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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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gewusst, wo sie den jetzt obdachlosen Mann finden konnte, denn Morik hatte in der Nähe ein Zimmer. Wie aufgeregt sie gewesen war, als Wulfgar sie, trotz der Proteste Moriks, hereingelassen hatte. Sie hatte ihren Panzer erneut abgelegt, denn sie hatte die Nacht in Wulfgars Armen verbracht und davon geträumt, mit diesem heldenhaften Mann aus ihrem jämmerlichen Leben zu entfliehen. Sie könnten vielleicht aus Luskan fortgehen und in das wilde Eiswindtal zurückkehren, wo sie als seine rechtmäßige Frau seine Kinder aufziehen würde.
    Natürlich hatte der Morgen – oder besser, der frühe Nachmittag – diese Träumereien in Gestalt seiner geknurrten Zurückweisung zerplatzen lassen.
    Jetzt lag sie auf dem Bett und fühlte sich leer und allein, hilf- und hoffnungslos. Obwohl die Dinge zwischen ihr und Wulfgar in letzter Zeit sehr schmerzlich gewesen waren, hatte der bloße Umstand, dass der Mann noch um sie herum war, ihr erlaubt, an ihren Träumen festzuhalten. Wenn Wulfgar nicht mehr hier wäre, hätte Delly keine Chance auf ein Entkommen mehr.
    »Hast du irgendetwas anderes erwartet?«, kam eine Frage von Morik, als hätte der Ganove ihre Gedanken gelesen. Delly warf ihm einen traurigen, säuerlichen Blick zu.
    »Du musst doch mittlerweile wissen, was du von ihm zu erwarten hast«, sagte Morik und kam herbei, um sich auf das Bett zu setzen. Delly begann, die Decken an sich zu ziehen, bis ihr einfiel, dass es ja nur Morik war, der sehr wohl wusste, wie sie aussah.
    »Er wird dir niemals das geben, wonach du dich wirklich sehnst«, fügte der Mann hinzu. »Zu vieles lastet auf ihm und verschleiert seinen Verstand; die Erinnerung an zu großen Schmerz erfüllt ihn. Wenn er sich dir öffnen würde, wie du es erhoffst, würde er dich wahrscheinlich, ohne es zu wollen, töten.«
    Delly sah ihn an, als würde sie ihn nicht verstehen. Morik, den dies nicht sonderlich überraschte, lächlte nur und wiederholte: »Er wird dir nicht das geben, wonach du dich wirklich sehnst.«
    »Und Morik wird das tun?«, fragte Delly mit offenem Sarkasmus.
    Der Ganove lachte bei dem Gedanken. »Schwerlich«, gab er zu, »aber zumindest sage ich dir das offen. Mit Ausnahme meines Wortes bin ich kein ehrlicher Mann und will keine ehrliche Frau. Mein Leben gehört mir, und ich will mich weder mit einem Kind noch mit einer Frau herumplagen.« »Klingt einsam.«
    »Klingt frei«, berichtigte Morik lachend. »Ah, Delly«, sagte er und strich ihr mit der Hand durch das Haar. »Du würdest das Leben so viel angenehmer finden, wenn du dich den Freuden der Gegenwart hingeben würdest, ohne dir über die Zukunft Sorgen zu machen.« Delly lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes, dachte über diese Worte nach und fand auf sie keine vernünftige Erwiderung. Morik nahm das als Zeichen und stieg zu ihr ins Bett.
    »Für die Münzen, die du mir angeboten hast, mein winselnder kleiner Freund, gebe ich dir diesen Teil«, sagte die rüpelhafte Sheela Kree und tippte gegen die flache Seite von Aegisfangs Kopf. Sie riss den Hammer in einem explosiven Ausbruch von Gewalt hoch über den Kopf und ließ ihn mit voller Wucht auf den Tisch knallen, der zwischen ihr und Josi Puddles stand.
    Der kleine Mann stellte zu seinem Schrecken fest, dass sich zwischen ihm und der bösartigen Piratin nur noch leere Luft befand, denn der Tisch lag zertrümmert auf dem Boden.
    Sheela Kree lächelte raubtierhaft und hob Aegisfang. Mit einem angstvollen Quieken rannte Josi auf die Tür zu und hinaus in die feuchte, salzige Nachtluft. Er hörte das Krachen hinter sich, als der Hammer hart gegen den Rahmen knallte, und vernahm das heulende Gelächter der vielen Halsabschneider in der Kaschemme.
    Josi schaute nicht zurück. Als er endlich zu rennen aufhörte, lehnte er bereits an der Wand des »Entermessers« und fragte sich, wie er, bei den Neun Höllen, Arumn die Lage erklären sollte.
    Er keuchte noch immer und versuchte, seinen Atem zu beruhigen, als er Delly erspähte, die mit fest um sich gezogenem Tuch die Straße entlangeilte. Normalerweise würde sie nicht erst so spät kommen, denn das Lokal war bereits voller Gäste, wenn sie nicht in Arumns Auftrag unterwegs gewesen war. Ihre Hände waren leer, sie hielt nur die Falten ihres Tuchs damit umklammert, daher fiel es Josi nicht sehr schwer, seine Schlüsse darüber zu ziehen, wo sie gewesen war, oder zumindest, wen sie besucht hatte.
    Als sie näher kam, hörte der kleine Mann ihr Schluchzen, was ihm nur bestätigte, dass

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