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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Einen Moment lang schien die Richtung, die er einschlug, Amistad noch mehr Grund zur Beunruhigung zu geben, aber durch einen Geruchssensor am Aussichtsturm erhielt die Drohne eine Erklärung. Irgendwo da draußen war eine Schnatterente gestorben. Wie viele weitere Kapuzler nahm der Techniker Kurs auf die Überreste, um sie zu beseitigen. Er folgte seinem Instinkt oder seiner Programmierung. Aber wo lag da der Unterschied.
    Scheiße, sie haben eine Bombe eingesetzt!, war Grants erster Gedanke, während er sich aus dem Bett wälzte und die Unterhose anzog. Er erreichte die Tür, die noch immer unter der Druckwelle dessen bebte, was er für eine Explosion hielt, ging hinaus und erwartete, den Flur voller Rauch und Trümmer vorzufinden. Er sah jedoch nur Shree, die eilig aus ihrem Zimmer kam und in ihrem Höschen durch und durch sexy aussah. Er konnte jetzt erkennen, dass sie ihren Körper kosmetisch hatte aufbessern lassen.
    »Was zum Teufel war das?«
    Sie hatte es auch gespürt – es war also keine Wiederholung von Vergangenem in seiner Fantasie, kein Albtraum, der ihm über die Schwelle des Erwachens gefolgt war.
    »Ich dachte, es wäre eine Bombe.« Er blickte auf die Waffe in ihrer Hand – eine Schmalpistole, nicht das, was man bei einer Earthnet-Reporterin erwartet hätte – und dann auf die Tür zu Tombs’ Zimmer, die geschlossen blieb. Eine Sekunde später kehrte Grant ins eigene Zimmer zurück, nahm sein Komgerät zur Hand und schaltete es ein.
    »Penny Royal?«, fragte er, während er sich den Empfänger ins Ohr steckte.
    »Seht zu, dass ihr dort rauskommt!«, meldete sich die KI, gerade als ein weiterer Einschlag unbekannter Herkunft den Boden erschütterte. »Lasst den Geländewagen zurück – ein zu großes Ziel.«
    »Was ist los?«
    »Kapuzler.«
    »Hier sind wir doch bestimmt in Sicherheit, oder?«
    »Schnatterenten-Todeshormon«, entgegnete die KI. »Ich suche gerade nach der Quelle. Wenn ihr dort bleibt, seid ihr tot.«
    »Kapuzler«, erklärte Grant Shree, die sich unter seiner Tür herumtrieb. »Jemand hat hier drin das Schnatterenten-Todeshormon freigesetzt, und falls wir bleiben, sind wir tot.«
    »Falls wir hinausgehen, sind wir vermutlich auch tot«, sagte sie seltsam fatalistisch.
    »Hol deine Sachen«, wies er sie an und zog sich dabei schon den Rest seiner Kleidung an.
    Sie starrte ihn noch einen Augenblick länger an und wandte sich ab. Grant zog sich rasch und effizient an, überzeugte sich davon, dass seine Polistech-Atemausrüstung am Hals richtig saß, kontrollierte anschließend die Funktion seiner Scheibenpistole und steckte diese ins Holster. Die Waffe war gegen Kapuzler nutzlos, bot ihm aber eine Ausstiegsklausel, falls eine der Kreaturen ihn zu fassen bekam. Dann hängte er sich die Tasche über die Schulter und verließ das Zimmer. Tombs’ Tür war noch immer geschlossen, und er hämmerte daran: »Tombs! Wir brechen auf!«
    Die Tür glitt auf, und da stand er, gekleidet in schwere Wanderstiefel, eine schwarze Hose, die in diese Stiefel gestopft war, und eine grüne Jeansjacke, die offen stand und die silbrige Auspolsterung temperaturgesteuerter Unterkleidung zeigte. Er trug ebenfalls einen Rucksack an einer Schulter, und er hatte noch weitergehenden Gebrauch von der Einrichtung seines Zimmers gemacht, denn das pechschwarze Haar war hauteng gestutzt.
    »Sie sind gekommen«, sagte er.
    Woher wusste er das?
    »Wer ist gekommen?«, fragte Grant.
    »Die Bestatter«, antwortete Tombs.
    Der Mann sah Grant nicht einmal an, sondern starrte auf einen Punkt etwas seitlich von diesem, fast als blickte er direkt durch die Wände der Wegstation. Eine seiner Hände wanderte zur Brust und betastete eine Pfennigmuschelschale, die er an einer Schnur um den Hals trug.
    »Kapuzler«, sagte Grant.
    Tombs konzentrierte sich unvermittelt auf ihn.
    »Das Vergessen«, sagte er, gerade als Shree aus ihrem Zimmer kam und sich zu ihnen gesellte.
    »Nicht, wenn Penny Royal oder ich etwas dazu bemerken dürfen«, entgegnete Grant. »Wir fliehen. Wir nehmen einen der Notausgänge …«
    »Westseite«, flüsterte ihm Penny Royal ins Ohr.
    »… an der Westseite der Wegstation und bringen so viel Distanz zu ihr hinter uns, wie wir nur können.«
    »Kanister aufgefunden; ist abgeschaltet«, sagte Penny Royal, »aber das Hormonniveau entspricht dem von zwanzig toten Schnatterenten – viele Kapuzler.«
    Grant warf einen Blick auf Shree und fuhr fort: »Kapuzler flippen richtig aus, wenn sie nach einer toten

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