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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Hof f nung zu Erwartung f ü hrt, und Erwartung wiede r um kann entt ä uscht werden.
    Und daher frage ich mich selbst erneut, und ohne Schutzmauer – oder zumindest ihrer bewusst und en t schlossen, ü ber sie hinwegzusteigen –, warum ich mich diesem Mann, Artemis Entreri, der beinahe alles verr a ten hat, was mir etwas bedeutet, verwandt f ü hle! W a rum denke ich ü berhaupt je ü ber ihn nach? Warum habe ich ihn nicht umgebracht, als ich die Gelegenheit dazu hatte? Welcher Instinkt hielt das Zusto ß en des Krumms ä bels auf?
    Ich habe mich oft gefragt, selbst in letzter Zeit, wo es so viel ü ber neue Entwicklungen nachzudenken gab, ob Art e mis Entreri das ist, was ich geworden w ä re, wenn ich keine M ö glichkeit gefunden h ä tte, Menzobe r ranzan zu entfliehen. H ä tte mein wachsender Zorn mich auf den gleichen Wegg e f ü hrt, den Entreri w ä hlte, den eines leidenschaftslosen M ö r ders? Es kommt mir nur logisch vor, dass ich mich in den Anspr ü chen des Perfektionismus verloren und Zuflucht gefunden h ä tte in der Banalit ä t eines Lebens ohne Leide n schaft. Ma n gel an Leidenschaft ist vielleicht Mangel an Selbste r forschung, und es ist genau dieses tiefste Wesen der Selbsterforschung, das meine Seele vollkommen ze r st ö rt h ä tte, w ä re ich in meiner Geburtsstadt geblieben.
    Erst jetzt, in diesen Tagen, in denen ich zumindest das Gewicht der Schuld abgestreift habe, das meine Schultern so lange niederdr ü ckte, kann ich ohne Z ö gern sagen, nein, auch wenn ich in Menzoberranzan geblieben w ä re, w ä re ich nicht zu einem Spiegelbild von Artemis Entreri geworden. Eher wie Zaknafein, nehme ich an – ich h ä tte meinen Zorn nach au ß en a n statt nach innen gerichtet, h ä tte die Wut als R ü stung getragen und mich nicht in Ä ngste davor geh ü llt, was in meinem Herzen geschieht. Zaknafeins Leben war nichts, was ich mir w ü nschen w ü rde, und auch keines, das ich lange ü berlebt h ä tte, da bin ich sicher, aber es ist defin i tiv anders als das von Entreri.
    Also kann ich diese Sorge abstreifen und feststellen, dass wir, Entreri und ich, uns nicht auf jene Weise ä hnlich sind, die ich bef ü rchtet hatte. Und dennoch, ich denke immer noch an ihn, und h ä ufig. Das liegt, wie ich nun wei ß , daran, dass ich immer noch vermute, dass gewisse Ä hnlichkeiten zw i schen uns bestehen, aber dabei geht es nicht um meine Angst, sondern um meine Hoffnungen.
    Wirklichkeit ist etwas Seltsames. Die Wahrheit ist nicht so solide und universell, wie wir sie uns w ü n schen w ü rden; Selbstsucht leitet unsere Wahrnehmung an, und Wahrne h mung l ä dt zu Rechtfertigungen ein. Ein k ö rperliches Spi e gelbild, das uns nicht erfreut, kann schon dadurch ge ä ndert werden, dass wir uns mit den Fingern durchs Haar fahren.
    Ja, wir k ö nnen unsere eigene Wirklichkeit manip u lieren. Wir k ö nnen ü berzeugen, ja sogar t ä uschen. Wir k ö nnen andere dazu bringen, uns auf unehrliche Art zu sehen. Wir k ö nnen Eigensucht hinter Wohlt ä tigkeit verbergen, k ö nnen aus dem intensiven Bed ü rfnis, akzeptiert zu werden, Gro ß z ü gigkeit machen, k ö nnen strahlender l ä cheln, um eine z ö gernde Geliebte zu g e winnen. Die Welt ist Illusion und h ä ufig T ä uschung, denn es sind die Sieger, die die Geschic h te schreiben, und die Kinder, die ohne einen Laut unter den festen Schritten einer triumphierenden Armee sterben, h a ben niemals wirklich existiert. Dann wird ein R ä uberb a ron zum Wohlt ä ter, einfach, indem er das stiftet, w o f ü r er keine Verwendung mehr hat. Der K ö nig, der ju n ge M ä nner und Frauen in den Tod schickt, wird g ü tig, weil er ein Baby k ü sst. Jedes Problem wird zu einem Problem der Wahrne h mung, wenn man versteht, dass Wirklichkeit in Wirklichkeit das ist, was man aus ihr macht.
    So geht es in der Welt zu, aber es ist nicht die einz i ge M ö glichkeit. Wahrhaft gute Herrscher wie Gareth Drache n bann, der in Damara herrscht, Lady Alustriel von Silbri g mond oder Bruenor Heldenhammer von Mithril-Halle ve r kleiden die Wirklichkeit nicht, um die Wahrnehmung zu ä ndern, sie sind entschlossen, die Wirklichkeit zu verbessern und ihrer Vision zu folgen. Sie verlassen sich darauf, dass ihr Weg der richtige ist, und daraus folgt, dass man sie als gerecht und freun d lich wahrnehmen wird.
    Aber es ist erheblich schwieriger, dieses nicht k ö r perliche Bild zu ä ndern, das im Spiegel der Selbsterforschung e r scheint und einem die Reinheit oder

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