Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
den Privatgemächern des Herrn der Oase endeten.
Entreri rief sich Dwahvels Beschreibung des Mannes und seines Heimes ins Gedächtnis, verglich sie mit seinen eigenen Erinnerungen und musste leise lachen. Die Halblingsfrau hatte Recht: Kohrin Soulez war wirklich ein Gefangener.
Aber das Gefängnis funktionierte in beide Richtungen, und es gab keine Möglichkeit für Entreri, sich mühelos einzuschleichen und das zu entwenden, was er haben wollte. Der Palast war eine Festung, und zwar eine Festung voller Soldaten, die darauf gedrillt waren, jedes Eindringen gewöhnlicher Diebe abzuwehren.
In einem Punkt hielt Entreri allerdings Dwahvels Beurteilung für falsch. Kohrin selbst war der Grund für dieses Gefängnis, nicht etwa Charons Klaue. Der Mann hatte solche Angst, seine unschätzbare Waffe zu verlieren, dass er ihr erlaubte, ihn zu beherrschen und zu verzehren. Seine eigene Furcht vor dem Verlust des Schwertes hatte ihn förmlich gelähmt und verhinderte, dass er irgendwelche Risiken mit der Waffe einging. Wann hatte Soulez das letzte Mal Dallabad verlassen?, fragte sich der Meuchelmörder. Wann hatte er zuletzt den Markt besucht oder mit seinen alten Freunden auf den Straßen von Calimhafen geplaudert?
Nein, die Leute errichten sich ihre eigenen Gefängnisse. Entreri wusste dies gut, denn hatte er selbst nicht das Gleiche erlebt, als er von Drizzt Do'Urden geradezu besessen war? Hatte ihn nicht das törichte Verlangen verzehrt, sich ein Duell mit einem unbedeutenden Dunkelelfen zu liefern, der eigentlich überhaupt nichts mit ihm zu tun hatte?
In der Überzeugung, einen solchen Fehler nie wieder zu begehen, schaute Artemis Entreri auf Dallabad hinab und lächelte breit. Ja, Kohrin Soulez hatte seine Festung gut gegen alle Möchtegern-Diebe abgesichert, die im Schutz der Schatten oder der Nacht heranschlichen, aber wie würde es diesen Wachen dort unten ergehen, wenn eine Armee von Dunkelelfen auf sie einstürmte?
»Du warst bei ihm, als er von dem Rückzug erfuhr«, sagte Sharlotta Vespers am nächsten Abend zu Entreri, kurz nach dessen heimlicher Rückkehr in die Stadt. »Wie hat Jarlaxle diese Nachricht aufgenommen?«
»Mit seiner typischen Lässigkeit«, antwortete Entreri ehrlich. »Jarlaxle führt Bregan D'aerthe seit Jahrhunderten an. Er lässt sich nichts von dem anmerken, was in ihm vorgeht.«
»Nicht einmal vor Artemis Entreri, der an den Augen eines Mannes ablesen kann, was dieser am Tag davor zum Abendessen zu sich genommen hat?«, fragte Sharlotta grinsend.
Ihr Feixen konnte nicht gegen den tödlich ruhigen Ausdruck bestehen, der auf Entreris Gesicht trat. »Du hast noch nicht einmal damit begonnen, diese neuen Verbündeten zu verstehen, die sich uns angeschlossen haben«, erklärte er betont ernst.
»Die uns erobern wollen, meinst du«, erwiderte Sharlotta. Es war das erste Mal seit der Übernahme, dass Entreri sie auch nur etwas im Ansatz Negatives über die Dunkelelfen aussprechen hörte. Er war nicht überrascht – wer würde nicht binnen kürzester Frist lernen, die bösartigen Drow zu hassen? Andererseits hatte Entreri die Frau als jemanden kennen gelernt, der jeden Verbündeten akzeptierte, solange er ihr nur die Macht verschaffte, nach der es sie so unbändig verlangte. »Wenn sie das beschließen«, entgegnete Entreri ohne zu zögern und noch immer in sehr ernstem Tonfall. »Unterschätze auch nur eine Facette der Dunkelelfen, von ihren Fähigkeiten im Kampf bis zu der Frage, ob sie sich durch ihren Gesichtsausdruck verraten oder nicht, und du endest als Leiche, Sharlotta.«
Die Frau setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber. Sie kämpfte sichtlich darum, eine uncharakteristische Hoffnungslosigkeit aus ihrer Miene zu verbannen. Er erkannte, dass sie allmählich die gleichen Gefühle durchlebte, die er damals während seiner Reise nach Menzoberranzan durchlebt hatte und die ihn auch jetzt heimsuchten, vor allem dann, wenn Rai-guy oder Kimmuriel anwesend waren. Es lag etwas Demütigendes darin, sich in der Nähe dieser gut aussehenden, kantigen Gestalten zu befinden. Die Drow wussten immer mehr, als sie sollten, und gaben stets weniger preis, als sie tatsächlich wussten. Durch die unleugbare Macht, die hinter ihren subtilen Drohungen lag, wurde ihre Rätselhaftigkeit nur noch verstärkt. Und immer war da dieser verdammte Dünkel gegen jeden, der kein Dunkelelf war. In der gegenwärtigen Situation, in der Bregan D'aerthe ganz offensichtlich ohne Probleme die Überreste von Haus
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