Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
Klirren von Metall gegen Metall erklang wie ein einzelner Ton.
Diese Note veränderte sich kurz darauf und verlor an Stärke, und die menschlichen Soldaten bemerkten, ohne es jedoch völlig zu verstehen, dass die Drow jeweils eines ihrer Schwerter hatten fallen lassen.
Ihre Schilde und Schwerter noch immer hochgereckt, um die feindlichen Klingen abzuwehren, hörten sie plötzlich das Klicken von drei kleinen Armbrüsten. Erst als kleine Pfeile in ihre Bäuche fuhren, erkannten sie, wenn auch zu spät, dass sie unterhalb der klirrenden Schwerter ungeschützt waren. Die Dunkelelfen traten einen Schritt zurück. Tonakin Ta'salz, der Soldat in der Mitte, rief seinen Kameraden zu, dass er getroffen worden, aber in Ordnung sei. Der Kämpfer links von ihm wollte das Gleiche sagen, aber seine Worte kamen lallend heraus. Tonakin warf einen schnellen Blick zu dem anderen hinüber und sah gerade noch, wie der Mann zusammenbrach. Von seiner rechten Seite kam überhaupt keine Reaktion. Tonakin war allein. Er holte tief Luft und wich bis an die Wand zurück, während die drei Drow wieder ihre am Boden liegenden Schwerter aufhoben. Einer von ihnen sagte etwas zu ihm, das er nicht verstand, aber wenn ihm auch die Worte unbekannt waren, so wusste er den Ausdruck auf dem Gesicht des Dunkelelfen nur allzu gut zu deuten.
Er hätte bewusstlos zu Boden fallen sollen, erklärte ihm der Drow. Tonakin pflichtete ihm aus ganzem Herzen bei, als die drei sich plötzlich gleichzeitig auf ihn stürzten und sechs Schwerter in einem brutalen und perfekt aufeinander abgestimmten Angriff auf ihn niedersausen ließen.
Man musste es Tonakin zugute halten, dass er zwei von ihnen abblocken konnte.
Und so geschah es überall im Festungshof und auf den Mauern. Jarlaxles Söldner überwältigten die Soldaten von Dallabad hauptsächlich mit ihren Waffen, unterstützten deren Wirkung aber mit einer ganzen Portion Magie. Ihr Anführer hatte sie angewiesen, so viele Gegner wie möglich am Leben zu lassen, die Betäubungspfeile der Armbrüste zu benutzen und jede Kapitulation zu akzeptieren. Er bemerkte jedoch, dass ein nicht geringer Teil seiner Leute nicht darauf wartete, ob jene Menschen, die dem Schlafgift widerstanden, sich vielleicht ergeben würden.
Der Dunkelelfenführer zuckte deswegen jedoch nur mit den Schultern. Dies war eine offene Schlacht, wie er und seine Söldner sie nicht häufig genug erlebten. Falls so viele von Kohrin Soulez' Soldaten getötet wurden, dass die Wüstenfestung nicht mehr vernünftig in Betrieb gehalten werden konnte, würden Jarlaxle und Crenshinibon eben Ersatz besorgen. Auf jeden Fall hatte der Überfall seine zweite Phase erreicht, nachdem Kohrin Soulez von der schieren Macht des Gesprungenen Kristalls in sein Haus zurückgetrieben worden war.
Alles lief wunderbar. Der Hof und die Mauern waren bereits gesichert, und an mehreren Stellen waren sie bereits in das Haus eingedrungen. Jetzt erschienen endlich Kimmuriel und Rai-guy auf der Bildfläche.
Kimmuriel hatte mehrere der noch wachen Gefangenen zu sich schleppen lassen und zwang sie dazu, ihm den Weg in das Gebäude zu zeigen. Er würde seinen übermächtigen Willen dazu benutzen, um ihre Gedanken zu lesen, während sie ihn und die Drow durch das fallenbestückte Labyrinth zu Soulez führten.
Hoch oben im Kristallturm entspannte sich Jarlaxle. Ein Teil von ihm wollte hinuntergehen und sich an dem Spaß beteiligen. Stattdessen entschied er sich jedoch dafür, hier zu bleiben und diesen Moment gemeinsam mit seinem mächtigsten Verbündeten, dem Gesprungenen Kristall, zu genießen. Er erlaubte dem Artefakt sogar, die östliche Wand wieder dünner werden und mehr Sonnenlicht in den Raum dringen zu lassen.
»Wo ist er?«, schäumte Kohrin Soulez und stampfte durch den Raum. »Yharaskrik!«
»Vielleicht kann er nicht durchkommen«, vermutete Ahdahnia. Sie näherte sich dem Wandbehang, während sie sprach.
Entreri war sich der Tatsache bewusst, dass er heraustreten, sie niederstrecken und sich auf seine Beute stürzen konnte. Aus Neugierde wie aus Vorsicht unterdrückte er jedoch den Impuls.
»Vielleicht hat die gleiche Kraft, die aus dem Turm…«, fuhr Ahdahnia fort.
»Nein!«, unterbrach Kohrin Soulez sie. »Yharaskrik steht über solchen Dingen. Sein Volk sieht die Dinge – alle Dinge – völlig anders.«
Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, keuchte Ahdahnia auf und wich quer durch Entreris Sichtfeld rasch zurück. Ihre Augen weiteten sich, als sie in die
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