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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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Bibliotheksangestellter, der zufälligerweise hier war? Emily wusste noch nicht einmal, wie sie anfangen sollte.
    »Ich … äh … Ich …«, stotterte sie.
    Der Mann musterte Emily, während sie stammelte und schließlich schwieg. Dann schaute er ihr in die Augen. Stumm wartete er nur. Ob das nun Absicht oder einfach nur ein Charakterzug von ihm war, in jedem Fall würde er es Emily nicht leichtmachen.
    Ich muss an diesem Mann vorbei. Ich darf mich nicht von ihm aufhalten lassen. Emily suchte nach den richtigen Worten, doch alles, was ihr einfiel, war die offensichtliche Entschuldigung. Um einen entspannten Tonfall bemüht, erklärte sie:
    »Es tut mir sehr leid. Ich habe meine Reisegruppe verloren, und jetzt habe ich mich ver …«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach sie der Mann, »aber ich bin sehr beschäftigt.« Doch beschäftigt hin oder her, er blieb in der Tür stehen und ließ Emily keine Sekunde aus den Augen. Und er hob auch nicht den Arm, schaute nicht zu seinem Schreibtisch oder machte sonst eine Geste, wie man sie von jemandem erwarten würde, der einen anderen wegscheuchen wollte. Er stand einfach nur mit stoischer Ruhe da.
    Das peinliche Schweigen zog sich in die Länge. Es war, als erwartete der Mann noch etwas anderes von Emily. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, legte er plötzlich die Hand auf die Türklinke.
    »Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann fürchte ich, muss ich Sie bitten zu gehen«, erklärte er, und sein Blick bohrte sich förmlich in Emily. Fast schien er sie anzuflehen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ging in sein Büro zurück und schloss die Tür.
    Wieder starrte Emily auf die unscheinbare Tür, die nur wenige Zoll von ihr entfernt war. Ihr Herz raste, doch nicht mehr nur aus Angst. Panik mischte sich unter ihre Aufregung. Dieser Mann weiß etwas. Sie klopfte an; dabei wusste sie gar nicht, was sie sagen sollte.
    Doch sie bekam keine Gelegenheit, etwas zu sagen, denn die Tür blieb geschlossen.
    Denk nach!, zwang Emily ihren Verstand zur Arbeit. Die letzte Bemerkung des Mannes war irgendwie seltsam gewesen: ›Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann fürchte ich, muss ich Sie bitten zu gehen.‹ Das war ein merkwürdiger Kommentar, und in der Verwirrung des Augenblicks ließ er Emily einfach nicht mehr los. ›Etwas zu sagen?‹ Was erwartet er denn von mir?
    Auf der Suche nach einem Hinweis schaute Emily sich um, und ihr Blick wanderte wieder zu dem Wort neben der Tür. ›Licht‹. Ist das ein Codewort? Wie ›Sesam, öffne dich‹?
    Besorgt, dass ihr das, was auch immer eine Begegnung mit dem Mann bringen mochte, entgehen würde, folgte Emily ihrem Instinkt. »Licht!«, verkündete sie laut und deutlich, und ihre Stimme hallte durch den kleinen Gang.
    Nichts. Die Tür blieb fest verschlossen, und das einzige Geräusch, das Emily hörte, war das Echo ihrer eigenen Stimme. Die simple Antwort war offenbar zu simpel gewesen. Wie es schien, war die Zeit der einfachen Lösungen für Arnos Hinweise vorbei. Sie hätte es sich denken können.
    Was zum Teufel soll ich denn sagen?
    Abgesehen von der Schrift an der Wand war die Tasche mit dem Quellenmaterial aus Oxford die einzige Ressource, die ihr zur Verfügung stand. Emily holte Arnos zwei Briefe und die Seite mit den Hinweisen heraus. Rasch überflog sie den handgeschriebenen Text auf der Suche nach irgendetwas, das ihr helfen könnte. In den Briefen stand jedoch nichts, was ihr relevant erschien. Die Briefe hatten sie nach Oxford geführt und zu der Kritzelei in der Kapelle, aber da stand nicht, was sie hier tun sollte.
    Oder zumindest sah es nicht so aus, und das, so erkannte Emily, musste Absicht sein.
    Der Gedanke an Oxford weckte eine Erinnerung in ihr, und Emily ging die Seiten noch mal durch, bis sie zu dem Blatt kam, das ihre Reise zu einer Queste gemacht hatte, der Seite mit dem kleinen Wappen, das sie in beide Städte geführt hatte, und mit den drei Hinweisen, die sie gezwungen war zu entziffern.
    Was hat Kyle noch mal gesagt? , fragte sich Emily und dachte an die Kommentare von Wexlers Assistenten zurück, als sie in den Räumlichkeiten des Professors gesessen hatten. ›Es folgen drei weitere Erklärungen. Wir können wohl davon ausgehen, dass zwei davon sich auf Orte hier an der Universität beziehen und eine auf etwas anderes.‹ Und mit der Erinnerung kam erneut Bewunderung für den jungen Mann, den Emily in Oxford kennengelernt hatte. Wenn ihre Ahnung sich als richtig erwies, dann war das nun schon das dritte

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