Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
seinem Bruder und flüsterte ihm etwas ins Ohr. »Er sagt, er hat zusätzlich einen eigenen Zauber«, erläuterte der gelbbärtige Zwerg. »Er hat ihn auf mich und auf sich angewendet und fragt sich, wer von euch anderen ihn vielleicht auch haben will.« »Was für eine Art von Zauber ist das?«
»Noch ein Schutz vor Feuer«, erklärte Ivan. »Er sagt, Tudasse könnten das.«
Das ließ Jarlaxle auflachen – nicht etwa, weil er die Worte des Zwerges anzweifelte, sondern einfach, weil er das ganze Spektakel eines zwergischen Druiden außerordentlich köstlich fand. Er beugte sich zu Pikel hinab und akzeptierte den Zauber des Grünbarts. Die anderen taten es ihm nach. »Wir werden uns so sehr beeilen wie nur möglich«, erklärte Cadderly und führte sie alle zu dem großen Fenster in der Rückwand eines Raums, der sich hoch oben in einem der Türme der Schwebenden Seele befand. »Unser Ziel ist, das Artefakt zu vernichten, und sonst nichts. Wir wollen weder mit der Bestie kämpfen noch ihren Zorn erregen. Und auf keinen Fall«, er richtete den Blick auf Jarlaxle und Entreri, »wollen wir versuchen, dem mächtigen Hephaestus irgendetwas zu stehlen.
Denkt daran«, fügte der Priester hinzu, »eure Schutzzauber können einen, vielleicht auch zwei Feuerstöße des Drachen abmildern, mehr aber nicht.« »Einer wird genug sein«, erwiderte Entreri. »Mehr als genug«, murmelte Jarlaxle.
»Kennt jeder seine Rolle und seine Position, wenn wir die Hauptkammer der Drachenhöhle betreten?«, fragte Danica, den grummelnden Drow ignorierend.
Es kamen keine Fragen. Cadderly nahm das als Zustimmung und begann mit einer neuen Beschwörung, einem Zauber, der sie auf den Schwingen des Windes aus der Kathedrale viele Meilen nach Südosten bis zu den Höhlen des mächtigen Hephaestus trug. Der Priester wollte nicht, dass sie durch den Vordereingang flogen, sondern schwebte mit ihnen durch tiefer gelegene Tunnel, die den Unterbau des Höhlenkomplexes bildeten, bis sie eine große Kammer erreichten, die sich direkt vor dem Hauptlager des Drachen befand. Als er den Zauber beendete und ihre materiellen Körper in der Höhle absetzte, hörten sie die gewaltigen, seufzenden Laute der schlafenden Riesenechse, ihr mächtiges Einatmen und ihr rauchendes Ausatmen.
Jarlaxle legte einen Finger an die gespitzten Lippen und schlich so leise wie möglich voraus. Er verschwand hinter einem Felsvorsprung und kam sofort wieder zurück, wobei er sich Halt suchend an der Wand abstützte. Er schaute die anderen an und nickte grimmig, obgleich der Ausdruck auf seinem sonst so selbstbewussten Gesicht ohnehin keinen Zweifel daran ließ, dass er die Bestie gesehen hatte.
Cadderly und Entreri gingen voran, Jarlaxle und Danica folgten, und die Felsenschulter-Brüder bildeten den Schluss. Der Tunnel hinter dem Felsvorsprung mündete bald in eine riesige Höhle, deren Boden von sich kreuzenden Rissen und Spalten durchzogen war.
Die Gefährten nahmen das Aussehen des Raumes jedoch kaum wahr, denn vor ihnen ragte, einem Berg des Verderbens gleich, Hephaestus auf, dessen rotgoldene Schuppen von seinem inneren Feuer glühten. Selbst zusammengerollt wirkte die Bestie gewaltig. Ihre schiere Größe verspottete die Gefährten, und jeder von ihnen wollte am liebsten auf die Knie fallen und ihm seine Ehrerbietung erweisen.
Das war eine der Tücken, wenn man es mit Drachen zu tun hatte, diese Ehrfurcht gebietende Aura schierer Macht, das Gefühl völliger Hilflosigkeit, das jeden überfiel, der ihre schreckliche Pracht erblickte.
Dies waren jedoch keine unerfahrenen Kämpfer, die mit einem schnellen Stich großen Ruhm erwerben wollten. Jeder Einzelne von ihnen war ein erfahrener Veteran. Mit Ausnahme von Artemis Entreri hatte jeder schon einmal einer Bestie wie Hephaestus gegenübergestanden. Trotz seiner Unerfahrenheit in diesem speziellen Fall konnte nichts in der ganzen Welt – kein Drache, kein Erzteufel und kein Dämonenlord – Artemis Entreri den Schneid abkaufen.
Sobald die Gruppe hereinkam, sprang das Auge der Bestie auf, das mehr dem einer Katze als dem einer Echse glich und eine grüne Iris und eine geschlitzte Pupille besaß, die sich rasch weitete, um sich an das schwache Licht anzupassen. Hephaestus beobachtete jede ihrer Bewegungen.
»Habt ihr gedacht, ihr könntet mich im Schlaf überraschen?«, fragte der Drache mit ruhiger Stimme, die für die Gefährten trotzdem wie eine niedergehende Lawine klang.
Cadderly rief seinen Begleitern ein warnendes
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