Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
durchbohren konnte.
Wenn der Drow, der kühl und sich seiner Macht bewusst, dastand, irgendwelche Besorgnis darüber hegte, so gelang es ihm gut, sie zu verbergen. Aber das tat Entreri ebenfalls.
»Es gibt Arbeit in Luskan zu erledigen«, erläuterte Kimmuriel schließlich. »Unser Freund Morik hat noch immer nicht die benötigten Edelsteine geliefert.«
»Ich soll schon wieder den Boten spielen?«, fragte Entreri sarkastisch.
»Diesmal haben wir keine Botschaft für Morik«, sagte Kimmuriel kalt. »Er hat uns enttäuscht.«
Die Endgültigkeit dieser Aussage beeindruckte Entreri sehr, aber es gelang ihm, seine Überraschung zu verbergen, bis Kimmuriel sich umdrehte und den Raum wieder verließ. Dem Meuchelmörder war natürlich klar, dass Kimmuriel ihm gerade den Auftrag erteilt hatte, nach Luskan zu reisen und Morik zu töten. Dieser Befehl war nicht allzu seltsam, da Morik anscheinend die Erwartungen, die Bregan D'aerthe an ihn stellte, nicht erfüllte. Dennoch kam es Entreri irgendwie nicht richtig vor, dass Jarlaxle so bereitwillig und bedenkenlos seine einzige Verbindung zu einem so viel versprechenden Markt opferte – zudem noch, ohne sich die Erklärungen des trickreichen kleinen Gauners anzuhören. Jarlaxle hatte sich in letzter Zeit seltsam benommen, das stimmte, aber war er wirklich so verwirrt?
Als Entreri sich in Bewegung setzte, um Kimmuriel zu folgen, kam ihm plötzlich in den Sinn, dass dieser Mordauftrag vielleicht gar nichts mit Jarlaxle zu tun hatte.
Seine Bedenken und Befürchtungen wuchsen noch, als er den kleinen Raum betrat. Er war Kimmuriel auf dem Fuße gefolgt, doch er wurde von Rai-guy – und nur von Rai-guy – erwartet.
»Morik hat uns erneut enttäuscht«, stellte der Zauberer ohne Einleitung fest. »Es kann keine weitere Chance für ihn geben. Er weiß zu viel über uns, und bei einem solchen Mangel an Loyalität … Nun, was sollen wir da schon tun? Geht nach Luskan und eliminiert ihn. Eine einfache Aufgabe. Die Juwelen interessieren uns nicht. Wenn er sie bei sich hat, könnt Ihr damit machen, was Ihr wollt. Nur bringt uns Moriks Herz.« Als er seinen Satz beendet hatte, trat er zur Seite und gab den Weg zu einem magischen Portal frei, das er erschaffen hatte. Das verschwommene Innere des Tores zeigte Entreri die Gasse neben Moriks Wohnhaus.
»Ihr werdet den Handschuh ablegen müssen, bevor Ihr hindurchtretet«, bemerkte Kimmuriel so selbstzufrieden, dass Entreri sich fragte, ob diese ganze Angelegenheit lediglich dazu dienen sollte, ihn in eine ungeschützte Position zu manövrieren. Natürlich hatte der gewiefte Meuchelmörder bereits auf dem Weg hierher darüber nachgedacht, daher grinste er Kimmuriel jetzt nur frech an, ging zu dem Portal und trat hindurch.
Er befand sich jetzt in Luskan und drehte sich um, sodass er sehen konnte, wie das Tor sich wieder schloss. Kimmuriel und Rai-guy blickten ihm mit Gesichtern nach, die alle möglichen Gefühle von Verwirrung über Ärger bis hin zu Neugier widerspiegelten.
Entreri hob seine behandschuhte Rechte zu einem spöttischen Gruß, während die beiden verblassten. Er wusste, dass sie sich fragten, wie es ihm gelungen war, eine solche Kontrolle über den Magie absorbierenden Panzerhandschuh zu erlangen. Sie versuchten ein Gefühl für seine Macht und seine Beschränkungen zu entwickeln, etwas, das selbst Entreri noch nicht gelungen war. Er hatte gewiss nicht vor, seinen verschwiegenen Gegnern irgendwelche Anhaltspunkte zu liefern, daher hatte er den echten Handschuh gegen die Kopie ausgetauscht, die schon Soulez zum Narren gehalten hatte.
Sobald das Tor verschwunden war, verließ er die Gasse und zog im Gehen wieder den richtigen Handschuh an. Die Kopie steckte er in einen kleinen Beutel, den er unter den Falten seines Umhangs verborgen am Gürtel trug.
Als Erstes ging er zu Moriks Zimmer und stellte dort fest, dass der kleine Dieb keine weiteren Sicherungen oder Fallen eingebaut hatte. Das überraschte Entreri, denn für den Fall, dass er seine gnadenlosen Auftraggeber erneut enttäuschte, hätte Morik mit Besuch rechnen müssen. Außerdem hatte der Dieb offensichtlich keine Anstalten gemacht, aus der kleinen Wohnung zu fliehen.
Da Entreri keine Lust hatte, einfach im Zimmer zu warten, trat er wieder auf die Straße Luskans hinaus und ging von Kneipe zu Kneipe und von Straßenecke zu Straßenecke. Ein paar Bettler sprachen ihn an, aber er vertrieb sie mit einem bösen Blick. Ein Taschendieb wagte es tatsächlich, nach
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