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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dann bewusst, dass sich dieses ferne Murmeln wieder auf seinen Geisteszustand auswirkte. Es ging eindeutig von einer Quelle außerhalb seines Kopfes aus, davon war er überzeugt, fern, aber eindeutig in einer bestimmten Richtung liegend. Etwas regte sich dort; er konnte sich in diese Richtungwenden. Und das Unbehagen dort, dafür war er die Quelle. Was es war, das wusste er nicht, aber er war sich sicher, dass er es noch herausfinden würde. Er schüttelte es wieder ab und setzte sich vor die Zimmerkonsole.
    Sie war von dem Typ, mit dem man ihn im Sanatorium vertraut gemacht hatte; sie sprang automatisch an, als die Sensoren seine Anwesenheit meldeten, und zeigte ihm die wunderbaren Einkaufsmöglichkeiten hier in der Wegstation Bradacken. Er saß da und starrte eine ganze Weile lang darauf, wobei er der Versuchung widerstand, über die Schulter zu blicken, sich gänzlich der Tatsache bewusst, dass niemand dort war, dass er sich allein hier aufhielt. Wenn er doch nur keinen Mord begangen hätte, wenn sie doch nur hier sein könnte …
    Auf einmal war er wütend auf sich selbst und rammte den Memorystick, den ihm Grant gegeben hatte, ins Laufwerk. Sein Kreditrahmen wurde eingeblendet, und er machte sich daran, die Summe auszugeben. Eine halbe Stunde später duschte er und saß, in ein Handtuch gewickelt, auf dem Bett, ehe der Türsummer ihn aus seinen Tagträumen riss. Er öffnete die Tür und sah eine niedrige, flache, ovale Plattform vor sich, auf der sich seine Einkäufe häuften, und er fragte sich, ob vielleicht die Frau vom Empfang die Plattform hergesteuert hatte. Verblüfft darüber, hier niemanden zu sehen, nahm er die diversen Pakete an sich und trug sie ins Zimmer. Als er das letzte zur Hand nahm, sagte die Plattform: »Eine gute Nacht, Jeremiah Tombs«, erhob sich auf sechs dicke Insektenbeine und huschte durch den Flur davon.
    Jem rammte die Tür zu und schloss sie ab, starrte auf sein Bett und sann über die Gewissheit nach, dass er Albträume haben würde.
    Eine Bekanntmachung ging an jeden Verstärker, jedes Komgerät und jede Konsole im Forschungsturm, und viele in den Überwachungsräumen unterhalb der Hauptplattform kehrten an ihreInstrumente zurück und begannen damit, ihren Forschungsgegenstand mit einer Tiefe und Präzision wie nie zuvor aufzuzeichnen und zu analysieren, und doch war so viel mehr vor ihnen verborgen. Amistad nahm alle Datensendungen der Turmsensoren entgegen und benutzte auch viele seiner eigenen Sensoren, und so verfolgte er, wie der Techniker erwachte.
    Nachdem er zuletzt Beute geschlagen hatte, hatte der Biomechanismus achtzehn Tage lang zusammengerollt auf der Wurzelstockmatte des Flötengrases gelegen, als verdaute er seine Mahlzeit. Dabei geschah dergleichen erst in den zurückliegenden zwanzig Jahren häufiger, sodass es sich hierbei sicherlich nicht um ein Verdauungsschläfchen gehandelt hatte. Im Zentrum des zusammengerollten Leibes zuckte der stachelförmige Schwanz. Dann liefen Wellen durch die Kreatur, vom Schwanz aus in Spiralen nach außen, bis sie den löffelförmigen Kopf erreichten, den die Kreatur ein wenig anhob. Dort, wo der Kopf auf dem Boden gelegen hatte, stieg Dampf auf und zerstreute sich, und Amistad sah, dass die Körpertemperatur des Technikers gestiegen war, in manchen Körperteilen höher, als man je zuvor gemessen hatte, und der höchste Wert überhaupt wurde unter der Kapuze erreicht. Andere Messwerte, die erzielt werden konnten, wiesen auf starke chemische Aktivität hin oder waren die Art elektrischer Werte, die man von einem tätigen Computer erwarten konnte und die den Hintergrund für die Streuung neuro-chemischer Aktivitätsspitzen bildeten. Dergleichen war früher schon bemerkt worden, aber nicht in solcher Dichte.
    Amistad öffnete einen Kanal zum Tagreb, wo die dortige KI Rodol antwortete.
    »Brauchst du etwas?«, fragte sie.
    »Was tut Chanter gerade?«, fragte Amistad.
    »In diesem Augenblick genießt er eine Mahlzeit aus Orangerücken-Fadenwürmern, die er lieber zu haben scheint als die verbreitetere grüne Variante. Nachdem er seinen Körper fürdiesen Planeten adaptiert hat, scheint sein Geschmack zu mehr Cyanid in der Nahrung zu tendieren, obwohl er sich selbst davon überzeugt hat, er hätte die Orangerücken lieber, weil sie sich im Mund stärker schlängeln.«
    »Und seine Zusammenarbeit mit Jonas Clyde?«
    »Sie gehen einander inzwischen aus dem Weg«, antwortete Rodol. »Nach Clydes Erklärung, der Techniker versuchte, mithilfe

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