Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung
Catti-bries Herz erobert hatte? Andererseits – hatte er das überhaupt jemals wirklich getan? Oder war ihre geplante Heirat für beide Seiten eher eine Sache der Zweckmäßigkeit gewesen, der logische Zusammenschluss der einzigen beiden Menschen unserer kleinen Gruppe, die zudem auch noch vom Alter und Aussehen her zueinander passten?
Ich glaube, es war ein wenig von beidem, und daher rührte meine Eifersucht. Denn wenn ich auch weiß, dass ich für Cattibrie in Bereichen zu etwas Besonderem geworden bin, von denen ich mir nie hätte träumen lassen, so wünscht doch ein Teil von mir, dass dies bisher niemandem sonst gelungen ist. Obwohl ich mir sicher bin, dass wir viele Gefühle miteinander teilen, die für uns beide neu und aufregend sind, denke ich nicht gerne über die Möglichkeit nach, dass Catti-brie solche Gefühle bereits früher mit jemand anderem geteilt hat, auch wenn es sich bei ihm um einen lieben Freund handelt.
Vielleicht gerade dann nicht, wenn es sich um einen so lieben Freund handelt!
Während ich dies gestehe, weiß ich, dass ich tief Luft holen und all diese Ängste und Eifersüchteleien fortblasen muss. Ich muss mich daran erinnern, dass ich diese Frau, Catti-brie, liebe, weil sie durch die Summe all der Erfahrungen, die sie gemacht hat, zu der Frau wurde, die sie ist. Wäre es mir lieber, wenn ihre menschlichen Eltern nicht gestorben wären? Einerseits schon. Doch wären sie am Leben geblieben, so wäre Catti-brie nie zu Bruenors Adoptivtochter geworden und hätte möglicherweise niemals im Eiswindtal gelebt. Das alles hätte es sehr unwahrscheinlich gemacht, dass wir einander jemals begegnet wären. Hätte man sie in der traditionellen Weise der Menschen erzogen, so wäre sie mit Sicherheit niemals zu der Kriegerin geworden, die sie jetzt ist, zu der Person, die meinen Geschmack am Abenteuer vollkommen versteht und die Entbehrungen des Wanderlebens klaglos hinnimmt; zu der Person, die im Kampf gegen die Elemente und die Ungeheuer dieser Welt alles – alles – riskiert und mir erlaubt, dies ebenfalls zu tun.
»Was-wäre-wenn«-Gedanken sind nutzlos, so glaube ich.
Zahllose Umstände haben jeden Einzelnen von uns zu dem Punkt im Leben geführt, an dem wir uns jeweils befinden. Und wenn uns dieser Ort nicht gefällt, so haben wir die Pflicht, die Straße des Lebens weiter zu beschreiten und uns einen Pfad zu suchen, der besser zu uns passt. Sind wir hingegen mit unserem Lebensweg einverstanden, so sollten wir ihm frohen Mutes folgen. Wenn man die in der Vergangenheit geschehenen schlechten Dinge ändern könnte, würde das bedeuten, dass wir die Grundlage dessen verändern, was wir jetzt sind. Ob das zu einem guten oder schlechten Ergebnis führen würde, könnte man, dessen bin ich mir gewiss, unmöglich vorhersagen.
So nehme ich also die Erfahrungen meiner Vergangenheit an und gestehe Catti-brie die ihren zu und versuche, für keinen von uns beiden Bedauern zu empfinden. Ich bemühe mich einfach darum, unsere gegenwärtigen Existenzen zusammenfließen und zu etwas Wunderbarem, Einzigartigem werden zu lassen.
Aber was wird aus Wulfgar? Er hat eine neue Gefährtin und ein Kind, das weder von ihm noch von ihr stammt. Und doch verriet Delly Curties Gesicht und ihre Bereitschaft, sich selbst zu opfern, um Colson zu schützen, dass sie das Kind wie ihr eigenes liebt. Ich glaube, das Gleiche trifft auch auf Wulfgar zu, denn trotz seiner Heimsuchungen und trotz des Benehmens, das er in der jüngeren Vergangenheit an den Tag gelegt hat, weiß ich, wer er ist, tief in seinem Inneren, unter dem verkrusteten und verhärteten äußeren Panzer seiner Gefühle.
Ich weiß aus ihren Worten, dass er diese Frau, Delly Curtie, liebt, und doch ist mir gleichzeitig bewusst, dass er einst auch Catti-brie geliebt hat.
Was hat es mit diesem Mysterium namens Liebe auf sich? Was ist es, das diese so flüchtige Magie hervorbringt? Ich habe so oft gehört, dass Leute verkündeten, ihr Partner sei die Liebe ihres Lebens und die einzig mögliche Ergänzung ihrer Seele, und genau so empfinde ich auch für Catti-brie und erwarte, dass sie so für mich fühlt. Aber ist das der Logik nach überhaupt möglich? Gibt es da draußen in der Welt nur eine einzige Person, die meine Seele vervollständigt? Existiert für jeden nur ein einziger möglicher Partner, oder ist es doch eher eine Frage des Zufalls? Vielleicht haben denkende Wesen ja auch die Fähigkeit, viele zu lieben, und die jeweiligen Umstände und nicht das
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