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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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gegenüber. Auf der anderen Straßenseite, umgeben von acht weißen Steinsäulen, die das Dach über ihr stützten, stand die edle Gestalt einer Königin. Die Statue stand ein wenig erhöht an einer Straßenbiegung, und Emily konnte ihr nur in die Augen sehen, weil sie die paar Stufen vor dem alten, unbenutzten Tor hinaufgestiegen war.
    Das Queen’s College . Ihr Puls raste, während sie versuchte, sich an die wenigen Fakten zu erinnern, die sie über das College wusste. Es war im Jahre 1341 gegründet und nach Königin Philippa benannt worden, der Frau von König Edward III. Und das Queen’s College war berühmt dafür, gute Organisten und Historiker hervorzubringen. In ihrem zweiten Jahr als Masterstudentin hatte Emily dort ein Seminar besucht, und schon damals war ihr die Statue über dem Haupteingang aufgefallen. Nur wenige Königinnen hatten sich ein solches Monument verdient, vor allem in einer Stadt der Gelehrten.
    Sie ist die erste. Jetzt brauche ich nur noch eine zweite.
    Mit wachsender Gewissheit schaute Emily von rechts nach links, und noch bevor sie es sah, wusste sie, was sie finden würde. Von ihrem gegenwärtigen Standort aus fast genauso weit weg wie der Haupteingang des Queen’s College, nur in die andere Richtung, ragten die Ruinen der University Church zwischen den Häusern hervor, der Kirche der Jungfrau Maria.
    Sie stand jetzt genau zwischen zwei Königinnen, erkannte Emily: links die Königin des Himmels in Form einer Kirche, die der Heiligen Jungfrau geweiht war, und rechts die weltliche Königin in Form eines Colleges, das den Namen von ihr trug.
    Und hinter ihr, durch eine hohe Mauer vor neugierigen Blicken verborgen, lag die ›Kirche der Universität, älteste von allen‹.
    Emily steckte Arnos Brief wieder ein und rannte zum Haupteingang.

KAPITEL DREIUNDVIERZIG
    16:55 U HR GMT
    Nach ihrer Erleuchtung geschah alles ganz schnell. Am Haupteingang des University College zahlte Emily ein geringes Entgelt für die Ehre, das Gelände betreten zu dürfen; dann trat sie ein. Sie durchquerte die gut gepflegten Gärten und hielt direkt auf die Collegekapelle zu. Das große Gebäude stand unmittelbar neben der College Hall, zwei beeindruckenden Gebilden, die aufgrund der hohen Mauern von draußen nicht zu sehen waren.
    Emily betrat die Kapelle und richtete ihre Aufmerksamkeit auf jedes Detail des wunderschönen Innenraums, denn das Symbol der Bibliothek aus Arnos Brief konnte sich überall verbergen, bei den Statuen der alten Dekane im Vorraum, dem reichverzierten Sichtschirm oder den Buntglasfenstern, die noch aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammten. An jedem anderen Tag hätte Emily es genossen, hier zu sein, hätte bekannte Gesichter unter den Abbildungen gesucht und sich bemüht, etwas über diejenigen in Erfahrung zu bringen, die sie nicht kannte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie das schon in unzähligen Kapellen und Kirchen getan und dabei stets geglaubt, dass es schon so etwas wie ein Sakrileg sei, neben so etwas Altem zu stehen und nicht über seine Bedeutung nachzudenken. Doch heute nicht.
    Emily hatte keine Ahnung, welche Form das Symbol haben würde: Würde es in Buntglas schimmern, in Stein gemeißelt, in Holz geschnitzt oder in Stoff gewebt sein? Sie fühlte nur mit absoluter Sicherheit, dass es irgendwo hier sein musste. Alles hier war eine Möglichkeit. Sie schaute erneut auf das dritte Blatt, das Arno ihr geschickt hatte, das mit dem kleinen Symbol oder Wappen am Kopf, den griechischen Buchstaben Beta und Eta umgeben von einem kleinen Schmuckrahmen.
    Emily ging an dem Schirm vorbei und betrat die eigentliche Kapelle. Hier waren auch ein paar andere Besucher, die das Interieur bestaunten, und andere saßen in den Bänken und waren im Gebet versunken. Emily ging an ihnen vorbei zum Altar und ließ dabei ihren Blick über jede Oberfläche schweifen. Sie sah nichts, was Arnos Symbol auch nur ähnelte. Dann nahm sie sich die rechte Seite der Kapelle vor, schaute zwischen die Bänke und unter die Fenster. Nichts. Sie kehrte wieder zum Altarende zurück und untersuchte es erneut; dann wiederholte sie das Ganze auf der gegenüberliegenden Seite. Und wieder nichts.
    Frustriert reckte Emily den Hals und starrte zu der pseudogotischen Decke hinauf mit ihren hohen Spitzbögen. Auch dort war nichts zu sehen.
    Emily senkte den Blick wieder und ließ ihn erneut zum Altarende schweifen, dem architektonischen Mittelpunkt der Kapelle. Der Altar war vom Hauptschiff durch einen traditionellen

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