Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
selbst. Ein sengender Strahl purer Hitze zuckte aus der Turmspitze, schoss über die Wüste hinweg und hüllte den Reiter und sein Pferd in ein weißgelb gleißendes Leichenhemd.
Es war in Sekundenschnelle vorbei. In der Einsamkeit der Wüste blieb nichts weiter übrig als die verkohlten Knochen von Rolmanet und seinem Pferd.
Jarlaxle schloss die Augen und ballte die Fäuste. Er musste an sich halten, um nicht loszubrüllen.
»Eindrucksvolle Demonstration«, meinte Kimmuriel.
»Fünfzehn sind zu uns übergelaufen, und es scheint, dass die anderen fünf tot sind«, erklärte Rai-guy. »Der Sieg ist vollständig.«
Dessen war sich Jarlaxle nicht so sicher, aber er riss sich zusammen und schaute seine Offiziere mit ruhigem Blick an. »Crenshinibon wird die Männer auswählen, die am einfachsten und vollständigsten dominiert werden können«, informierte er das skeptische Duo. »Sie werden zu ihrer Gilde – oder zu ihrem Gilden, sofern es eine Gemeinschaftsaktion war – zurückgeschickt, um dort eine plausible Erklärung für ihr Versagen abzugeben. Die anderen werden verhört – und sie werden willig all unsere Fragen beantworten –, sodass wir alles über diesen Feind erfahren werden, der sich in unsere Angelegenheiten einmischen will.«
Rai-guy und Kimmuriel wechselten einen Blick, der Jarlaxle nicht entging. Er verriet ihm, dass den beiden nicht entgangen war, dass er mit der Entscheidung des Kristalls haderte. Was sie daraus schließen würden, wusste der Söldnerführer nicht, aber die Tatsache, dass sie ihn durchschaut hatten, erfüllte ihn mit Unbehagen.
»Ist Entreri wieder zurück in Calimhafen?«, fragte er. »Im Haus Basadoni«, antwortete Kimmuriel.
»Wo wir alle sein sollten«, entschied Jarlaxle. »Wir werden unsere Neuzugänge befragen und sie dann Ahdahnia übergeben. Berg'inyon soll mit einem kleinen Trupp zurückbleiben, um die Operation hier zu überwachen.« Die beiden warfen sich erneut einen Blick zu, ohne jedoch etwas zu sagen. Sie verbeugten sich und verließen den Raum. Jarlaxle musterte im Spiegel die verkohlten Knochen des Mannes und seines Pferdes.
Es musste getan werden, wisperte Crenshinibon in seinem Verstand. Sein Entkommen hätte mehr neugierige Augen hierher gebracht. Dafür sind wir noch nicht bereit.
Jarlaxle erkannte die Lüge und das, was hinter ihr steckte. Crenshinibon fürchtete keine Späher, er fürchtete nicht einmal eine Armee. Der Gesprungene Kristall in seiner Arroganz war sicher, dass er die Mehrzahl jeder angreifenden Streitmacht einfach übernehmen und gegen jene wenden konnte, die sich nicht von ihm beeinflussen ließen. Wie viele konnte er kontrollieren? fragte sich Jarlaxle. Hunderte? Tausende? Millionen?
Die Vision, nicht nur die Straßen von Calimhafen, nicht nur die Stadt selbst, sondern das gesamte Reich zu beherrschen, erschien in seinen Gedanken, als Crenshinibon die unausgesprochene Frage »hörte« und darauf antwortete. Jarlaxle rückte seine Augenklappe zurecht, konzentrierte sich darauf und schwächte auf diese Weise die Verbindung zu dem Artefakt. Er konzentrierte seine ganze Willenskraft auf den Versuch, seine Gedanken so gut wie möglich für sich zu behalten. Nein, Crenshinibon hatte den Fliehenden nicht aus Angst vor Vergeltung getötet, das wusste er. Er hatte auch nicht mit solch übertriebener Macht zugeschlagen, weil er Jarlaxles Gegenargumente nicht anerkannte.
Nein, der Gesprungene Kristall hatte den Mann ausschließlich deshalb getötet, weil Jarlaxle es verboten hatte. Der Söldnerführer hatte die Grenze ihrer Partnerschaft überschritten und versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Das würde Crenshinibon nie zulassen.
Wenn das Artefakt sich so leicht widersetzen konnte, würde es dann ebenso leicht selbst die Grenze überschreiten? Dieser alles andere als beruhigende Gedanke wirkte nicht sonderlich ermutigend auf Jarlaxle, der den Großteil seines Lebens keines Mannes und keiner Oberin Mutter Sklave gewesen war.
»Wir haben neue Verbündete unter unserer Kontrolle und daher sind wir stärker«, meinte Rai-guy sarkastisch, sobald er mit Kimmuriel und Berg'inyon allein war.
»Unsere Zahl wächst«, stimmte Berg'inyon ihm zu, »aber damit steigt auch die Gefahr, entdeckt zu werden.«
»Und die des Verrats«, ergänzte Kimmuriel. »Denkt daran, dass einer der Spione, der unter dem Einfluss von Jarlaxles Artefakt stand, sich während des Kampfes gegen uns gewandt hat. Die Beeinflussung ist weder vollständig noch
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