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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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sein«, entgegnete Kyle, »aber unter all den Theorien, die da draußen existieren, gibt es eine, die nie verschwand, und zwar diejenige über eine Gruppe, welche die Bibliothek im Geheimen weitergeführt hat, und zwar in ungebrochener Tradition seit ihrer Gründung. Und vergessen Sie nicht: In seinen Briefen erwähnt Professor Holmstrand mehrmals eine Gruppe, die zur Bibliothek gehört. Und er erklärt, sie existiere auch.«
    Emily versuchte, sich vorzustellen, wie Arno sich solchen Theorien hingab – bei einem ernsthaften Forscher kaum denkbar. Trotzdem, in seinen Briefen hatte er die Existenz irgendeiner Art von Gruppe, die er schlicht die ›Gesellschaft‹ nannte, ausdrücklich betont.
    »Nun denn … Über was genau reden wir hier eigentlich?«, fragte Emily. »Über irgendeine Schattengesellschaft, die Bunker voller alter Schriftrollen hat?«
    »Nicht ganz.« Man merkte Kyle deutlich an, dass dieses Thema eine Leidenschaft von ihm war. »Der Legende zufolge ist diese Gruppe aus den Bibliotheksangestellten entstanden, deren Aufgabe es schon immer gewesen ist, Informationen zusammenzutragen und sie in die Sammlung einzufügen. Suchen, sammeln, lagern. Als die Bibliothek bedroht wurde, war die Verlagerung nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Projekts. Woran sie wirklich interessiert waren, war, die Mission der Bibliothek fortzuführen: Informationen und Wissen sammeln.
    Nach der Zerstörung von Alexandria, als die ganze Welt glaubte, die Bibliothek sei vernichtet, da wurde ihnen klar, dass es nur einen Weg gab, die Sicherheit der Sammlung zu garantieren: nämlich sie geheim zu halten. Sie kennen die Geschichte besser als ich, Dr. Wess …« Kyle schaute ihr in die Augen. »Daher wissen Sie auch, dass es immer wieder zu Bücherverbrennungen gekommen ist. Das Risiko war einfach zu groß. Also ist die größte Bibliothek der Welt im Untergrund verschwunden.«
    Emily sah ein Problem in Kyles Logik.
    »Was wäre denn der Sinn einer Bibliothek im Untergrund? Wenn niemand Zugriff auf die größte Sammlung von Wissen hat, die es gibt, was nützt sie dann?«
    »An diesem Punkt gibt es eine interessante Wendung in der Legende«, antwortete Kyle. »Wissen, auf das man nicht zugreifen kann, ist – wie Sie gesagt haben – sinnlos. Aber zu viel Wissen, das zu öffentlich gemacht wird, ist ein Risiko. Es besteht stets die Gefahr, dass jemandem nicht gefällt, was er liest, und dass er es vernichtet. Aber es gibt auch das intellektuelle Risiko, dass jemand zu viel wissen will, um dieses Wissen aus den falschen Gründen auszubeuten. Sie dürfen nicht vergessen, dass in der Bibliothek von Alexandria nicht nur Poesie gesammelt wurde. Sie war ein Sammelbecken für das gesamte Wissen eines riesigen Reiches. Historische Dokumente, geografische und kartografische Quellen, Aufzeichnungen wissenschaftlicher Entdeckungen, Militärberichte, landwirtschaftliche Pläne. Wenn in irgendeinem fernen Land eine Entdeckung gemacht wurde, dann wurden die Einzelheiten dokumentiert und schließlich in die Bibliothek gebracht. Wenn neue Kampftechniken entwickelt wurden, die einer Armee einen Vorteil über eine andere verschafften, dann haben die Feldherren Aufzeichnungen darüber gemacht, und die sind ebenfalls nach Alexandria geschafft worden. Wenn Kundschafter auf feindliches Territorium vordrangen, fertigten sie Karten von Befestigungsanlagen an, die dann kopiert und …«
    »… und in die Bibliothek gebracht worden sind«, beendete Emily den Satz für ihn.
    »Stimmt. Das Potenzial der Bibliothek für konstruktives Lernen musste gegen das Potenzial zum Missbrauch abgewogen werden. Niemand wollte diese Art von Informationen in den falschen Händen sehen.
    Deshalb heißt es in der Legende, um die Bibliothek vor den falschen Leuten zu beschützen, habe man eine drastische Entscheidung getroffen. Das Suchen nach neuen Informationen wurde fortgesetzt, aber verdeckt. Die Bibliothekare verstreuten sich im ganzen Reich, um so viele Informationen wie möglich abzugreifen, die dann der Sammlung hinzugefügt wurden. Und so wuchs die Sammlung immer mehr, fast zweitausend Jahre lang.«
    Emily schwieg und dachte über Kyles Geschichte nach. Unmöglich war das nicht. Nicht jede Geheimgesellschaft war ein Mythos. Was Kyle beschrieb, war im Grunde genommen eine antike Form verdeckten Datensammelns. Die Regierung machte das auch heute noch und noch immer im Geheimen. Doch ein Detail kam ihr irgendwie falsch vor.
    »Wenn diese Bibliothekare sich in alle

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