Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
darüber nach, sich einen neuen Träger zu suchen, wie er das so oft in der Vergangenheit getan hatte, wenn er auf Hindernisse gestoßen war. Auch wenn er in Jarlaxle Widerstand spürte, deutete dieser jedoch nicht auf Gefahr oder auch nur Untätigkeit hin. Für das intelligente Artefakt war Jarlaxle mächtig und in höchstem Maße interessant, barg er doch die Möglichkeit zur größten Machtentfaltung in sich, die Crenshinibon je erlebt hatte.
Der Umstand, dass dieser Drow im Gegensatz zu den vielen Dämonenfürsten kein einfaches Werkzeug für Chaos und Vernichtung darstellte und auch kein leicht zu täuschender Mensch war – vielleicht die überflüssigste Idee, die das Artefakt je in Erwägung gezogen hatte –, machte ihn nur umso interessanter.
Crenshinibon war überzeugt, dass sie einen langen, gemeinsamen Weg vor sich hatten.
Das Artefakt würde seine größte Macht erlangen. Die Welt würde gewaltig zu leiden haben.
Die ersten Fäden eines gewaltigen Gobelins
»Andere haben es versucht, und manchen ist es sogar beinahe gelungen«, erklärte Dwahvel Tiggerwillies. Die Geschäftsfrau war gleichzeitig die Anführerin der einzigen echten Halblingsgilde in der ganzen Stadt, einer Ansammlung von Taschendieben und Informanten, die sich regelmäßig in Dwahvels ›Kupfernen Einsatz‹ traf. »Einige haben die verfluchte Waffe angeblich sogar in der Hand gehalten.« »Verflucht?«, fragte Entreri, der sich bequem in seinem Sessel zurückgelehnt hatte – eine Haltung, die der Meuchelmörder nur selten einnahm.
Seine Pose war so ungewöhnlich, dass sie sogar Entreri selbst dazu brachte, über diesen Ort nachzudenken. Es konnte kein Zufall sein, dass dies der einzige Raum in der ganzen Stadt war, in dem Artemis Entreri jemals Alkohol getrunken hatte – und selbst das nur in Maßen. In letzter Zeit war er sehr oft hierher gekommen – in regelmäßigen Abständen, seit er seinen früheren Partner, den bemitleidenswerten Dondon Tiggerwillies, im Nebenzimmer getötet hatte. Dwahvel war Dondons Cousine, und sie wusste über den Mord Bescheid. Sie wusste aber auch, dass Entreri dem armen Kerl in gewisser Weise sogar einen Gefallen getan hatte. Selbst wenn sie Entreri wegen des Vorfalls noch etwas nachtragen sollte, war ihr Pragmatismus doch stärker.
Dem Meuchelmörder war dies bewusst, außerdem die Tatsache, dass er bei Dwahvel und all ihren Partnern willkommen war. Außerdem war er sich dessen sicher, dass es sich bei dem ›Kupfernen Einsatz‹ um das wahrscheinlich sicherste Haus in der Stadt handelte. Nein, seine Verteidigungsmaßnahmen waren nicht sonderlich beeindruckend – mit einem Bruchteil der Streitmacht, die er nach Calimhafen gebracht hatte, könnte Jarlaxle es dem Erdboden gleichmachen –, aber der Schutz gegen neugierige Augen konnte es mit jeder Zauberergilde aufnehmen. Auf diesen Bereich verwandte Dwahvel den Großteil ihrer Mittel, und nicht auf Wachposten. Zudem war der ›Kupferne Einsatz‹ ein Ort, an dem man Informationen kaufen konnte, sodass auch andere einen Grund hatten, das Lokal zu beschützen. Auf gewisse Weise überlebten Dwahvel und ihre Leute so, wie auch Sha'lazzi Ozoule überlebte, indem sie sich nämlich für alle Seiten als nützlich erwiesen.
Entreri gefiel dieser Vergleich nicht. Sha'lazzi war ein Schmarotzer der Straße, der einzig und allein Sha'lazzi gegenüber loyal war. Er war nichts als ein Mittelsmann, der mithilfe seiner Geldbörse und aufgrund seiner Gewitztheit Informationen sammelte, die er dann an den Meistbietenden verkaufte. Er arbeitete nicht anders als ein Händler, und als solcher war der Mann sehr gut. Er arbeitete nicht mit seinen Kunden zusammen, sondern war nur ein Blutegel, und Entreri vermutete, dass Sha'lazzi eines Tages ermordet in der Gosse gefunden würde, und niemanden würde es kümmern. Dwahvel Tiggerwillies mochte ein ähnliches Los blühen, erkannte Entreri, doch ihr Mörder würde sich einer Vielzahl von Rächern erwehren müssen.
Vielleicht würde auch Artemis Entreri zu diesen gehören.
»Verflucht«, bekräftigte Dwahvel, nachdem sie eine Zeit lang nachgedacht hatte. »Für die, die ihre Klinge zu spüren bekommen.«
»Für alle, die überhaupt mit ihr zu tun bekommen«, beharrte Dwahvel.
Entreri rückte ein wenig zur Seite und legte den Kopf schief, um seine überraschende kleine Freundin zu mustern. »Kohrin Soulez ist durch ihren Besitz zu ihrem Gefangenen geworden«, erklärte Dwahvel. »Er errichtet eine Festung um sich herum,
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