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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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tiefe Verbeugungen vor Dohni.
    Dieser schluckte mit Mühe seinen Zorn hinunter und ermahnte sich, dass dies seine Freunde waren und sie es einfach nicht besser wussten. Er drängte sich durch ihre Reihen hindurch und ging davon, die Fäuste dabei so fest zusammengeballt, dass die Knöchel weiß hervortraten, und die Zähne knirschend aufeinander gepresst, bis ihm der Kiefer schmerzte, während zugleich ein Strom gemurmelter Flüche aus seinen Mundwinkeln hervordrang.
    »Ich bin mir wie eine Idiotin vorgekommen«, gestand Meralda ihrer Schwester Tori in ihrem Raum in dem kleinen Steinhaus. Ihre Mutter war zum ersten Mal seit mehr als zwei Wochen nach draußen gegangen, so begierig war sie gewesen, befreundeten Nachbarinnen von dem Abend zu erzählen, den ihre Tochter bei Lord Feringal verbracht hatte.
    »Aber du hast in dem Kleid so wunderschön ausgesehen«, protestierte Tori.
    Meralda brachte ein schwaches, dankbares Lächeln für ihre Schwester zustande.
    »Er konnte bestimmt seine Augen nicht von dir lassen, da bin ich mir sicher«, fügte Tori hinzu. Ihrem Gesichtsausdruck nach schien das jüngere Mädchen in einem Traumland voller romantischer Fantasien zu schwelgen.
    »Genauso wenig wie seine Schwester Priscilla«, erwiderte Meralda.
    »Na ja, sie ist eine fette Kuh«, erklärte Tori, »und deine eigene Schönheit hat sie nur noch mehr daran erinnert.«
    Darüber mussten beide Mädchen kichern, aber Meralda hörte schnell wieder auf, und ihr trübsinniger Blick kehrte zurück. »Wieso kannst du dich nicht darüber freuen?«, fragte Tori. »Er ist der Lord von Auckney und kann dir alles geben, was man sich nur wünschen kann.«
    »Kann er das?«, erwiderte Meralda sarkastisch. »Kann er mir meine Freiheit geben? Kann er mir meinen Jaka geben?«
    »Kann er dir einen Kuss geben?«, fragte Tori schelmisch.
    »Bei diesem Kuss konnte ich ihn nicht aufhalten«, erwiderte Meralda, »aber er wird keine weiteren bekommen, da kannst du sicher sein. Ich habe Jaka mein Herz geschenkt, und nicht irgendeinem süß duftenden Lord.«
    Ihre Verkündung verlor ihren Nachdruck, und ihre Stimme verebbte zu einem Wispern, als der Vorhang zur Seite geschoben wurde und ein wütender Dohni Ganderlay in den Raum stürmte. »Lass uns allein«, befahl er Tori. Als sie zögerte und einen besorgten Blick zu ihrer Schwester warf, brüllte er noch lauter: »Verschwinde, du Rotznase!«
    Tori verließ eilig das Zimmer und drehte sich dann zu ihrem Vater um, doch seine finstere Miene trieb sie ganz aus dem Haus.
    Dohni richtete seinen Blick auf Meralda, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, denn einen solchen Ausdruck hatte sie noch nie auf dem Gesicht ihres Vaters gesehen. »Papa«, setzte sie vorsichtig an.
    »Du hast ihn dich küssen lassen?«, fuhr Dohni Ganderlay sie mit bebender Stimme an. »Und er wollte mehr von dir?«
    »Ich konnte ihn nicht aufhalten«, erklärte Meralda. »Er war zu schnell über mir.« »Aber du wolltest ihn aufhalten.« »Natürlich wollte ich das!«
    Die Worte waren kaum über ihre Lippen gekommen, als Dohni Ganderlays große, schwielige Hand in Meraldas Gesicht landete. »Und du willst stattdessen dein Herz und all deine weiblichen Reize an diesen Bauernlümmel verschenken?«, brüllte der Mann. »Aber, Papa …«
    Ein weiterer Schlag schleuderte Meralda vom Bett auf den Fußboden. Dohni Ganderlay, dessen ganze Wut sich nun Luft machte, fiel über sie her. Seine großen, harten Hände schlugen sie auf Kopf und Schultern, während er brüllte, dass sie »ein Flittchen« sei, das »herumhurte«, ohne an ihre Mutter zu denken, ohne an ihre Familie zu denken, die sie aufgezogen hatte, ihr Nahrung und Kleider gab.
    Sie versuchte zu protestieren und zu erklären, dass sie Jaka und nicht Lord Feringal liebte, dass sie nichts Unrechtes getan hatte, aber ihr Vater hörte nicht zu. Er ließ nur immer weiter Schläge und Beschimpfungen auf sie niederprasseln, bis sie schließlich flach auf dem Boden lag und die Arme in einem vergeblichen Versuch, sich zu schützen, über dem Gesicht verschränkt hatte.
    Die Schläge hörten ebenso plötzlich auf, wie sie begonnen hatten. Nach einem Moment wagte Meralda, ihr verquollenes Gesicht vom Boden zu heben und sich langsam zu ihrem Vater umzudrehen. Dohni Ganderlay saß auf dem Bett, hatte den Kopf in den Händen vergraben und weinte. So hatte Meralda ihn noch nie gesehen. Sie erhob sich und kam langsam, ganz langsam zu ihm, während sie flüsterte, dass alles in Ordnung

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