalt eines Vaters, der sich um sein Kind kümmert, paßte Drizzt den Kopf an den Körper und begann mit der gewissenhaften Arbeit, den klebrigen Brei auf die Bruchstelle aufzutragen.
Es vergingen mehr als zwei Stunden, bevor Drizzt und Regis den Raum verließen und in den Audienzsaal gingen, wo sich Bruenor noch immer mit dem Boten der Herrin Alustriel und mehreren Zwergen aufhielt.
Bruenor schien nicht glücklich zu sein, aber er sah entspannter aus, als er seit Beginn dieser seltsamen Zeit gewirkt hatte.
»Es ist kein Trick der Drow«, sagte der Zwergenkönig, sobald Drizzt und Regis herangekommen waren. »Oder die verdammten Drow sind mächtiger, als jeder angenommen hatte! Es betrifft die ganze Welt, sagt Alustriel.«
»Herrin Alustriel«, korrigierte der Bote, ein sehr geschniegelt aussehender Zwerg, der eine weite, fließende Robe und einen kurzen, sorgfältig gestutzten Bart trug.
»Seid gegrüßt, Fredegar«, sagte Drizzt, der Fredegar Felsenschmetterer, besser bekannt als Fret, erkannt hatte, den Lieblingsbarden und Ratgeber der Herrin Alustriel. »So habt Ihr also endlich Gelegenheit gefunden, die Wunder von Mithril-Halle zu besuchen.«
»Ich wünschte, es wäre in besseren Zeiten geschehen«, antwortete Fret düster. »Ich bitt' Euch, sagt, wie es Catti-brie geht?«
»Es geht ihr gut«, antwortete Drizzt. Er lächelte, als er an die junge Frau dachte, die erneut nach Siedelstein gegangen war, um eine Botschaft Bruenors zu überbringen.
»Es ist kein Trick der Drow«, sagte Bruenor erneut, diesmal mit mehr Nachdruck, um deutlich zu machen, daß dies weder die Zeit noch der Ort für solche leichte und belanglose Konversation war.
Drizzt nickte zustimmend – er hatte Bruenor bereits die ganze Zeit über versichert, daß sein Volk nichts damit zu tun hatte. »Was immer geschehen ist, es hat Regis' Rubin nutzlos gemacht«, sagte der Drow. Er langte hinüber und hob den Anhänger von der Brust des Halblings. »Er ist jetzt nur noch ein einfacher, wenn auch sehr schöner Stein. Und die unbekannte Kraft hat Guenhwyvar beeinflußt und sogar den ganzen Weg bis zu den Harpells Wirkung gezeigt. Keine Magie der Drow ist so mächtig, sonst hätten sie schon vor langer Zeit die Welt der Oberfläche erobert.«
»Gibt es etwas Neues?« fragte Bruenor.
»Die Auswirkungen sind schon seit mehreren Wochen zu spüren gewesen«, warf Fret ein. »Auch wenn die Magie erst in den letzten ein, zwei Wochen so vollkommen unvorhersehbar und gefährlich geworden ist.«
Bruenor, der noch nie viel für Magie übrig gehabt hatte, schnaubte laut.
»Dann ist es eine gute Sache!« entschied er. »Die verdammten Drow brauchen die Magie mehr als mein eigenes Volk oder die Menschen von Siedelstein! Laßt die ganze Magie verschwinden, sage ich, und dann laßt die Drow zum Spielen kommen!«
Thibbledorf Pwent hüpfte bei diesem Gedanken fast aus den Stiefeln. Er sprang herbei, so daß er vor Bruenor und Fret stand, und schlug dem geschniegelten Zwerg mit einer seiner dreckigen, stinkenden Hände auf den Rücken. Es gab nur wenige Dinge, die einen aufgeregten Schlachtenwüter zur Ruhe bringen konnten, aber Frets erst indignierter, dann wütend entsetzter Blick überraschte Pwent vollständig.
»Was ist?« wollte der Schlachtenwüter wissen.
»Wenn Ihr mich jemals wieder berührt, werde ich Euch den Schädel einschlagen«, versprach Fret, der nicht halb soviel wog wie der mächtige Pwent, in vollkommen ruhigem Tonfall, und aus einem unerklärlichen Grund glaubte ihm Pwent und trat einen Schritt zurück.
Drizzt, der den peniblen Fret von seinen zahlreichen Besuchen in Silbrigmond kannte, war klar, daß der Barde keine zehn Sekunden in einem Kampf gegen Pwent bestehen konnte – außer wenn es in dem Streit um Schmutz ging. In diesem Fall, falls Pwent Frets geschniegelten Putz verschandeln sollte, würde Drizzt sein ganzes Geld auf Fret setzen, und das wäre die sicherste Wette, die der Drow je eingegangen war.
Soweit kam es jedoch nicht, denn Pwent, so poltrig er auch sein mochte, würde niemals etwas gegen Bruenor unternehmen, und Bruenor wollte offenkundig keinen Ärger mit einem Gesandten, insbesondere nicht mit einem zwergischen Gesandten aus dem befreundeten Silbrigmond. So konnten statt dessen alle im Raum herzlich über den kleinen Zwischenfall lachen, und alle schienen deutlich erleichtert darüber, daß die
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