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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schnatterente suchen. Sie werden diese Wegstation angreifen und uns wahrscheinlich ignorieren.«
    Wahrscheinlich.
    »Kommt.« Grant streckte die Hand nach Tombs’ Schulter aus und stellte fest, dass sich seine Hand um Eisen schloss und dann das eigene Handgelenk von einem ähnlichen Griff umfasst wurde. Der frühere Proktor zog ihn heran, legte ihm eine Hand auf die Brust und schubste. Grant krachte an die Flurwand gegenüber, dass es ihm die Luft aus den Lungen hämmerte. Als er an der Wand herabrutschte, sah er, wie sich Tombs mit ausdrucksloser Miene umwandte und einen Schritt auf Shree zu tat. Sie wich zurück, zeigte auf einmal Angst, zog die Schmalpistole und zielte damit auf Tombs.
    »Vergessen«, sagte Tombs, tat einen weiteren Schritt und drängte Shree damit an die Wand, und die Mündung ihrer Waffe war nur noch einen Meter von seinem Gesicht entfernt.
    »Nein!«, brachte Grant hervor.
    Tombs schien auf einmal verwirrt. Er starrte auf die Pistole, wich einen Schritt zurück und blickte wieder Grant an.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich fürchte mich.«
    Grant rappelte sich auf. »Steck das weg, Shree – wir gehen jetzt.«
    Shree zögerte, und ein Ausdruck der Sehnsucht lief kurz über ihre Züge, ehe sie die Waffe ins Holster steckte. Grant trat vor und packte Tombs erneut an der Schulter, und er spürte nur den normalen Widerstand eines Menschen, ehe Tombs sich umwandte und der Richtung folgte, in die Grant ihn geschubst hatte.
    »Wir sollten uns beeilen.« Grant trabte los und nahm Kurs auf das Ende des Flurs, und Tombs und Shree hielten Schritt.
    Du fürchtest dich, dachte Grant. Nicht halb so sehr, wie ich mich fürchte.
    Der westliche Notausgang lag, von ihren Zimmern aus gesehen, an der gegenüberliegenden Seite der Station. Der schnellste Weg dorthin führte erst abwärts, dann aus dem Gebäude, über den Parkplatz hinweg und schließlich durch den Appartementblock gegenüber. An der dortigen Rezeption drängelte sich eine Menschenmenge, und durch die Glastüren sah Grant Fahrzeuge, die vom Parkplatz aus Kurs auf den Hauptausgangstunnel nahmen und dort eine Schlange bildeten. Die Leute hier mussten über die Gefahr informiert worden sein, die damit verbunden war, hierzubleiben, aber offenkundig nicht über die Gefahr, die darin bestand, große und auffällige Fahrzeuge ins Freie zu lenken. Stammte die Warnung von Penny Royal oder von jemand anderem? Hatte irgendein entsetzlich kalter Verstand beschlossen, dass diese fliehenden Fahrzeuge die Lockvögel spielen sollten, während die eine Person entkam, die er für wichtig erachtete, Jeremiah Tombs?
    Sie gingen zu den Glastüren und folgten anderen nach draußen, als etwas wie Donner über ihnen grollte. Grant blickte auf und sah ein Bild, das der alten Aufnahme ähnelte – ein Kapuzler über der Glaskuppel –, nur war diese Kreatur nicht im Begriff, über die Wegstation hinwegzuschreiten, sondern hatte angehalten. Die Beine scharrten nach Halt, und unterhalb der Kapuze wirkte alles verschwommen, dort, wo die Kreatur am Glas kratzte, bis es undurchsichtig wurde. Der Kapuzler richtete sich auf, ein vielgliedriger Turm, gekrönt von glänzenden roten Positionslampen, und hämmerte dann wie die Faust eines Riesen herab.
    Unter dem Einschlag schien der Boden der Wegstation einen halben Meter weit abzusacken. Grant taumelte und sah andere stürzen, und er bemerkte, dass Tombs in die Hocke ging und sein Gleichgewicht wahrte, das Gesicht nach oben gewandt und die Augen geschlossen, als sonnte er sich. Die gesamte Kuppel wölbte sich nach innen, und mit einem Krachen wie von aufeinanderprallenden Bergen zersplitterte sie und regnete herab, begleitet von dem Kapuzler, der wie schwarzes Öl nach unten floss. Er prallte mit der Kapuze voran auf den Parkplatz, und sein übriger Körper donnerte inmitten eines Regens aus Panzerglassplittern herab, die an Findlinge aus Quarz erinnerten. Er hob die Kapuze, gekrönt von Trümmerstücken, und schüttelte sich. Ein zermalmter Geländewagen, vielleicht der Grants, krachte in die Gebäude rechts von ihnen, gerade als Grant Tombs an der Schulter packte und weiterzerrte.
    »Wir nehmen den Weg außen herum!«, brüllte Grant in den Lärm der Verwüstung und des Geschreis hinein. Shree lief derweil schon voraus. Sie folgten dem Zwischenraum zwischen Gebäuden und Gärten, wo sie durch die ausgreifenden Äste der Traubenbäume teilweise vor stürzenden Trümmern geschützt waren. Sie kamen an dem Geländewagen vorbei,

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