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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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F ä ulnis von Herz und Seele zeigt.
    F ü r viele ist das leider kein Thema, denn die Illusion i h res Lebens wird zur Selbstt ä uschung, zu einer Ma s kerade, die sich am Applaus erfreut und einen kl ä gl i chen Beitrag f ü r einen guten Zweck als Fleckentferner f ü r die Seele betrac h tet. Wie viele Eroberer, frage ich mich, haben Zehntausende umgebracht, konnten aber diese Schmerzens- und Verzwei f lungsschreie ü ber dem Applaus derer, die glaubten, dass Kriege die Welt zu einem besseren Ort machen, nicht einmal h ö ren? Wie viele Diebe, frage ich mich, h ö ren die Klagen ihrer Opfer nicht und verschlie ß en wissentlich die Augen gegen ü ber dem Elend, das ihre Verbrechen bewirken, u n ter dem Mantel der ihnen selbst zugef ü gten Ungerechtigkeiten?
    Wann wird Diebstahl zu etwas, was einem zusteht?
    Es gibt Personen, die die Flecken auf ihren Seelen nicht sehen k ö nnen. Einigen fehlt vielleicht die F ä hi g keit, in den Spiegel der Selbsterforschung zu schauen, und andere ve r ä ndern die Realit ä t, sowohl die innere als auch die ä u ß ere.
    Es ist offenbar das sichtliche Elend von Artemis Entreri, das mir lange Hoffnung gegeben hat. Es fehlt ihm nicht an Leidenschaft; er versteckt sich davor. Er wird zu einem Werkzeug, einer Waffe, denn ansonsten m ü sste er ein Mensch sein. Er kennt den Spiegel nur zu gut, das ist mir jetzt vollkommen klar, und er kann sich nicht um seine offensichtlichen Fehler herumreden. Seine Rechtfertigungen f ü r sein Tun klingen hohl – vor allem f ü r ihn selbst.
    Nur in der Selbsterforschung zeigt sich der Weg zur Wiedergutmachung, f ü r jeden von uns. Nur indem wir uns ehrlich dem Bild im Spiegel stellen, k ö nnen wir die Wir k lichkeit dessen, wer wir sind, ver ä ndern. Nur indem wir die Narben, die Flecken und die F ä ulnis erkennen, k ö nnen wir beginnen zu heilen.
    Ich denke an Artemis Entreri, weil ich mir so etwas f ü r ihn erhoffe. Diese Hoffnung mag fl ü chtig und en t fernt sein, und vielleicht stellt sie am Ende nichts we i ter dar als mein eigenes selbsts ü chtiges Bed ü rfnis zu glauben, dass es Wi e dergutmachung und Ver ä nderung geben kann. F ü r Entreri? Wenn f ü r ihn, dann f ü r jeden.
    Vielleicht auch f ü r Menzoberranzan?
     
    Drizzt Do’Urden

18
    Pragmatische Unsterblichkeit
    Das Ende der Misshandlung war nicht weniger brutal als der Anfang. Der Mann, alles andere als jung, bog sich wild hin und her und grunzte und knurrte mit urtümlicher Wildheit und schlug der jungen Frau im Delirium seines Höhepunkts sogar ins Gesicht.
    Dann war es zu Ende, wie ein Fingerschnippen, und der Mann löste sich von der jungen Frau und ließ sein aus vielen Schichten bestehendes rotes, goldenes und weißes Gewand herab, als er ruhig davonging, ohne dem entjungferten Geschöpf noch einen Blick zu gönnen. Oberpriester Yozumian Dudui Yinochek, die Wahrhaft Gesegnete Stimme des Hauses der Beschützerin, der mächtigste Mann zumindest in einem Bezirk der Hafenstadt Memnon, hatte keine Zeit, über Pöbel nachzudenken.
    Seine Ziele waren intellektuell, seine Hindernisse körperlich, und seine »Herde« stellte häufig mehr eine Last dar als eine Quelle der Kraft.
    Er bewegte sich steifbeinig und schwankte ein wenig, als er durch den unordentlichen Raum ging, denn seine Energie war erschöpft. Er betrachtete die Karren und Kisten, die Segeltuchsäcke und Haufen von Werkzeugen. Selten begaben er oder andere Priester der Selûne, die die so wichtigen Gezeiten beherrschte, sich aus einem anderen Grund als diesem einen in diesen Raum. Es war schmutzig hier, und es stank nach Brackwasser; es war ein Raum für Diener und nicht für gesegnete Geistliche. Es gab hier nur ein Gutes: eine ziemlich verborgene Tür, die zur Straße hinausführte und durch die »Besucher« leicht nach drinnen geschmuggelt werden konnten.
    Dieser Gedanke bewirkte, dass der Oberpriester sich nun doch noch einmal der jungen Frau zuwandte, die kaum mehr als ein Mädchen war. Sie weinte, war aber offenbar klug genug, nicht zu laut zu jammern und damit seine Leistung zu beleidigen. Selbstverständlich hatte sie Schmerzen, aber die würden vorübergehen. Yinochek wusste, dass ihre Verwirrung und ihre Verstörtheit für sie am Ende schlimmer sein würden als das Brennen eines zerrissenen Jungfernhäutchens.
    »Du hast in dieser Nacht Selûne einen wertvollen Dienst erwiesen«, sagte er zu ihr. »Frei von meinen irdischen Begierden kann ich nun besser über die Geheimnisse des Paradieses

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