Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
weil er den Wert des Schwertes kennt.«
»Er besitzt viele Schätze«, argumentierte Entreri, aber er wusste, dass Dwahvel in dieser Sache Recht hatte, zumindest was Kohrin Soulez betraf.
»Dieser eine Schatz ist es, der den Grimm von Zauberern erregt«, entgegnete Dwahvel vorhersehbarerweise. »Und den Grimm jener, die ihrer Sicherheit wegen auf Zauberer angewiesen sind.«
Entreri nickte. Er widersprach ihr nicht, aber Dwahvels Argumente hatten ihn auch noch nicht überzeugt. Charons Klaue mochte für Kohrin Soulez wirklich zum Fluch geworden sein, doch wenn es sich so verhielt, dann lag das daran, dass der Mann sich an einem Ort verschanzt hatte, wo eine solche Waffe eine ständige Verlockung wie auch Drohung darstellte. Artemis Entreri hatte nicht vor, in der Nähe von Calimhafen zu bleiben, sobald er erst einmal das mächtige Schwert in Händen hielt. Soulez' Fesseln würden zu seinem Fluchtmittel werden.
»Das Schwert ist ein altes Artefakt«, meinte Dwahvel und zog damit wieder Entreris Aufmerksamkeit auf sich. »Jeder, der es je besaß, starb mit der Waffe in der Hand.«
Sie hielt ihre Warnung offenkundig für dramatisch, doch auf Entreri machten ihre Worte nur wenig Eindruck. »Jeder stirbt irgendwann, Dwahvel«, erwiderte der Meuchelmörder ohne zu zögern, und seine Entgegnung wurde von dem Eindruck der wahrhaftigen Hölle gespeist, die ihn in Calimhafen heimgesucht hatte. »Es zählt nur, wie jemand lebt.«
Dwahvel musterte ihn forschend, und Entreri fragte sich, ob er zu viel verraten oder Dwahvel zu sehr angestachelt hatte, sodass sie versuchen würde, die Wahrheit über die geheimnisvolle Macht hinter Entreri und der Basadoni-Gilde zu ergründen. Wenn die gewitzte Halblingsfrau jemals zu viel von dieser Wahrheit herausfand und Jarlaxle oder seine Offiziere dies erfuhren, dann würden sie weder eines ihrer magischen Schutzzeichen noch ihre Verbündeten – nicht einmal Artemis Entreri – und auch nicht ihre allseits bekannte Nützlichkeit vor den erbarmungslosen Drowsoldaten retten. Der ›Kupferne Einsatz‹ würde ausradiert werden, und Entreri hätte keinen Ort mehr, an dem er sich entspannen konnte.
Dwahvel starrte ihn noch immer an, und ihr Blick war eine Mischung aus professioneller Neugier und persönlichem – was genau war es? – Mitgefühl?
»Was ist es, das dich so aus dem Gleichgewicht bringt, Artemis Entreri?«, wollte sie fragen. Doch noch während die Worte über ihre Lippen kamen, schoss der Meuchelmörder auf sie zu. Der juwelenbesetzte Dolch zuckte aus dem Gürtel, während er aus dem Sessel sprang und so schnell die Entfernung zu der Frau überwand, dass Dwahvels Wachen die Bewegung nicht einmal registrierten, zu schnell, als dass Dwahvel selbst begriffen hätte, was geschah.
Ganz plötzlich war es einfach da, ragte drohend über ihr auf, zog ihren Kopf an den Haaren zurück und ritzte mit seinem Dolch sanft ihre Kehle.
Sie spürte es – oh, wie sie den Biss des bösartigen lebensstehlenden Dolches spürte. Entreri hatte nur eine winzige Wunde geöffnet, und dennoch fühlte Dwahvel, wie die Lebensenergie aus ihrem Körper gesaugt wurde.
»Wenn eine solche Frage jemals außerhalb dieser Wände laut wird«, versprach der Meuchelmörder, und sein Atem blies ihr heiß ins Gesicht, »wirst du bedauern, dass ich diesen Stich nicht zu Ende geführt habe.«
Er zog sich wieder zurück, und Dwahvel riss rasch eine Hand hoch, um ihren Armbrustschützen mit hin und her fliegenden Fingern das Signal zu geben, nicht zu schießen. Mit der anderen Hand rieb sie sich den Hals und zupfte an der winzigen Wunde herum.
»Du bist sicher, dass Kohrin Soulez sie noch hat?« Entreri stellte die Frage hauptsächlich vor allem deshalb, weil er das Thema ändern und das Treffen wieder auf eine professionelle Ebene bringen wollte.
»Er hatte sie und er ist noch immer am Leben«, antwortete die sichtlich aus der Fassung gebrachte Dwahvel. »Das scheint mir Beweis genug zu sein.«
Entreri nickte und nahm seine frühere Stellung wieder ein, obgleich die entspannte Haltung nicht mehr zu dem gefährlichen Licht zu passen schien, das jetzt in seinen Augen loderte.
»Willst du noch immer die Stadt auf sicheren Wegen verlassen?«, fragte Dwahvel.
Entreri nickte leicht.
»Wir werden Domo und die Werr…«, setzte die Gildenmeisterin an, wurde aber sogleich von Entreri unterbrochen. »Nein.« »Er hat die schnellsten…« »Nein.«
Dwahvel begann dennoch erneut zu argumentieren. Selbst mit Domos Hilfe
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