Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
Oberfläche, nicht einmal in die Keller von Haus Basadoni. Da ist zu viel Aufregung, fürchte ich.«
Entreri zog die Augen zu Schlitzen zusammen und musterte den verschlagenen Gestaltwandler. Er hielt seine Antwort für zumindest seltsam, versuchte aber zugleich, sie nicht falsch zu interpretieren.
»Kommen die Abgesandten der anderen Gilden ebenfalls hier herunter, um sich mit dir zu treffen?« Jarlaxles Frage war darauf angelegt, Domo aufhorchen zu lassen.
Entreri musterte jetzt den Drow genau und überlegte, ob Crenshinibon Jarlaxle wohl gerade anwies, Domo zu alarmieren, ihn dazu zu bringen, an mögliche verräterische Handlungen zu denken, die einfacher zu lesen waren. Er fand jedoch, dass der Söldnerführer zu schnell vorging. Ein wenig beiläufiges Geplauder und etwas Diplomatie hätten die nötigen Hinweise vielleicht ebenfalls herausgelockt, ohne dass das Artefakt zu seinen groben Gedankensondierungen greifen musste.
»Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen ich mich mit Abgesandten anderer Gilden treffen muss, kommen sie häufig zu mir«, antwortete Domo und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Er verriet Entreri jedoch seine plötzliche Angespanntheit, als er sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Der Meuchelmörder ließ die Hände zum Gürtel sinken, bis die Handgelenke auf den Griffen seiner beiden bewährten Klingen ruhten. Diese Haltung wirkte entspannter und bequemer, brachte ihn aber gleichzeitig in Kontakt mit seinen Waffen, die er auf diese Weise schneller zu ziehen vermochte.
»Hast du dich in letzter Zeit mit einem von ihnen getroffen?«, fragte Jarlaxle.
Domo zuckte zusammen, dann noch einmal, bis Entreri begriff. Der Kristall versuchte hier und jetzt seine Gedanken zu durchforsten.
Die drei Werratten hinter ihrem Anführer warfen sich unruhige Blicke zu und traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
Domos Gesicht verzerrte sich und begann, menschliche Züge anzunehmen, um sich dann sofort wieder in die Schnauze einer Werratte zu verwandeln. Ein tiefes, wildes Knurren entrang sich seiner Kehle.
»Was ist los?«, fragte eine der Werratten hinter ihm.
Entreri sah, wie sich Ärger und Enttäuschung auf Jarlaxles Zügen abzeichneten. Neugierig schaute er wieder zu Domo hinüber und fragte sich, ob er die hässliche Kreatur vielleicht unterschätzt hatte.
Jarlaxle und Crenshinibon gelang es einfach nicht, die Gedanken der Werratte zu fassen, denn das Eindringen des Kristalls hatte den inneren Widerstreit des Lykanthropen ausgelöst, und diese Wand aus roter Pein und Wut schloss jeden Zugang aus.
Jarlaxle, dessen Enttäuschung wuchs, starrte die Werratte intensiv an. Er betrügt uns, entschied Crenshinibon plötzlich.
Jarlaxles Gedanken füllten sich mit Zweifel und Verwirrung, denn er hatte einen solchen Beweis nicht gesehen.
Ein Augenblick der Schwäche, meldete sich Crenshinibon.
Ein Aufblitzen der Wahrheit durch diese Wand aus wütender Qual hindurch. Er hat uns verraten … zweimal.
Jarlaxle schaute zu Entreri. Es war nur ein leises Signal, das der Meuchelmörder, der Werratten aus tiefster Seele hasste, jedoch sofort verstand und umsetzte.
Domo und seine Begleiter begriffen es ebenfalls, und ihre Schwerter zuckten aus den Scheiden. Noch während sie ihre Waffen zogen, war Entreri bereits mitten im Angriff. Charons Klaue durchschnitt die Luft und erzeugte eine Wand aus Asche, die Entreri dazu benutzen konnte, den Kampfplatz zu teilen und seine Gegner bei der Koordinierung ihrer Bewegungen zu behindern.
Er wirbelte nach links, um die Aschewand herum, und duckte sich dabei, sodass Domos lange, schlanke Klinge über ihn hinweg zischte. Das Schwert des Meuchelmörders fuhr hoch und schmetterte das der Werratte weit zur Seite. Entreri, noch immer in der Hocke, sprang mit dem Dolch voraus vor. Der Begleiter, der Domo am nächsten stand, stürzte jedoch herbei. Entreri musste zurückweichen und sein Schwert senken, um den Angriff abzuwehren. Er ließ sich in eine Rückwärtsrolle fallen, stieß sich sofort mit der rechten Hand vom Boden ab und kam fast an derselben Stelle wieder auf die Füße, von der aus er den Kampf begonnen hatte. Der törichte Rattenmann folgte ihm und ließ Domo und seine beiden Begleiter auf der anderen Seite der Aschenwand zurück. Hinter Entreri fuhr Jarlaxles Hand ein-, zwei-, dreimal auf und nieder und sandte ebenso viele Dolche durch die Luft, die dicht über den Kopf des Meuchelmörders hinwegsausten und den schwebenden Vorhang aus
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