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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte später benutzt zu haben.«
    »Genau. Die Geschichte mit Caesar ist ja ganz nett – deshalb hat Hollywood sie in ›Kleopatra‹ ja auch verfilmt –, aber die Beweise sprechen eine andere Sprache. Es gibt jedoch zwei Theorien, die besser zu den Fakten passen.«
    »Die Moslems und die Christen«, bot Emily an.
    »Stimmt.« Kyle setzte sich auf. Es freute ihn sichtlich, dass Emily mit den neuesten Theorien vertraut war. »Auch wenn Caesar vermutlich nicht die Ursache war, die meisten Gelehrten stimmen darin überein, dass die Bibliothek vermutlich während der Plünderung von Alexandria zerstört worden ist, und das passierte gleich mehrmals. 642 n. Chr., als die Armeen des Islam nach Westen zogen, haben die Truppen von Amr ibn al-Aas Alexandria eingenommen und einen großen Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Al-Aas war ein gnadenloser Heerführer. Sein Ziel war es, alle alten Religionen auszurotten, um Platz für den neuen Glauben zu schaffen, den Islam. Aus diesem Grund ließ er sämtliche heidnischen Tempel niederreißen und mit ihnen auch die Orte heidnischen Wissens.«
    »Gibt es irgendwelche handfesten Beweise dafür, dass die Bibliothek zur Zeit der islamischen Eroberung noch existierte?«, fragte Wexler. »Oder dass al-Aas’ Heerscharen sie zerstört haben?«
    »Nein, nichts Handfestes. Wir wissen nur, dass er Alexandria geplündert hat, und so etwas hat für gewöhnlich nachhaltige Auswirkungen auf das Stadtbild.«
    »Die Hypothese in Bezug auf eine Zerstörung durch die Christen ist ähnlich, nur ein wenig früher angesiedelt«, warf Emily ein.
    »Ja, genau. Dieser Theorie zufolge fand die Zerstörung in der Zeit von Theodosius I. statt.« Kyle nickte Emily zu, und sie setzte den Vortrag fort:
    »Theodosius I. regierte gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr., genau zwischen Caesar und al-Aas. Er war ein christlicher Kaiser, und in seiner Zeit ist das Christentum zur offiziellen Staatsreligion erhoben und alle anderen Kulte sind unterdrückt worden. In einem Erlass hat er die Zerstörung aller heidnischen Tempel befohlen, und der Bischof von Alexandria, ein Mann mit Namen Theophilus, hat diesen Erlass mit Feuereifer umgesetzt.«
    »Die Bibliothek wäre vielleicht verschont geblieben«, warf Kyle ein, »doch historisch gesehen war sie nun mal mit heidnischen Kulten verbunden. Sie hatte als Musentempel begonnen, und später wurde sie um ein Serapeum erweitert, einen Tempel des Gottes Serapis.«
    »Den Theorien zufolge«, schloss Emily, »besiegelte die Verbindung zwischen heidnischer Gelehrsamkeit und heidnischem Kult das Schicksal der Bibliothek, und sie fiel um das Jahr 391 n. Chr. einem Mob zum Opfer, der von Theophilus aufgestachelt worden war.«
    »Wahrlich eine Geschichte voller Liebe und Toleranz«, fügte Wexler spöttisch hinzu.
    »Ja, das ist eine Dimension der Geschichte, die uns nur allzu vertraut ist.« Emily hatte das Gefühl, für sie alle drei sprechen zu können. Solche Geschichten überraschten keinen Historiker.
    »Aber was wirklich interessant ist«, fuhr Kyle fort, »sind die Legenden, in denen es heißt, die Bibliothek sei nur teilweise zerstört worden und dass der Rest überlebt habe.«
    Emilys anfängliches Misstrauen kehrte wieder zurück.
    »Einige Leute lieben halt Verschwörungstheorien.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte Kyle, »aber Sie können die Möglichkeit auch nicht einfach so abtun. Vielen Menschen – und da schließe ich mich mit ein – erscheint es schlicht unvorstellbar, dass so eine riesige Bibliothek einfach verschwindet. Kein Kaiser würde solch einen Schatz einfach verbrennen lassen. Kein Herrscher, egal wie fromm und fanatisch er auch sein mag, egal ob Moslem oder Christ, würde solch eine unersetzbare Ressource einfach wegwerfen.«
    »Es gibt viele dramatische Momente in der Weltgeschichte, die dieses Argument widerlegen«, bemerkte Wexler.
    »Mehr als das«, erklärte Emily. »Derartige Theorien gründen sich auf reine Spekulation. Vielleicht wurde die Bibliothek nur niedergebrannt, um die Eroberer zu täuschen, nachdem man ihren Inhalt in Sicherheit gebracht hat. Vielleicht ist die Sammlung an einen anderen, geheimen Ort transportiert worden, sodass nur noch die Gebäude der Wut des Mobs zum Opfer gefallen sind. Und so weiter und so fort … Alles nur Vermutungen.«
    »Und das endlos«, fügte Wexler hinzu. »Verschwörungstheorien werden stets durch immer neue Spekulationen genährt.«
    »Das mag ja

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