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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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seines Lebens mit Menschen gesegelt war, seit man ihn als Jugendlichen auf einer Insel aufgelesen hatte. Sein eigenes Volk – die wilden, über zwei Meter großen Qullaner – verachtete Mischlinge und hatte ihn als minderwertig verstoßen.
    Tee-a-nicknick pustete kurz und grinste dann Grauser Raffer an, der die Andeutung natürlich verstand. Kein Pirat auf irgendeinem Meer konnte eine bestimmte Waffe, eine lange Röhre, die der tätowierte Halb-Qullaner ein Blasrohr nannte, besser benutzen als Tee-a-nicknick. Grauser hatte gesehen, wie sein Freund eine Fliege über die gesamte Schiffsbreite hinweg von der Reling geschossen hatte. Zudem verfügte Tee-a-nicknick über ein umfangreiches Wissen von Giften, das er Grausers Vermutung nach seinem Leben bei den exotischen Qullanern verdankte. Seine Kenntnisse erlaubten ihm, die Nadeln, die er aus der Waffe verschoss, zuvor in interessante Essenzen zu tauchen. Ein wohl platzierter Schuss konnte Grauser und Tee-a-nicknick zu wirklich wohlhabenden Männern machen, vielleicht sogar reich genug, um ein eigenes Schiff zu kaufen.
    »Hast du ein besonders bösartiges Gift für Herrn Deudermont?«, fragte Grauser.
    Der tätowierte Halb-Qullaner lächelte. »Du klaust, wir tun's«, stellte er fest.
    Arumn Gardpeck seufzte, als er den Schaden an der Tür sah, die zum Gästeflügel des »Entermessers« führte. Die Angeln waren verbogen, so dass die Tür derart schräg in ihrem Rahmen hing, dass sie nicht mehr richtig schloss.
    »Schon wieder miese Stimmung«, stellte Josi Puddles fest, der hinter dem Schankwirt stand. »Heute miese Stimmung, morgen miese Stimmung. Der Typ hat immer miese Stimmung.«
    Arumn ignorierte den Mann und schritt durch den Gang zu Delly Curties Zimmer. Er legte das Ohr an die Tür und hörte leises Schluchzen.
    »Hat sie wieder rausgeworfen«, fauchte Josi. »Ah, der Hund.«
    Arumn funkelte den kleinen Mann böse an, obwohl seine eigenen Gedanken ganz ähnlich waren. Josis Gezeter berührte den Schankwirt nicht im Mindesten. Er hatte erkannt, dass der Mann eine besondere Ablehnung gegenüber Wulfgar aufgebaut hatte, die hauptsächlich auf Eifersucht beruhte, einem Gefühl, auf dem alle Handlungen von Josi zu beruhen schienen. Die Schluchzer von Delly Curtie schnitten tief in das Herz des besorgten Arumn, der für das Mädchen wie für eine Tochter empfand. Zu Beginn hatte er sich über die Beziehung zwischen Delly und Wulfgar trotz der Proteste von Josi gefreut, der selbst seit Jahren in das Mädchen verschossen war. Jetzt schienen diese Proteste jedoch einen Kern von Wahrheit zu enthalten, denn Wulfgars Verhalten Delly gegenüber hinterließ einen bitteren Geschmack in Arumns Mund.
    »Er kostet dich mehr, als er dir einbringt«, fuhr Josi fort und fiel fast in Trab, um mit dem größeren Arumn mitzuhalten, der entschlossen auf Wulfgars Zimmer am Ende des Flurs zuschritt. »Er zerbricht zu viel Mobiliar, und ehrliche Gäste mögen gar nicht mehr in das ›Entermesser‹ kommen, da sie Angst haben müssen, den Kopf eingeschlagen zu bekommen.«
    Arumn blieb an der Tür stehen und drehte sich zu Josi um.
    »Halt den Mund«, befahl er mit fester Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Er wandte sich wieder der Tür zu und hob die Hand, um anzuklopfen, überlegte es sich aber anders und stieß sie einfach auf. Wulfgar lag, noch immer angezogen, auf dem Bett und stank nach Schnaps.
    »Immer die Sauferei«, klagte Arumn. Die Traurigkeit in seiner Stimme war echt, denn trotz seines Ärgers über Wulfgar konnte er seine eigene Verantwortlichkeit an dieser Situation nicht verleugnen. Er hatte den gepeinigten Barbaren mit der Flasche vertraut gemacht, doch damals hatte er nicht erkannt, wie tief die Hoffnungslosigkeit des riesigen Mannes saß. Jetzt war dem Wirt die schiere Verzweiflung Wulfgars bewusst, der unerträglichen Pein seiner Vergangenheit zu entfliehen. »Was willst du jetzt tun?«, fragte Josi.
    Arumn ignorierte ihn und ging zu Wulfgars Bett, um ihn grob zu schütteln. Nach einem zweiten und dritten Rütteln hob der Barbar den Kopf und wandte ihn Arumn zu, obgleich seine Augen sich kaum öffneten.
    »Du bist hier fertig«, sagte Arumn mit deutlicher und ruhiger Stimme, während er Wulfgar erneut schüttelte. »Ich kann nicht weiter zulassen, was du mit meinem Lokal und meinen Freunden tust. Du wirst heute Abend deine Sachen packen und deiner Wege gehen, wo immer die dich auch hinführen mögen, denn ich will dich nicht mehr in meinem Schankraum sehen. Ich

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