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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Delly bei Wulfgar gewesen war und dass der Barbar ihr das Herz noch ein wenig weiter herausgerissen hatte. »Bist du in Ordnung?«, fragte er und trat hervor, um die Frau abzufangen. Delly zuckte erschreckt zusammen, da sie Josi nicht bemerkt hatte. »Was bekümmert dich?«, fragte der Mann sanft, trat näher heran und hob die Arme, um Delly die Schultern zu tätscheln. Er hoffte, diesen Moment ihres Schmerzes und ihrer Verletzlichkeit zu seinem Vorteil nutzen zu können und endlich die Frau, von der er so lange geträumt hatte, in sein Bett zu bekommen.
    Trotz ihres Schluchzens und ihres niedergeschlagenen Ausdrucks riss sich Delly abrupt von ihm los. Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, enthielt keinerlei Lust und nicht einmal Freundschaft. »Er hat dir wehgetan, Delly«, sagte Josi leise und beruhigend. »Er hat dir wehgetan, und ich kann dir helfen, dich wieder besser zu fühlen.«
    Delly schnaubte vernehmlich. »Du warst es, der das alles in Gang gesetzt hat, nicht wahr, Josi Puddles?«, beschuldigte sie ihn. »Jetzt bist du doch sicher glücklich, dass du Wulfgar vertrieben hast.« Bevor Josi etwas darauf erwidern konnte, hatte sich die Frau an ihm vorbeigedrängt und war im ›Entermesser‹ verschwunden, wohin Josi ihr nicht folgen konnte. Er stand alleine auf der leeren Straße, in der Dunkelheit der Nacht, ohne einen Ort, zu dem er gehen konnte, ohne Freunde, die der Rede wert wären. Für all das gab er Wulfgar die Schuld.
    Josi Puddles verbrachte die Nacht damit, durch die Gassen und Kaschemmen der heruntergekommensten Viertel von Luskan zu wandern. Er sprach mit niemandem ein Wort, sondern lauschte vielmehr sorgfältig und war in diesen gefährlichen Gegenden ständig auf der Hut. Zu seiner Überraschung hörte er etwas Wichtiges. Es war eine interessante Geschichte über Morik den Finsteren, seinen großen Barbarenfreund und einen gut bezahlten Auftrag, einen gewissen Schiffskapitän zu töten.

Familienpflicht
    »Ah, Lord Dohni, ich verbeuge mich vor dir, bis mein Gesicht sich in den Schlamm senkt«, sagte ein alter Feldarbeiter am nächsten Morgen auf dem Torffeld zu Dohni Ganderlay. All die Männer und Gnome, die sich um Dohni geschart hatten, brachen in spöttisches Gelächter aus.
    »Soll ich jetzt den Zehnt direkt an dich zahlen?«, fragte ein anderer. »Ein wenig hiervon und ein wenig davon, das Fressen für das Schwein und das Schwein selbst?«
    »Nur die Hälfte von dem Schwein«, sagte der Erste. »Das Vorderteil behältst du selbst.«
    »Du behältst den Teil, der das Korn frisst, aber nicht die saftigen Partien, in denen es sich ansetzt«, meinte ein spitznasiger Gnom. »Na, klingt das nicht nach dem Denken eines Edelmannes?« Sie brachen erneut in raues Gelächter aus. Dohni Ganderlay bemühte sich heftig, aber vergeblich, darin einzustimmen. Er verstand natürlich ihre Heiterkeit. Die Bauern hatten nur wenig Chancen, sich aus dem Dreck zu erheben, den sie durchpflügten, doch jetzt sah es plötzlich und unerwarteterweise so aus, als hätte sich bei den Ganderlays das Glück gewendet, als würde einer von ihnen einen unmöglichen Aufstieg beginnen.
    Dohni hätte ihre Neckereien akzeptieren können, er hätte aus vollem Herzen in ihr Lachen einstimmen und selbst ein paar witzige Bemerkungen dazu machen können, wenn da nicht ein Gedanke gewesen wäre, eine Tatsache, die die ganze Nacht an ihm genagt und ihm den Schlaf geraubt hatte: Meralda hatte nicht gehen wollen. Wenn das Mädchen irgendwelche Gefühle, irgendeine Art von Zuneigung für Lord Feringal hätte erkennen lassen, dann wäre Dohni der glücklichste Mann in den gesamten Nordlanden. Er kannte jedoch die Wahrheit und konnte seine eigene Schuld nicht vergessen. Das war der Grund, warum ihn an diesem regnerischen Morgen auf dem schlammigen Feld die Sticheleien tief trafen und einen empfindlichen Nerv reizten, von dem seine Freunde nichts wussten. »Also wann wirst du mit deiner Familie auf die Burg ziehen, Lord Dohni?«, fragte ein weiterer Mann, der vor den Bauern trat und eine linkische Verbeugung machte.
    Rein instinktiv, bevor er noch darüber nachdenken konnte, stieß Dohni den Mann gegen die Schulter, so dass er in den Matsch fiel. Ebenso lachend wie alle anderen, stand der torfbeschmierte Bauer wieder auf.
    »Oh, benimmt er sich nicht schon wie ein Edelmann!«, rief der erste alte Knabe aus. »In den Dreck hinab mit uns allen, oder Lord Dohni wird uns platt machen!«
    Darauf fielen alle Feldarbeiter auf die Knie und machten

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