Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
aussehende Meralda wandte ihm ihre schläfrigen Augen zu. »Lass uns heute Nacht nicht über solche Dinge sprechen«, bat sie ihn. »Nichts über Lord Feringal oder irgendjemand anderen.«
»Ich muss es wissen, Meralda«, beharrte Jaka mit fester Stimme und setzte sich auf, um auf sie hinabzusehen. »Sag es mir.«
Meralda schaute den jungen Mann mit dem kläglichsten Blick an, den Jaka je gesehen hatte. »Er kann so viel für meine Mama und meinen Papa tun«, versuchte sie zu erklären. »Du musst verstehen, dass die Entscheidung nicht bei mir liegt«, endete eine immer verzweifeltere Meralda.
»Verstehen?«, wiederholte Jaka ungläubig, sprang auf die Beine und ging davon. »Verstehen! Wie kann ich das nach dem, was wir gerade getan haben? Oh, wieso bist du zu mir gekommen, wenn du vorhast, Lord Feringal zu heiraten?«
Meralda holte ihn ein und ergriff ihn an den Schultern. »Ich bin gekommen, weil ich dich liebe und mir von ganzem Herzen wünschte, die Dinge lägen anders.«
»Wir hatten nur einen kurzen Moment«, klagte Jaka und drehte sich wieder zu ihr um.
Meralda stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. »Wir haben noch mehr Zeit«, sagte sie – ein Angebot, dem Jaka nicht widerstehen konnte. Einige Zeit später lag Jaka erneut im Gras, während Meralda neben ihm stand und sich ankleidete.
»Verweigere dich«, sagte Jaka unerwartet, und die junge Frau hielt inne und schaute zu ihm hinab. »Verweigere dich Lord Feringal«, wiederholte Jaka so beiläufig, als wäre es die einfachste Sache der Welt. »Vergiss ihn und lauf mit mir davon. Nach Luskan, oder sogar bis nach Tiefwasser.«
Meralda seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich flehe dich an, verlang das nicht von mir«, begann sie, doch Jaka ließ nicht locker. »Denk an das Leben, dass wir zusammen haben könnten«, sagte er. »Wir könnten durch die Straßen von Tiefwasser spazieren, dem magischen Tiefwasser! Wir könnten durch die Straßen laufen und lachen und uns lieben! Wir könnten eine Familie gründen. Wie schön unsere Kinder sein werden!«
»Hör auf!«, fiel Meralda ihm heftig ins Wort. »Du weißt, dass ich das will, und du weißt ebenso, dass ich nicht kann.« Meralda stieß einen tiefen Seufzer aus. Es war das Schwerste, was sie in ihrem ganzen Leben je getan hatte, aber sie beugte sich vor, um Jakas wütenden Mund zu küssen, und machte sich dann auf den Heimweg. Jaka lag eine lange Zeit auf dem Feld, und die Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. Er hatte seine Eroberung gemacht, und sie war ebenso süß gewesen, wie er erhofft hatte.
Doch sie würde nicht andauern. Lord Feringal würde Meralda heiraten, er würde den letzten Sieg davontragen. Dieser Gedanke machte ihn krank. Er starrte zum Mond hinauf, der jetzt im Schatten von rasch vorbeitreibenden Wolken lag. »Verflucht sei dies Leben«, grollte er.
Es musste etwas geben, das er tun konnte, um Lord Feringal zu besiegen, um Meralda zurückzuholen.
Ein selbstbewusstes Lächeln trat auf Jakas unbestreitbar hübsche Gesichtszüge. Er erinnerte sich an die Geräusche, die Meralda gemacht hatte, an die Art, wie ihr Körper sich im Gleichklang mit dem seinen bewegt hatte. Er würde nicht verlieren.
Alle Hände vereint
»Du wirst mir von dem Gift erzählen«, sagte Prälat Vohltin, einer von Camerbunnes Ordensbrüdern. Er saß auf einem bequemen Stuhl in der Mitte des heißen Raumes, und seine Silhouette zeichnete sich durch den Schein der riesigen, flackernden Feuerstelle hinter ihm deutlich ab.
»Das ist nie gut«, erwiderte Morik, was ihm eine weitere Drehung der Daumenschraube durch den klobigen, sadistischen, einäugigen (und er machte sich nicht einmal die Mühe, eine Augenklappe zu tragen) Wärter einbrachte. Dieser hier hatte mehr orkisches Blut als menschliches in seinen Adern. »Gift, meine ich«, erklärte der Gauner, dessen Stimme gepresst klang, als heiße Schmerzwellen seinen Arm hinaufzogen.
»Es war nicht das gleiche Gift wie das in der Phiole«, erläuterte Vohltin, und er nickte dem Wärter zu, der hinter den Rücken von Morik trat. Der Ganove versuchte, den Bewegungen des Halbogers zu folgen, doch beide Arme waren ausgestreckt und an den Handgelenken fest mit Schellen gefesselt worden. Eine Hand steckte in einer Presse, die andere in einem seltsam konstruierten Kastenrahmen. Die Wände dieses Kastens hielten die Hand offen und spreizten die Finger, so dass der Folterknecht einzeln mit ihnen »spielen« konnte.
Der Prälat zuckte mit den
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