Die verlorene Bibliothek: Thriller
aufspüren können.«
Jasons Handy vibrierte. Eine Mail war angekommen.
»Einen Moment bitte«, sagte er und schaute auf das Display. Rasch überflog er die Informationen zu Emily Wess und hob das Handy wieder ans Ohr. »Ich hab’s.«
»Diese Frau ist nun Ihr vorrangiges Ziel.«
»Wie ist sie in die Sache involviert?«, fragte Jason. »Wie viel weiß sie?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass sie in der Sache drinsteckt.« Der Sekretär hielt kurz inne. Jedem anderen gegenüber hätte er solch eine Schwäche nicht eingestanden, doch Jason vertraute er alles an. »Wir hatten ihren Namen schon in den Akten, aber es hat bei niemandem geklingelt. Soweit wir wussten, war sie einfach nur eine ganz normale Kollegin des Bewahrers. Aber sie ist kurz nach seiner Terminierung nach England geflogen, und zwar mit einem Ticket, das er für sie gebucht hat.« Die Ermittlungen seiner Männer in New York hatten schon einige Verbindungen zu den Ereignissen der letzten Zeit zutage gefördert. »Sie ist definitiv in die Sache involviert. Dessen bin ich sicher.« Erneut legte er eine kurze Pause ein. »Wir sind gerade in ihrem Haus und suchen nach Dingen, die sie vielleicht versteckt haben könnte. Finden Sie sie, und lassen Sie sie nicht aus den Augen. Ich will nicht, dass sie terminiert wird, bevor wir genau wissen, wie sie in das Ganze passt. Erstatten Sie mir regelmäßig Bericht.«
Der Sekretär beendete das Telefonat, und Jason drehte sich zu seinem Partner um.
»Wir haben neue Anweisungen«, sagte er. »Hier.« Er gab dem Mann sein Handy. Auf dem Display waren noch immer die Daten zu Emily Wess zu sehen. »Lass ihr Handy orten, und bring uns zu ihr.«
»Gib mir eine Zone«, erwiderte der andere Freund. »Wo soll ich mit der Suche beginnen?«
»Sie ist hier. Emily Wess ist in Oxford.«
KAPITEL SECHSUNDVIERZIG
O XFORD – 18:00 U HR GMT
Emily hatte Professor Wexler bereits auf dem Weg aus dem University College angerufen und so schnell wie möglich die Stadt durchquert. Nachdem sie ihm erst einmal von ihrer Entdeckung erzählt hatte, hatte er am Telefon genauso aufgeregt geklungen wie sie. Bei ihrer Ankunft öffnete er mit Schwung die Tür.
»Kommen Sie rein, kommen Sie rein.«
Emily betrat das viktorianische Haus und umarmte ihren Gastgeber. Für Etikette war bei ihrer neu gewonnenen Energie kein Platz mehr.
»Schuhe aus«, befahl Wexler ihr. »Die Madame mag es gar nicht, wenn ein Gast den Boden versaut.« Auch die fantastischen Entdeckungen dieses Tages entbanden einen nicht davon, gewisse Protokolle zu befolgen.
Emily tat, wie ihr geheißen, und folgte Wexler auf Socken in das elegant eingerichtete Wohnzimmer.
Wexler strahlte eine kindliche Freude aus, als er sich halb vor der Frau verneigte, die in königlicher Haltung auf dem Sofa saß.
»Emily Wess, darf ich Ihnen meine geliebte Frau vorstellen, Mrs Professor Wexler.« Wexlers Frau stand auf und umarmte Emily warmherzig.
»Ignorieren Sie ihn«, sagte sie und lächelte. »Ich heiße Elizabeth, und es ist mir eine Freude, Sie nach all den Jahren endlich kennenzulernen.«
Emily erwiderte das Lächeln, und Elizabeth Wexler fuhr fort: »Peter hat oft von Ihnen gesprochen, heute sogar noch mehr als sonst.« Elizabeth Wexler sprach im Tonfall einer Frau, die ganz genau wusste, welche Energie ihr Mann entwickeln konnte. »Bitte, Emily, fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich werde etwas in den Ofen schieben, während Sie beide es sich gemütlich machen.« Sie ging zur Tür, und Wexler trat an ihre Stelle, zwei Drinks in der Hand.
»Ein Drink, Miss Wess. Bitte, setzen Sie sich.«
Emily nahm das Glas und nahm Platz. Dabei bemerkte sie, dass die Möbel im Haus des Professors wesentlich stilsicherer waren als die in seinen Räumlichkeiten im College. Wexler war offenbar der Meinung, dass es sich für einen Professor schlicht gehöre, in seinem Büro ein gewisses Maß an Chaos zur Schau zu stellen. Zu Hause bestand dafür jedoch keine Notwendigkeit.
»Seit Sie angerufen haben, konnte ich an nichts anderes mehr denken«, sagte Wexler und lief auf und ab. Er trat an den Kaffeetisch und griff nach einem alten Buch. »Ich habe versucht, mich irgendwie zu beschäftigen, wollte ein wenig über Alexandria und die Bibliothek nachlesen, aber mein alter Geist konnte sich schlicht nicht konzentrieren.« Er legte das Buch wieder weg und setzte sich Emily gegenüber. Dann starrte er sie erwartungsvoll an.
Emily holte wortlos das Handy aus der Tasche, schaltete das
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