Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Nicken.
»Zweifellos hält er sie für verfrüht«, sagte Kane.
»Wir haben allerdings anderen hohen Besuch, der das Ereignis miterleben möchte«, erklärte Lady Christine. »Baronin Sylvia von Ostel ...«
»Wir können die Verdienste dieser Leute nicht abstreiten«, unterbrach Gareth sie, aber Kane schaute weiterhin Christine an.
»Die Baronin von Ostel«, sagte der Mönch. »Deren engster Verbündeter ...«
»Der Baron von Morov ist«, fuhr Celedon fort. »Dimian Ree.«
Gareth rieb sich das Kinn. »Ree ist zwar ein unangenehmer Mensch, aber in erster Linie ist er ein Baron von Damara.« Celedon setzte dazu an, etwas zu sagen, aber Gareth hob die Hand. »Ich weiß von den Gerüchten über seine Beziehungen zu Timoshenko«, erklärte der König. »Und ich zweifle nicht daran, obwohl wir bisher keine handfesten Beweise für eine Zusammenarbeit zwischen Morov und der Zitadelle der Meuchelmörder finden konnten. Aber selbst, wenn es wirklich so ist, kann ich mich nicht gegen Dimian Ree wenden. Heliogabalus ist seine Domäne, und es bleibt die wichtigste Stadt von Damara, ob ich nun dort bin oder hier.«
Alle im Raum verstanden Gareths Argument. Die Schwesterbaronien, wie man Morov und Ostel oft nannte, bildeten die Mitte von Damara, und Baron Ree und Baronin Sylvia verfügten über die Loyalität von mehr als sechzigtausend Damaranern, was beinahe die Hälfte der Bevölkerung des Königreichs ausmachte. Gareth war der König, und offenbar liebten ihn alle, aber jeder in diesem Audienzsaal verstand, wie schwierig Gareths Aufstieg gewesen war. Denn um Damara unter einem Herrscher zu vereinen, hatte er mehreren Baronen einen Teil ihrer gewohnten Macht nehmen müssen. Und mit seiner Idee, Vaasa in sein Reich einzubringen, um das größere Reich von Blutstein zu bilden, beunruhigte er viele Damaraner, die das ungezähmte Vaasa ihr Leben lang als Quelle großen Elends gekannt hatten.
Außerhalb von Dorf Blutstein wurde mehr geredet als im Ort selbst, das wussten Gareth und alle anderen hier sehr gut, und nicht alle Bürger sprachen sich für die Schaffung eines größeren Königreichs Blutstein aus, und einige nicht einmal für die fortlaufende Vereinigung der zuvor unabhängigen Baronien.
In den letzten Jahren hatten sich Baronin Sylvia und Lady Christine ein wenig angefreundet, aber keiner der Anwesenden hielt viel von Baron Dimian Ree von Morov – alle betrachteten ihn als einen leidenschaftlich eigensüchtigen Politiker. Es wagte allerdings niemand, ihn zu unterschätzen, vor allem in diesem gereizten politischen Klima, und daher bremsten Gareths Worte die Debatte gewaltig.
»Der Drow und sein Freund kommen in Gesellschaft eines Zwergs nach Dorf Blutstein«, sagte Kane schließlich.
»Er heißt Athrogate«, erklärte Gareth. »Ein ausgesprochen unangenehmer Bursche, aber nach allem, was man hört, ein guter Krieger. Ein zweiter Zwerg starb in der Burg und wird postum geehrt werden.«
»Es ist bekannt, dass Athrogate Verbindungen zu Timoshenko und Knellict hat«, sagte Kane. »Und das Gleiche galt für Canthan, den Zauberer, der ebenfalls in der Burg fiel.«
»Meister Kane, Ihr stellt Euch da eine gewaltige Verschwörung vor«, sagte Christine.
Kane ließ sich das gut gelaunt gefallen und verbeugte sich vor der Königin von Blutstein. »Nein, Mylady«, verbesserte er. »Es ist meine Pflicht, König Gareths Thron und dem König zu dienen, und genau das tue ich. Im richtigen Licht wird für mich etwas sichtbar, was das Netz einer potenziellen Verschwörung sein könnte – aber vielleicht ist es auch nur ein Trick der Sonne. Das ist mir durchaus bewusst.«
»Wann immer wir eine Spur eines Netzes sahen, haben wir auch eine Spinne gefunden«, warf Celedon ein. »Ich sage, es ist einfach nicht richtig. Es gibt hier mehr, als wir wissen, und wir sollten keine solchen Ehren wie die Position eines Ritteranwärters anbieten, ehe alle Fragen ohne jeden Zweifel beantwortet wurden. Ich werde nicht ...«
Kane stoppte Celedon mit erhobener Hand, noch bevor Gareth ihn anweisen konnte zu schweigen. »Der Drow, sein menschlicher Begleiter und der Zwerg«, sagte der Mönch leise, »könnten würdige Verbündete sein, falls sie Freunde sein sollten. Und wenn sie Feinde sind, können wir sie besser im Auge behalten. Seinen Feind zu kennen, ist der größte Vorteil eines Kriegers. Wenn du König bleiben willst, Gareth, mein Freund, und das Reich über die Torfestung nördlich von hier ausweiten möchtest, dann musst du
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