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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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grob von sich weg.
    »Es war wegen Parissus«, schluchzte sie. »Und du wolltest gehen. Du darfst nicht gehen ... Ich kann dich nicht ... Es tut mir leid.«
    Entreris Reaktion bestand in dem vielleicht enttäuschtesten und verzweifeltsten Blick, den Jarlaxle Baenre je gesehen hatte. Der Meuchelmörder seufzte tief und schien sich zu entspannen, und Calihye, die deshalb offenbar davon ausging, dass der Augenblick der Krise vorüber war, wagte zu ihm aufzublicken und sagte: »Du würdest mir niemals wehtun.« Es gelang ihr sogar, ein schwaches, hoffnungsvolles Lächeln aufzusetzen.
    Sie versuchte, schüchtern und verspielt zu tun, erkannte Jarlaxle, aber er sah auch, dass das auf Entreri offenbar wie Hohn wirkte.
    Der Meuchelmörder fuhr ihr sanft mit der Hand über die Wange, dann veränderte sich seine Haltung innerhalb eines Herzschlags, seine Miene wurde entschlossen, und er packte Calihye am Kinn. Sie riss die Augen auf und griff mit beiden Händen nach seinem unnachgiebigen Handgelenk.
    Er trieb sie mit zwei großen Schritten vor sich her und stieß sie dann mit furchterregender Kraft von sich weg. Sie brach durch die Läden, durch das Glas des Fensters, und sie schrie nur ein einziges Mal, als sie auf die ein Dutzend Fuß tiefer gelegene Straße stürzte.
    Entreri wandte sich wieder Jarlaxle zu.
    »Du hättest sie umbringen sollen«, sagte der Drow mit einer Stimme, die vor Mitleid und Bedauern schier triefte. »Sie ist gefährlich.«
    »Halt’s Maul.«
    Jarlaxle seufzte.
    »Und wenn du sie tötest, verspreche ich dir, dass du ebenfalls sterben wirst«, fügte Entreri hinzu.
    Wieder seufzte Jarlaxle. Aber er konnte sich nur selbst die Schuld geben, denn schließlich war er es gewesen, der die Flöte eingesetzt hatte, um den Meuchelmörder zu manipulieren – er hatte dafür gesorgt, dass das Herz von Artemis Entreri geöffnet wurde, das so lange vor den Qualen der Liebe geschützt gewesen war.
     
    Die Kälte wurde unerträglich. Calihye blutete aus hundert Schnittwunden, und als sie versuchte, aus den Holzsplittern und Glasscherben aufzustehen, stellte sie fest, dass ihre Beine sie nicht tragen wollten.
    Sie wusste, sie würde sterben. Verzweifelt und allein in der beißenden Kälte, nackt und blutend. Sie hatte keine Hoffnung, und sie wollte ohnehin nicht mehr weiterleben. Sie hatte in jeder Hinsicht versagt.
    Sie hatte sich in den Mann verliebt, der ihre liebe Parissus umgebracht hatte, und diese widersprüchliche Realität hatte sie gebrochen. Mit dem Gedanken konfrontiert zu werden, ihre Heimat verlassen oder sich von Entreri verabschieden zu müssen, war einfach zu viel gewesen.
    Also hatte sie sich wieder auf ihr leidenschaftliches Bedürfnis nach Rache konzentriert und ihre Verzweiflung über den Verlust ihrer besten Freundin als Rüstung gegen den Schmerz benutzt, den Entreri ihr verursachen würde, wenn er sie verließe.
    Und sie hatte versagt.
    Also würde sie sterben, und sie war froh darüber. Sie kroch durch das Glas und suchte nach einer brauchbaren Scherbe. Ihre Wunden und der kalte Wind brannten. Sie fand ein Stück, das groß genug war und langgezogen wie die Klinge eines Dolchs, und mit dieser Scherbe in der Hand kroch sie um die Ecke des Gasthauses in die Gasse, wo sie ungestört vor neugierigen Blicken sterben könnte.
    Mit Müh und Not erreichte sie die Gasse, und sie sackte mit dem Rücken gegen die Wand. Sie atmete keuchend und hustete ein wenig Blut. Sie wusste nun, dass sie die Scherbe nicht einmal zu benutzen brauchte, um ihrem Leben ein Ende zu machen; der Sturz hatte das bereits erledigt.
    Aber an ihren Wunden zu sterben, würde zu lange dauern und zu sehr wehtun.
    Calihye hob die Spitze der Scherbe an die Kehle. Sie dachte an Entreri, daran, wie sie sich geliebt hatten, aber dann schob sie diesen Gedanken beiseite. Stattdessen stellte sie sich Parissus vor, wie sie im Tod wartete, die Arme ausgebreitet, um ihre liebe Calihye wieder zu umarmen.
    Sie schloss die Augen und stach zu.
    Oder sie versuchte es, denn eine stärkere Hand packte ihr Handgelenk und hielt es fest. Calihye riss die Augen auf, und sie wurden noch größer, als sie erkannte, dass ein Dunkelelf ihr Handgelenk festhielt und dass auch noch andere Drow in der Nähe waren und sie lüstern anstarrten. In diesem Augenblick des Schreckens verschwanden der Nebel und der Schmerz, die sie umgeben hatten.
    »Wir sind noch nicht fertig mit dir«, hörte sie aus dem Hintergrund der Gruppe, und die Dunkelelfen teilten sich, um

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