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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und nur schwer zu handhabenden erwachsenen Form heranzureifen. Der ganze Vorgang ist problematisch, denn schon ein einzelner toter Squerm, der in einem Zuchtteich verwest, vergiftet das Wasser und tötet alle anderen Tiere darin. Sobald die Squerme ausgewachsen sind, werden sie gefangen und landen in Pressen, wo die Essenz herausgequetscht und sofort in Flaschen abgefüllt wird. In den abgedichteten Flaschen durchläuft die Essenz eine seltsame und sehr komplexe Gärung und Reifung, die zu langkettigen Proteinmolekülen führt. Squerm-Essenz wird beim Kochen in sehr geringer Dosierung verwendet und dient als Geschmacksverstärker für Meeresfrüchte und andere Gerichte. Feinschmecker behaupten, dass das Aroma chemisch nicht reproduzierbar ist. Ungeachtet zahlreicher vergleichender Untersuchungen, in denen besagte Feinschmecker keinen Unterschied feststellen konnten, bleibt die teure Essenz von Planeten wie Masada ein begehrtes Gut. Andererseits blickt die Unfähigkeit zu akzeptieren, dass die billigere Version eines Nahrungsmittels oder Getränks absolut keinen Unterschied zur teureren Version aufweist, auf eine lange und gut dokumentierte Geschichte zurück.
    aus dem Quittenhandbuch , zusammengestellt von diversen Menschen
    Der Mechanismus rührte sich unbehaglich in einem Zustand, den man bei einem gänzlich bewussten Wesen als Schlummer bezeichnet hätte. Die entlang der Schnittfläche zwischen Realraum und seiner eigenen Domäne im Subraum verstreuten Sonden registrierten den Eingang von Daten, die einen unmittelbaren Bezug zur Funktion des Mechanismus aufwiesen. Aber aufgrund seines verwirrten Geisteszustands dienten diese Signale nur dazu, ihn auf ein höheres Niveau innerer Wachsamkeit zu heben, aber sie trieben ihn nicht dazu an, aktiv zu werden.
    Im Realraum verstrich die Zeit, gemessen von diesen Sonden, und so wurde die Richtigkeit der neuen Signale deutlich. Der Mechanismus wurde darauf aufmerksam, dass gewisse Muster erkennbar wurden und einen räumlichen Bezug zu zwei Problemen zeigten, denen er früher schon begegnet war: der Kriegsmaschine und der schwarzen künstlichen Intelligenz, die beide versucht hatten, die Atheter wiederzubeleben, indem sie uralte Gedankenaufzeichnungen dieser Kreaturen in die Gehirne ihrer tierischen Nachfahren übertrugen. Der Mechanismus erwachte jetzt, erhöhte dabei seine Kapazität, konnte aber nach wie vor nicht aktiv werden, denn noch hatte er keine eindeutig aktiven Atheter-Gedankenprozesse festgestellt.
    Da die Vorbedingungen für seine Hauptfunktion jetzt jedoch offenkundig vorlagen, und sie von sehr seltsamen und schwierig zu bestimmenden Umständen begleitet wurden, sah er sich in die Lage versetzt, bislang ungenutzte Back-up-Programme online zu nehmen, und neue Prozesse erwachten im gestörten Bewusstsein des Mechanismus. Er begann die Wirklichkeit auf eine Art und Weise wie noch nie zuvor modellhaft abzubilden, begann zu extrapolieren, begann eine jetzt verfügbar gewordene mentale Funktion zu benutzen, die man bei einem anderen Wesen vielleicht als Vorstellungskraft bezeichnet hätte. Auch neue Daten wurden verfügbar, und der Mechanismus begriff jetztüber seine automatische Funktion hinaus das »Warum« seiner Existenz.
    Dschainatechnik zerstörte Zivilisationen, und nachdem die Atheter von diesem vergifteten Kelch getrunken hatten, gingen sie zu dem Vorstadium über, das in Jahrzehntausenden zerstörerischer interner Kriege bestand. Letztlich beschlossen sie, sich von dieser Technik zu befreien, indem sie deren Ziel beseitigten. Da das Ziel die Zivilisation war, wurde es nötig, die grundlegendsten Bausteine einer Zivilisation zu entfernen: die Verstandeseinheiten, die sie errichtet hatten.
    Dass die Atheter also den Job der Dschainatechnik selbst erledigten, indem sie sich auf das Niveau von Tieren herabstuften, stellte der Mechanismus nicht infrage. Auch verfügte seine neue Vorstellungskraft nicht über die schiere Kapazität, sich das Ausmaß an Verzweiflung und Selbsthass vorzustellen, das zu einer solchen Selbstzerstörung führte. Außerdem erkannte er nicht, dass ihm als Produkt der Atheter ihre Angst und ihr Wahnsinn in die eigenen Systeme fest eingebaut waren. Falls er einmal vom Dschainacode infiziert wurde, musste er sich selbst vernichten. Keine andere Option stand ihm zur Verfügung.
    Die zusätzliche Programmkapazität löste jedoch nicht das Rätsel, das er auf der Atheter-Heimatwelt spürte. Dort existierte ein Atheter-Gedankenmuster, und

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