Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
während die Dunkelelfen auf heimlichere Art eindrangen? Was würde denn jetzt nach der Eroberung von Dallabad übrig bleiben? Fast alle, die im Inneren noch lebten – und davon würde es viele geben, da die Dunkelelfen jeden Angriff mit einem Hagel ihrer schlafgiftgetränkten Armbrustpfeile einleiteten –, würden hingerichtet werden müssen, damit sie nicht verraten konnten, wer sie überfallen hatte.
Rai-guy erinnerte sich an seinen Platz in der Gilde und wusste, dass es eines enormen Fehlers von Jarlaxle und vieler Toten unter den Mitgliedern von Bregan D'aerthe bedurfte, wenn er genug Unterstützung zum Sturz des Anführers finden wollte. Vielleicht war dies der Fehler, auf den er wartete. Der Zauberer hörte, dass sich die von oben kommenden Schreie veränderten. Er schaute hoch und stellte fest, dass das Sonnenlicht heller wurde, da die Dunkelheitskugeln verschwunden waren. Auch der magisch erschaffene Schacht schloss sich wieder, und zwei schwebende Soldaten wurden mitten im Aufstieg überrascht, als sich Gestein und Erde plötzlich wieder materialisierten. Es dauerte nur einen Augenblick, dann schien etwas die Magie wegzufegen, die versucht hatte, Rai-guys Durchgangs-Dweomers zu neutralisieren. Dieser Moment währte lange genug, um die beiden unglücklichen Drowsoldaten zu vernichten.
Der Zauberer verfluchte Jarlaxle, aber so, dass niemand ihn hören konnte.
Er ermahnte sich, auf Nummer Sicher zu gehen und abzuwarten. Vielleicht stellte sich am Ende heraus, dass dieser Überfall, selbst wenn er ein kompletter Fehlschlag werden sollte, für ihn selbst von Nutzen war.
Kohrin Soulez wich zurück. Zwei Dinge wühlten ihn gleichermaßen auf: einmal die Erkenntnis, dass es Dunkelelfen waren, die zum abgeschiedenen Dallabad gekommen waren, und zum anderen der magische Gegenangriff, der seinen Panzerhandschuh überwältigt hatte. Er war aus dem Hauptgebäude gekommen, um seine Soldaten neu zu sammeln, Charons Klaue gezückt, und als er damit durch die Luft fuhr, blieben Streifen aschgrauer Dunkelheit zurück. Soulez war zu dem Gebiet gelaufen, in dem die Invasion offenkundig stattfand: Kugeln der Dunkelheit und Schreie des Schmerzes und des Grauens kündeten von den Kämpfen.
Die Kugeln verschwinden zu lassen, war kein Problem für den Handschuh, ebensowenig wie das Verschließen des Loches im Boden, durch das immer neue Feinde drangen, aber dann war Soulez fast von einer Energiewelle überwältigt worden, die seine Gegenmagie zurückwarf. Es war ein Sturm magischer Macht, so roh und pur, dass er keine Chance hatte, ihrer Herr zu werden. Er wusste, dass sie vom Turm kam. Der Turm! Die Dunkelelfen! Sein Untergang drohte!
Er zog sich in das Hauptgebäude zurück und befahl seinen Soldaten, bis zum letzten Mann zu kämpfen. Während er, gefolgt von seiner geliebten Ahdahnia, durch die fast leeren Gänge lief, die zu seinen Privatgemächern führten, rief er nach Yharaskrik, auf dass die Kreatur käme und ihn fortbrächte. Es erfolgte keine Antwort.
»Er hat mich gehört«, versicherte Soulez seiner Tochter dennoch. »Wir müssen uns nur einen kleinen Vorsprung verschaffen, bis Yharaskrik uns erreicht. Dann werden wir hier verschwinden und die Herren von Calimhafen darüber informieren, dass die Dunkelelfen hier sind.«
»Die Fallen und Schlösser in den Gängen werden unsere Feinde aufhalten«, erwiderte Ahdahnia.
Obgleich von der Abstammung ihrer Feinde überrascht, glaubte die Frau wirklich, was sie behauptete. In den langen Korridoren, die sich durch das mehr oder weniger kreisförmige Hauptgebäude von Dallabad zogen, befanden sich in regelmäßigen Abständen schwere, eisenbeschlagene Türen aus Stein und Holz, die den meisten Angriffen standhalten konnten, ob nun magisch oder nicht. Außerdem würde die große Zahl von Fallen, die sich zwischen den Außenmauern und den Gemächern von Kohrin Soulez befanden, selbst die erfahrensten Diebe abschrecken und einschüchtern.
Aber nicht den klügsten. Artemis Entreri hatte sich unbemerkt bis zum Fuß der Nordwand der Festung vorgearbeitet. Es war keine kleine Leistung – unter normalen Bedingungen wäre sie sogar unmöglich gewesen, denn ein fast hundert Fuß breiter freier Streifen erstreckte sich zwischen der Anlage und den sie umgebenden Bäumen, Zelten und Felsen. Doch dies waren keine normalen Bedingungen. Das Auftauchen eines Turmes innerhalb der Festung ließ die meisten Wachen hektisch herumlaufen, um herauszufinden, ob es sich um das Werk eines
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