Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Athrogate und die Schattengeschöpfe, die seine Fäden ziehen, besser kennen lernen.«
»Und wenn diese drei, der Drow, der Zwerg und der Mensch, den ich morgen zum Ritter schlagen werde, tatsächlich etwas mit der Zitadelle der Meuchelmörder zu tun haben?«, fragte Gareth, obwohl sein Grinsen deutlich zeigte, dass er die Antwort bereits wusste.
Kane zuckte die Achseln. »Wir werden sie belohnen und ehren und niemals zulassen, dass sie an einen Ort oder in eine Position gelangen, wo sie uns Schaden zufügen könnten.«
Selbst Celedon beruhigte sich bei dieser Versicherung, denn wenn Kane auf diese Weise sprach, hielt er sein Versprechen stets.
Kurz darauf verabschiedeten sich Celedon, Dugald und Kane und versprachen, später am Abend zu dem Festessen zu ihren Ehren zurückzukehren.
»Du hoffst, Olwen mit einer großartigen Tafel hierherlocken zu können«, sagte Christine zu Gareth, als sie allein waren – allein bis auf die Wachen, an die sie sich inzwischen so sehr gewöhnt hatten, dass sie für das Paar beinahe unsichtbar waren.
»Es heißt, Olwen kann einen Ork auf hundert Schritt riechen«, erwiderte Gareth. »Und eine gute Mahlzeit auf hundert Meilen.«
»Es sind mehr als hundert Meilen nach Kinbrace«, erinnerte Christine ihn und bezog sich damit auf den Sitz der Macht Soravias, wo sich Olwen aufhielt. »Selbst mit seinen Zauberstiefeln, selbst wenn sein knurrender Magen ihn antreibt, könnte Olwen nicht rechtzeitig zu unserem Festessen hier sein.«
»Ich dachte daran, dass auch ein anderer ein erneutes Treffen der Sieben vielleicht genießen würde«, erwiderte Gareth tückisch.
Christine verdrehte die blauen Augen, denn sie wusste, von wem ihr Gemahl sprach, und war alles andere als begeistert von der Aussicht, Gastgeberin für Emelyn den Grauen zu sein. Emelyn war der Älteste der Gruppe, die Zhengyi besiegt hatte, und sein siebzigster Geburtstag lag schon weit hinter ihm. Seine Vorstellungen von Höflichkeit trieben Lady Christines Geduld oft an ihre Grenzen. Sie war sehr froh gewesen, als der Zauberer vor ein paar Jahren ankündigte, er werde sich in den Königlichen Wald zehn Meilen südöstlich von Dorf Blutstein zurückziehen, und noch froher, als deutlich wurde, dass er nur selten für einen Besuch zurückkehren würde.
Gareth verließ den Audienzsaal durch einen Seitenflur, der in seine Privatgemächer führte. Er betrat einen kleinen Vorraum zu seinem Schlafzimmer und ging zu dem Schreibtisch, der dort nahe der Schlafzimmertür an der Wand stand. Die Rückseite des Schreibtischs erhob sich hoch über die Tischplatte, und es hing ein Seidentuch darüber. Als Gareth das Tuch wegzog, sah man einen Spiegel mit einem goldenen Rahmen, in den exotische Runen und Symbole eingearbeitet waren. Der König griff nach einer roten Kugel von etwa sechs Zoll Durchmesser, die vor dem Spiegel auf einem goldenen Sockel lag. Er rückte sie direkt vor den Spiegel und hob die Hand, als wolle er sie oben auf die Kugel legen.
»Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte Christine, die hinter ihm in der Tür stand.
Gareth warf einen Blick zu ihr zurück und grinste, und wieder verdrehte sie die Augen. Er wusste, dass sie es nur halb ernst meinte, aber Emelyn konnte tatsächlich eine Plage sein, und wenn er ehrlich war, musste auch Gareth zugeben, dass es ihm kein bisschen leidgetan hatte, als der Zauberer seinen »Ruhestand« ankündigte.
»Es könnte sein, dass wir Emelyns Dienste brauchen werden«, erwiderte er nun, legte die Hand oben auf die rote Kugel und schloss die Augen, um sich seinen alten Freund in Gedanken vorzustellen.
Einen Augenblick später schaute er in den Spiegel, und statt seines eigenen Spiegelbilds sah er dort einen anderen Raum. Er war voller Phiolen und Schädel, Bücher und Nippes, kleiner und großer Statuen, und dazu gab es einen großartigen, kunstvoll bearbeiteten Schreibtisch, der so lebendig wirkte wie der weiße Baum, aus dessen Holz er hergestellt war.
Am Schreibtisch, mit dem Rücken zu Gareth, saß ein alter Mann in einem seidigen grauen Gewand. Sein weißes Haar, lang und ungepflegt, hing beinahe bis auf den Schreibtisch, als er sich über sein Pergament beugte – tatsächlich sah man den Spitzen an, dass sie schon öfter im Tintenfass gelandet waren.
»Emelyn?«, fragte Gareth, dann eindringlicher: »Emelyn!«
Der Zauberer richtete sich auf, schaute nach links, dann nach rechts, dann drehte er sich um und spähte quer durchs Zimmer in den Spiegel, der dort an der
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